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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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seitdem ich hier der Revierbulle bin und du ein Kind warst, das egalweg was angestellt hat. Immer bist du wild und rotzfrech gewesen, nur dumm bist du nie gewesen. Nachdem du anderthalb Tage Zeit gehabt hast, dir ein Alibi auszudenken, kann ich mir nicht vorstellen, daß du mir so 'ne blöde Geschichte auftischen würdest. Außer, daß …«
    »Außer was?«
    »Außer einigem. Außer, du hast gemeint, wir würden die Spur des Opfers nie bis hierher verfolgen. Außer, du bist mit mehr als allen Wassern gewaschen. Außer, du willst jemanden decken.« La-Pointe zuckt die Achseln. Man wird sehen. Nach und nach wird er weitere Türen öffnen, die in Räume führen mit Türen, die in andere Räume führen. Und vielleicht wird ihn eine Tür statt an eine kahle Wand zurück zur La Jolie France Bar-B-Q führen. »Sag mal, Carrot, dieser Italienerjunge, hatte der Freunde unter deinen Gästen?«
    Sie gibt ihm seinen Kaffee. »Nein, Freunde nicht. Der einzige Grund, daß er manchmal hier aß, war, daß hier ein paar Typen Italienisch sprechen und sein Englisch nicht besonders gut war. Aber er hatte immer Geld, und ein-, zweimal sind ein paar von meinen Stammgästen mit ihm auf Sauftour durch die Bars gezogen. Nächsten Tag haben sie mir was darüber vorgejammert, denen war so schlecht, daß sie nichts außer Kaffee runterkriegten.«
    »Was für Bars?«
    »Scheiße, ich weiß nicht.«
    »Sprich mal morgen mit deinen Gästen. Bring so viel du kannst über ihn heraus.«
    »Sonntags hab' ich zu.«
    »Na, dann am Montag. Ich will wissen, in welchen Bars er gewesen ist. Wen er kannte.«
    »Okay.«
    »Übrigens, sagt dir Schokolade was?«
    »Was ist denn das für 'ne Frage? Ich ess' welche, oder ich lass' es bleiben.«
    »Schokolade. Als Name. Fällt dir irgend jemand ein, der Schokolade oder Kakao oder so ähnlich heißt?«
    »Ach … war da nicht einmal einer im Fernsehen mit Sid Caesar?«
    »Nein, einer von hier. Einer, der diesen Tony Green gekannt hat.«
    »Stell mich auf 'n Kopf.«
    »Na, dann vergiß es.« LaPointe dreht sich auf seinem Barhocker und schaut das dralle Mädchen an. Sie hat mit dem Abräumen aufgehört oder ganz vergessen, was sie tun sollte, und steht mit der Stirn am Fenster und stiert leer auf die Straße, wobei ihr Atem die Scheibe beschlagt. Sie bemerkt es und fängt an, gedankenverloren mit dem kleinen Finger X reinzumalen. LaPointe muß daran denken, wie es aussehen muß, wenn sie sich über das ganze Bett wälzt und sich die Brüste knetet. Er steht auf, um zu gehen. »Okay, Carrot. Du rufst mich an, wenn du irgendwas über die Bars von diesem Bengel oder seinen Freunden hörst. Wenn ich nichts von dir höre, komme ich wieder.«
    »Und vielleicht kommst du auch so mal wieder, ja?«
    »Ja, vielleicht.« Er knöpft sich den Mantel zu und geht zur Tür.
    »He, LaPointe?«
    Er dreht sich um.
    »Der Kaffee. Macht fünfzehn Cents.«

8
    Auf dem Weg zu seiner Wohnung kommt LaPointe am Hauptquartier des Ersten Kanadischen Grenadierregiments vorbei. Zwei junge Soldaten schreiten, automatische Gewehre vor der Brust, vor dem Tor auf und ab. Der Atem strömt ihnen in weit zerstiebenden Strahlen aus den Nasenlöchern, ihre Nasen und Ohren sind rot vor Kälte. Sie beobachten ein Grüppchen Hippies auf der anderen Straßenseite. Drei Jungen und zwei Mädchen laden Kleidungsstücke und Pappkartons in einen klapperigen, mit Blumen bemalten VW-Bus. Sie ziehen von einer Wohnung, wo sie die Miete nicht gezahlt haben, in eine andere um, wo sie keine bezahlen werden. Die Hauptarbeit leistet ein dickes Mädchen, das über so bürgerliche Ersatzhandlungen wie Make-up und Haarwaschen erhaben ist, dieweil ein anderes Mädchen auf einer Kiste sitzt, vor sich hinstarrt und zum Takt einer inneren Melodie mit dem Kopf nickt. Die drei Jungen stehen, Hände in den Hosentaschen, mit grämlichen und verfrorenen Gesichtern herum. Sie sind den Anpassungszwängen des Establishments entronnen. Langbeinig und schmalbrüstig, mit runden, wegen der Kälte eingezogenen Schultern, sehen sie aus, als seien sie alle nach dem gleichen Muster gestrickt.
    Im Gegensatz zu ihnen halten sich die Wachsoldaten unnatürlich gerade – Schultern zurück, Brust heraus. LaPointe nimmt an, daß die Wachen, sobald die Hippies weggefahren sind, sich wieder entspannen und ihre Schultern schützend gegen den Wind stemmen werden. Er lächelt vor sich hin.
    Bevor er die Treppe hinaufgeht, schaut LaPointe zu seiner Wohnung rauf. Alles dunkel. Sie ist noch nicht vom

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