Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
Vom Netzwerk:
und schreit nach Ouzo. Sie bekommen zwei eisgekühlte Flaschen und ein Tablett mit Gläsern. Ein anderer erhebt sich und bringt einen Toast auf den Brautvater aus, der der Betrunkenste und Glücklichste der ganzen Bande ist. Der Festredner spricht langatmig und etwas zusammenhanglos; die anderen quengeln, sie würden überhaupt nicht zum Trinken kommen; schließlich schreien sie ihn nieder und greifen zu den Gläsern.
    Einer der jungen Leute hat Geld in die Musikbox gesteckt. Als die Musik anfängt, schlendert er auf LaPointes Abteil zu.
    »Ich darf doch, oder?«
    LaPointe nickt. Der Besitzer kommt vom Restaurant herauf, um nach dem Rechten zu sehen. Als er den Jungen mit Marie-Louise tanzen sieht, runzelt er die Stirn und geht rüber zu dem Abteil mit den drei jungen Männern. Es folgt ein kurzes Gespräch, während dem einer der Jungen den Hals nach LaPointe reckt. Als der Besitzer an dem Abteil vorüberkommt, um dem Brautvater mit falscher Freundlichkeit zu gratulieren, nickt und zwinkert er dem Lieutenant konspirativ zu. Er hat für alles vorgesorgt. Die jungen Leute werden sein Mädchen nicht noch einmal belästigen.
    Marie-Louise trinkt ihren Ouzo aus und möchte noch einen dritten. Ein paar Minuten lang wiegt sie die Schultern zu einer Melodie, die sie vor sich hinsummt. Sie kann gar nicht verstehen, warum die Jungen nicht noch mehr Platten spielen und sie zum Tanz auffordern.
    LaPointe will schon vorschlagen zu gehen, als einer aus der Hochzeitsgesellschaft aufsteht und im Bogen auf die Musikbox zusteuert. Er schiebt mit der Gründlichkeit des Praktikers eine Münze rein, drückt dann erst einen Knopf und dann einen anderen. Sofort ertönt die erste quäkende Note eines gravitätischen Liedes aus der fernen Heimat. Der alte Mann hebt langsam die Arme. Den Kopf hat er zur Seite gedreht und die Augen geschlossen. Zu jedem zweiten Takt schnappt er schnalzend mit den Fingern.
    Die Jungen in der Koje stöhnen über das altmodische Zeug. Der alte Mann schaut ihnen mit verschmitzt lächelndem Blick gerade in die Augen und schiebt sich, mit den Fingern schnalzend und bei jedem dritten Schritt graziös einknickend, langsam auf sie zu. »Nicht mit uns«, sagt einer der Jungen. »Gib's auf!«
    Doch der alte Mann rückt zuversichtlich näher. Die Bengels mögen ja modern sein und englisch sprechen, ihr Blut aber ist griechisch, und damit kriegt er sie bestimmt.
    Drei andere aus der Hochzeitsgesellschaft sind jetzt auch auf der Tanzfläche. Sie haben sich die Arme gegenseitig auf die Schultern gelegt, die beiden außen Tanzenden schnalzen zu dem aufpeitschenden Rhythmus mit den Fingern und gehen bei jedem dritten Schritt in die Knie. Zum Laufen zu betrunken, tanzen sie mit Haltung, Grazie und Überlegenheit.
    In der Koje der jungen Leute ist eine lustige Balgerei im Gange, bei der einer auf die Tanzfläche geschubst wird. Mit grämlicher Reserve fängt er langsam an, mit den Fingern zu schnappen, ohne den geringsten Zweifel daran zu lassen, daß diese Alte-Heimat-Scheiße nichts für ihn ist. Der alte Mann aber tanzt direkt vor ihm, schaut ihm unverwandt in die Augen und beschwört stumm das gemeinsame Erbe. Und als er dann dem Jungen den Arm um die Schulter legt, ist alle Grämlichkeit verflogen, und der Junge faßt Tritt. Schließlich ist er ein Mann.
    Die Musik wird unerbittlich schneller und schneller. Die fünf haken sich unter. Die beiden anderen Alten schließen sich zu beiden Seiten der Reihe an. Der eine schwenkt in der freien Hand eine Flasche Ouzo. Erst zwei Schritte zur Seite, dann ein tiefer Knicks nach vorn. Marie-Louise schaut fasziniert zu. Sie wundert sich, als sie bemerkt, daß LaPointe zum Rhythmus der Musik in die Hände klatscht, dann sieht sie, wie die an dem Doppeltisch ebenfalls klatschen. Als sie aufsteht, um mitzutanzen, schüttelt LaPointe den Kopf.
    »Das ist ein Männertanz.«
    »Ach, das macht denen doch nichts.«
    Er zuckt die Achseln. Vielleicht. Schließlich ist sie keine Griechin. Und tatsächlich treten sie auseinander und machen ihr in der Reihe Platz. Vom ersten Schritt an fühlt sie sich in dem einfachen, unwiderstehlichen Tanz zu Hause. Sie bringt eine ganz persönliche Note hinein, knickst sehr tief ein und neigt den Kopf fast bis auf den Boden, wirft ihn dann zurück, als sie wieder hochschnellt. Die anderen drei jungen Männer hält nun nichts mehr; sie stürzen heraus und tanzen mit.
    Als die Musik zu Ende ist, geht ein Freudengeheul los. Jeder spendet sich selber Beifall. Sofort

Weitere Kostenlose Bücher