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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Satz, den die Griechen für griechisch halten –, summt sie zu den Klängen einer Musikbox, die aus dem Stockwerk über dem Restaurant kommen.
    »Was ist denn da oben?« fragt sie und schaut zur Treppe.
    »So 'ne Art Bar.«
    »Mit Tanz?«
    Er zuckt die Achseln: »Och, da ist 'n Tanzparkett …« Er möchte jetzt wirklich gern nach Hause.
    »Können wir da nicht tanzen?«
    »Ich tanze nicht.«
    »Nie? Nicht mal, als sie jung waren?«
    Er lächelt. »Nein, nicht einmal da.«
    »Wie alt sind Sie denn?«
    »Dreiundfünfzig. Wie ich Ihnen schon gesagt habe.«
    »Haben Sie nicht.«
    »O ja. Sie haben's nur vergessen.«
    »Dann sind Sie ja älter als mein Vater. Ist Ihnen das klar? Sie sind älter als mein Vater.« Sie hält das plötzlich für bemerkenswert. Das ist so offensichtlich eine Taktik, daß es nicht nett wäre, sie nicht wirken zu lassen. Sie steigen also die Treppe rauf und kommen in einen großen dunklen Raum mit einer von bunten Birnen hinter Riffelglas beleuchteten Bar und einer Musikbox, die in ständig wechselndem Farbenspiel erglüht. Sie setzen sich in eines der Abteile an der Wand. Außer ihnen sind hier nur noch das Barmädchen und eine Gruppe von vier griechischen Jungen im übernächsten Abteil, die sich eine Flasche Ouzo teilen, die so stark gekühlt ist, daß sie auf der Tischplatte nasse Ringe hinterläßt. Einer der Jungen steht auf und geht an die Bar, wo er mit dem Mädchen flirtet. Sie trägt ein kurzes Kleid, und ihre Schenkel sind so dick, daß ihre schwarzen Strümpfe knirschend aneinander reiben, wenn sie sich bewegt.
    »Was möchten Sie denn gern?« fragt LaPointe.
    »Was haben denn die?« Sie deutet auf die jungen Männer.
    »Ouzo.«
    »Ob mir das schmeckt?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Ihnen schmeckt es nicht?«
    »Nein.«
    Sie spürt den kleinen Hieb, also bestellt sie nun gerade Ouzo. Er nimmt einen Armagnac.
    Während das Barmädchen fortknirscht, um die Getränke zu holen, steht Marie-Louise auf und geht zur Musikbox, um zu sehen, was es für Platten gibt. Dabei beugt sie leicht das Knie ihres gesunden Beins, damit man das lahme nicht so merkt. LaPointe weiß, daß es ihr egal ist, wenn er es merkt, also macht sie es der jungen Griechen wegen. Wie sie so über der Musikbox lehnt, fangen sich deren bunte Lichter in ihrem krausen Haarmop, und sie sieht sehr attraktiv aus. Ihr Gesäß ist rund und fest unter dem neuen Minirock. Er ist stolz auf sie. Auch den griechischen Jungen entgeht sie nicht, die bewundernde Blicke austauschen.
    Sie ist so alt wie manchmal seine imaginären Töchter. Sie ist so alt, wie seine reale Frau immer ist. Er hat zwei Gefühle auf einmal: Er ist stolz auf seine attraktive Tochter, eifersüchtig auf seine attraktive Frau. Saublöd.
    Jetzt geht bei den jungen Griechen ein Rippengestoße los, bis einer – der Mutigste oder der Quatschmacher – aufsteht und sich an sie ranmacht, wobei er sich dicht neben ihr über die Musikbox lehnt und das Plattenangebot studiert. E steckt eine Münze in den Schlitz und bedeutet ihr, sich was auszusuchen. Sie dankt lächelnd und drückt zwei Knöpfe. Als er sie zum Tanzen auffordert, nimmt sie an, ohne auch nur zu LaPointe rüberzusehen. Die Musik ist laut und modern, und sie tanzen auseinander. Trotz der ruckartigen, primitiven Tanzbewegungen wirkt sie stark und beherrscht und anmutig, und das Tanzen kaschiert völlig, daß sie hinkt. Es ist klar, warum es ihr solchen Spaß macht.
    Die Platte hört plötzlich auf, wie alle moderne Musik. Der junge Mann sagt irgend etwas zu ihr, sie schüttelt den Kopf, lächelt aber. Sie gehen zurück, jeder an seinen Tisch. Beim Vorbeigehen grüßt der Griechenjunge LaPointe mit einem kessen Winken.
    Marie-Louise gleitet, übersprudelnd und ein bißchen außer Atem, in die Koje. »Ein guter Tänzer.«
    »Woher wissen Sie das?« fragt er.
    »Ach, da sind ja die Getränke. Also: ex – Bottoms up!« Sie spricht den Toast auf englisch mit einem solchen Akzent, daß das zweite Wort wie ›söpp‹ klingt. »He, der ist gut! Schmeckt wie Lakritze. Aber scharf.« Sie trinkt aus. »Kann ich noch einen haben?«
    »Sicher. Aber vielleicht wird Ihnen schlecht davon.«
    Sie schiebt die Unterlippe vor und zuckt die Achseln.
    Er winkt die Kellnerin heran.
    Eine Gesellschaft älterer Männer poltert, angetrunken von einer Hochzeit kommend, die Treppe herauf. Sie schleppen aus zwei Abteilen Tische herbei, stellen sie zusammen und holen sich von überallher Stühle. Einer haut mit der Hand auf den Tisch

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