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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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wie … einen Mann, der hinter Frauen her ist, aber in dem Sinne, daß er eher jungen Frauen nachjagt als anderen. So 'ne Art Jungfernstecher. Verdammt noch mal, ich weiß es nicht. Es heißt, was es heißt.«
    »Wissen Sie, Sir, im Joual scheint es mehr Sex-Ausdrücke zu geben als im Englischen oder im französischen Französisch.«
    LaPointe zuckt die Achseln. »Ist doch klar. Der Mensch redet von dem, was für ihn wichtig ist. Mir hat mal jemand erzählt, die Eskimos hätten eine Menge Wörter für Schnee. Im Französisch der Franzosen gibt es viele, viele Wörter für ›sprechen‹. Und im Englischen viele für – da ist sie ja!«
    »Was?«
    »Worauf wir hier warten. Gerade hat die Concierge das ›Zimmer-frei‹-Schild aus dem Fenster genommen. Die hat die ganze Zeit, wo wir nicht da waren, versucht, da ranzukommen. Das ist das Zeichen für ihren Arnaud, wegzubleiben. Sie können Gift drauf nehmen: Wenn wir weg sind, stellt sie es wieder rein.«
    Guttmann schüttelt den Kopf. »Obwohl er ihr aufs Maul haut.«
    »Das ist die Liebe, mein Sohn. Die Liebe, die sich in allen Liedern immer auf ›ewig‹ reimt. Kommen Sie, fahren wir los.«
    Sie gehen den beiden Fingerzeigen nach, die die Concierge ihnen gegeben hat. Das erste Mädchen kommt gerade aus seiner Wohnung, als sie vorfahren. LaPointe paßt sie am Fuß der Vortreppe ab und nimmt sie zur Seite, während Guttmann dabeisteht und sich überflüssig vorkommt. Das Mädchen weiß nichts, nicht mal, wie er heißt. Nur eben Tony. Sie hatten sich in einer Bar kennengelernt, 'n bißchen was getrunken und sind dann zu ihm raufgegangen. Nein, sie hätte nichts dafür genommen. Er sah eben gut aus, und sie hätten sich ein bißchen amüsiert.
    LaPointe steigt wieder in den Wagen. War nicht gerade viel. Aber wenigstens weiß er jetzt, daß Tony Greens Englisch so schlecht nicht war. Offenbar hatte er die beiden Monate, die er in der Pension lebte, Stunden genommen.
    Noch überflüssiger kommt sich Guttmann im Haus des zweiten Mädchens vor. Eigentlich ist es gar kein Mädchen: eine Portugiesin Mitte Dreißig mit zwei Kindern, die dauernd rumrennen, und deren Mutter mit schwarzem Kleid, die kein Wort Französisch spricht, aber an der Tür des angrenzenden Schlafzimmers herumsteht und nur von Guttmann bemerkt wird. Von Zeit zu Zeit lächelt die Mutter Guttmann zu, und er lächelt aus Höflichkeit zurück. Das Lächeln der alten Frau ist unheimlich auf die Bekenntnisse der Tochter abgestimmt. Sie scheint jede sexuelle Enthüllung mit einem Kopfnicken und einem Grinsen unterstreichen zu wollen. Guttmann kommen seine geheimsten Ängste als Kind in den Sinn: daß seine Mutter seine Gedanken lesen könnte.
    Die junge Frau hat Angst und redet auf LaPointe ein, wobei sie immer wieder zum Zimmer ihrer Mutter hinüberblickt, weil sie nicht will, daß sie etwas hört, obwohl die alte Frau doch kaum zwei Worte Französisch versteht. Schon der Gedanke, daß ihre Mutter den unverständlichen Wortschwall dieser Bekenntnisse mitbekommt, erschreckt sie.
    Ihr Mann hat sie vor zwei Jahren verlassen. Der Mensch muß auch ein bißchen was vom Leben haben. Die Mutter nickt und grinst. Ja, also Tony Green hat sie in einem Tanzlokal kennengelernt, wo sie mit einer Freundin tanzen war. Ja, sie ist noch mit ihm aufs Zimmer gegangen. Die Mutter nickt. Sie ist verlegen. Ja, die andere Frau, ihre Freundin, war mit. Ja, alle drei in einem Bett. Die Mutter grinst und nickt. Guttmann lächelt zurück. Es war nicht ihre Idee gewesen – alle drei in einem Bett –, aber dieser Tony wollte es so haben. Und er war doch ein so gutaussehender Junge. Schließlich muß der Mensch ein bißchen was vom Leben haben. Es ist hart, sitzengelassen zu werden mit zwei Kindern, die man allein großziehen muß, und einer Mutter, die einem nur zur Last fällt. Die Mutter nickt. Es ist hart, Tag für Tag acht Stunden arbeiten zu müssen, und das sechs Tage in der Woche. Die Älteste geht in die Klosterschule. Uniformen. Bücher. Das kostet alles Geld. Da muß man eben sechs Tage in der Woche täglich acht Stunden arbeiten. Und jünger wird man auch nicht. Sicher ist es Sünde, aber der Mensch muß ein bißchen was vom Leben haben. Die Mutter lächelt und nickt.
    LaPointe schlüpft in den Wagen und sitzt eine Zeitlang schweigend neben Guttmann. Offenbar denkt er darüber nach, was die Frauen ihm erzählt haben.
    Guttmann ist doch recht beeindruckt von der Art, wie LaPointe mit dieser Frau und mit dem anderen Mädchen

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