Ein Herzschlag danach
Beschreibung stellte ich mir Alex’ Wohnung anders vor als bisher – statt seidener Bettbezüge und Spiegeldecke im Schlafzimmer schwebten kahle weiße Wände und ein einzelner Futon vor meinem inneren Auge. Was mir aber auch entschieden lieber war.
Alex stellte die vollen Teller auf den Tisch und wir setzten uns. Er rückte mir den Stuhl rechts von sich zurecht und streckte dann seine Beine dicht neben meinen aus. Instinktiv zuckte mein Knie zurück und krachte von unten gegen die Tischplatte. Gläser und Teller schepperten. Entsetzt presste ich die Hand auf den Oberschenkel.
»Und wie lange bleibst du hier?«, fragte Sara, als wir zu essen anfingen.
Ich sah Jack fragend an. Hatte er es ihr schon erzählt? Aber Jack bedachte Sara nur mit demselben Gesichtsausdruck, mit dem er als Teenager schnelle Autos betrachtet hatte. Ich wünschte, Alex würde mich auch so ansehen.
»Zwei Wochen«, antwortete ich. »Vorerst.«
»Super! Jede Menge Zeit, uns kennenzulernen.«
Es entging mir nicht, dass Alex und Jack einen Blick wechselten, aber ich beschloss, nicht mehr auf die beiden zu achten. Allerdings fiel es mir schwer, solange Alex so dicht neben mir saß. Ich spürte jede noch so kleine Bewegung seines Körpers. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich die Sehnen seines Unterarms anspannten, und wusste, dass er sich Sorgen machte.
»Und welche Pläne hast du für deinen Geburtstag, Alex?«, fragte Sara.
»Keine.« Alex’ Augen funkelten, als wäre das ein amüsantes Thema.
»Alex«, sagte Sara lachend, »versuch bloß nicht, der Frage auszuweichen. Natürlich werden wir deinen Tag feiern, ob es dir gefällt oder nicht!«
»Wann ist das noch mal?«, fragte Jack.
»Am Samstag«, antwortete ich ein bisschen zu schnell.
»Wir könnten doch alle zu Belushi gehen. Mit den anderen aus der Einheit. Dann bekommt Lila gleich das Nachtleben von Oceanside zu sehen«, schlug Sara vor.
»Nachtleben mit den Marines?«, fragte Jack grinsend. »Wird ihr bestimmt gefallen.«
»Klar«, sagte ich. »Ich würde gern den Rest eures Teams kennenlernen.«
»Ja, und die würden dich ebenfalls gerne kennenlernen, Lila.« Sara lachte.
Jack öffnete schon den Mund, um zu protestieren, aber Sara boxte ihn in den Oberarm, bevor er etwas sagen konnte.
»Na, dann ist es abgemacht. Ich sage den anderen Bescheid.«
Als Zeichen seiner Niederlage hob Alex die Hände. »Na gut. Da siehst du mal, dass Sara nicht nur Wohnungen umkrempelt, sondern uns auch diktiert, was wir in unserer Freizeit zu tun und zu lassen haben.«
»Alles, was du brauchst, ist eine gute Frau«, sagte Sara grinsend zu ihm.
Alex’ Miene war schwer zu deuten. »Stimmt wahrscheinlich.«
Ich war unsagbar erleichtert. Also: keine Freundin! Alex brauchte noch eine gute Frau an seiner Seite. Hatte er soeben selbst zugegeben.
Als wir mit dem Essen fertig waren, stapelten wir die Teller aufeinander und schoben die Stühle bequemer zurück. Alex spielte mit seinem Glas und unterhielt sich mit Jack über den Tisch hinweg über jemanden aus der Einheit – ihren Boss, glaube ich. Sie schienen ihn zu mögen.
Ich fragte Sara über ihren Job aus. Sie hatte ihren Doktor an der Universität von Kalifornien in Berkeley gemacht und war direkt vom College weg für die Spezialeinheit rekrutiert worden.
»Wie war das?«, fragte ich. »Hast du dir schon immer gewünscht, in einer Spezialeinheit der Marines zu arbeiten?«
»Nein, überhaupt nicht. Ich hatte ganz andere Pläne. Nichts lag mir ferner als die Armee.«
»Warum hast du dann zugestimmt?« Ich senkte die Stimme, denn ich hoffte, von Sara ein bisschen mehr zu erfahren als von Jack und Alex.
»Ich konnte nicht Nein sagen, als mir klar wurde, worum es bei diesem Job ging. Die Sache war einfach zu wichtig. Und dann lernte ich auch noch Jack kennen. Jetzt bleibe ich, bis es vorbei ist.«
»Bis es vorbei ist? Bis was vorbei ist?«
Sara wurde rot. Ich merkte, dass sie schon mehr gesagt hatte, als sie wollte.
Jack stand abrupt auf. »Kaffee?«
Sara blickte zu ihm auf. »Ja, gerne, danke.« Sie erhob sich ebenfalls. »Ich helfe dir beim Abräumen.«
»Das mache ich«, sagte ich.
Sara drückte mich auf den Stuhl zurück. »Nein, du und Alex habt gekocht. Ihr bleibt sitzen.«
Ich setzte mich wieder und strich meinen Rock glatt.
»Tut es noch weh?«
Ich schaute auf. Alex deutete auf mein Bein.
»Es fühlt sich viel besser an. Danke für das Eis gestern.«
»Du hättest heute besser nicht joggen sollen.« Natürlich hatte
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