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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Fenster hebt ihr Gesicht aus der Dunkelheit. »Was ist los?« fragt sie und streicht ihm über die Brust. Sie lacht ihn aus. »He! Ich bin schließlich nicht deine Tochter.«
    Was? Wie kommt sie darauf? Was ist los mit ihr?
    Sie lieben sich.

9
    Er erwacht von dem blendenden Sonnenlicht, das durch die Schlafzimmerfenster strömt, und von einem dumpfen Schmerz hinter den Augen. Ouzo.
    Die Sonne kommt nach drei Wochen bleiern bezogenen Himmels völlig unerwartet. Es könnte das Ende des Sauwetters sein oder auch nur eine von jenen gelegentlichen Winddrehungen, die für ein paar Stunden eine diamantenharte Winterkälte heranführen, wie in der Nacht, als man den Italienerbengel in der Seitenstraße fand.
    Er pustet leicht den Atem aus und wundert sich nicht über den flachen Dampfkegel, den er vor seinem Mund erzeugt. Im Park wird es funkeln vor Eiseskälte. Er schlüpft aus dem Bett, wobei er sich bemüht, keine kalte Luft an Marie-Louise heranzulassen. Als er sich vornüberbeugt, um nach seinen Pantoffeln zu fischen, merkt er, daß der Schmerzklumpen vom Ouzo hinter seinen Augen wie mit Widerhaken zerrt. Vor Schmerz schließt sich unwillkürlich ein Auge.
    Er tapst ins Wohnzimmer und murmelt vor sich hin: ein Ouzo-Kater. Saublöd, saublöd, saublöd. Kurz überkommt ihn ein Schwindel, als er sich bückt, um das Gasfeuer anzuzünden. Das letzte Mal, daß er einen derartigen Kater hatte, war, als er mit einem alten Freund aus Trois Rivières Caribou, das tödlichste Gesöff von allen, gepichelt hatte. Aber das ist schon Jahre über Jahre her.
    Während das Badewasser einläuft, höhlt er die Hände und trinkt Leitungswasser aus dem Waschbecken. Er ist derart ausgetrocknet, daß es ihm vorkommt, als gelange das Wasser gar nicht bis in seinen Magen, sondern würde unterwegs vom Brand aufgesogen. Als er mehrere Aspirintabletten mit Wasser aus der Hand runterzuspülen versucht, erstickt er fast. Mit geschlossenen Augen sitzt er lange in der Badewanne, vom aufsteigenden Dampf ganz eingehüllt. Das Wasser und die Hitze und das Aspirin verbinden sich und schmelzen den Ouzo langsam aus seinem Organismus heraus; die Übelkeit geht zurück, doch die Kopfschmerzen bleiben. Warum hat er bloß so viel getrunken? Warum wollte er sich betrinken? Er denkt daran, wie er und Marie-Louise sich gestern nacht geliebt haben. Es war gut und sehr zärtlich, besonders, als er sie zwischen ihren Liebesakten lange im Arm hielt. Er glaubt, daß es auch für sie gut war. Sie würde ihm das alles nicht vorgemacht haben. Warum sollte sie auch? Vor dem Zubettgehen hat er sich gestern nacht nicht rasiert wie sonst, aber gerade jetzt traut er sich nicht, es zu tun. Er würde sich mit dem Rasiermesser wahrscheinlich die Kehle durchschneiden, so wackelig wie er ist.
    Während er Kaffee macht, hat er Marie-Louises wegen plötzlich ein Schuldgefühl. Mein Gott! Wenn er das schon als so schlimm empfindet, wie wird sie es erst empfinden? Armes Kind.
    Das arme Kind sitzt, eingehüllt in Lucilles rosa Morgenrock, auf dem Sofa und plappert angeregt. Seine Antworten sind einsilbig. Er dreht ihr den Kopf zu. Es tut ihm weh, wenn er die Augen bewegt.
    »Wie hieß gleich dieses Lakritzzeug, was wir getrunken haben?« fragt sie. »War gut.«
    »Ouzo«, murmelt er.
    »Was?«
    »Ouzo!«
    »He, was ist los? Bist du böse?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher, daß du nicht böse bist? Ich meine, du bist so …«
    »Ich bin in Ordnung.«
    »Sag mal, bist du etwa krank?«
    »Krank? Ich?« Sein Lachen ist nicht ganz geglückt.
    »Ich dachte nur … ich meine, du hast mich gewarnt vor diesem … wie heißt das noch mal?«
    »Ouzo. Hör zu, ich bin in Ordnung. Nur 'n bißchen müde.«
    Sie schaut ihn neckisch-verführerisch von der Seite an. »Ich sag' ja gar nichts. Du hast ja auch allen Grund dazu.«
    Er lächelt gezwungen. Er kann ihr zwar nicht ganz verzeihen, daß sie so gesund und munter ist, aber wie sich die Sonne so in ihren Haaren fängt, sieht sie doch hübsch aus.
    Sie geht ins Schlafzimmer und sucht ihre Haarbürste. Als sie wiederkommt, summt sie eins von den griechischen Liedern, macht einen kleinen Schleifschritt, knickt ein, wirft dann beim Wiederaufrichten den Kopf hoch. Dabei geht ein Auge unwillkürlich zu. Sie plumpst auf das Sofa und fängt an, sich das Haar zu bürsten.
    »He, wenn wir frühstücken wollen, müssen wir runter. Ich hab' dir doch gesagt, ich hab' nichts eingekauft. Ich hab' das ganze Geld für Kleider ausgegeben. Wo gehen wir hin?«
    »Ich

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