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Ein Herzschlag danach

Ein Herzschlag danach

Titel: Ein Herzschlag danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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erschreckten Schrei aus. Hatte Alex meinem Bruder gerade die Sache mit dem Auto gebeichtet? Ich ging ein paar Schritte näher. Meine Unruhe wuchs.
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte Alex. Er reichte Jack die schwarze Reisetasche und die Autoschlüssel.
    Ich schlich noch etwas näher, wobei ich versuchte, nicht auf die trockenen Föhrenzapfen zu treten, mit denen der Boden übersät war. Aber die beiden redeten jetzt so schnell aufeinander ein, dass sie mich nicht hörten.
    Alex schüttelte den Kopf; seine Stimme klang leise, aber entschlossen. Jack schien vor Wut zu beben, aber ich konnte sehen, dass Alex allmählich mit seinen Argumenten zu ihm durchdrang. Nach einer Weile ließ Jack die Schultern sinken und schien nicht mehr zu widersprechen.
    Alex redete weiter. Seine Stimme war eindringlich. »Ihr müsst gleich los. Erst über die Grenze, dann bringst du Lila nach Südamerika. Sag mir nicht, wohin ihr geht. Es ist besser, wenn ich es nicht weiß.«
    »Was?« Ich brachte kaum mehr als ein heiseres Flüstern hervor.
    Langsam drehte sich Alex zu mir um. Sein Gesicht wirkte beherrscht, aber seine Augen verrieten ihn.
    Er streckte die Hand nach mir aus. Ich wich zurück.
    »Was habt ihr vor?«, fragte ich leise.
    Alex ließ die Hand sinken. »Jack bringt dich weg, irgendwohin, wo du in Sicherheit bist …«
    »Nein. Nein!« Das Kopfschütteln kam automatisch, als versuchte ich, alles wieder aus den Ohren zu schütteln, was er gesagt hatte.
    »Ich kann nicht mit dir gehen, Lila.«
    »Warum nicht?«
    »Jack ist dein Bruder, ihr müsst beisammenbleiben. Dein Vater ist nicht hier, du hast nur ihn.«
    Nur ihn? Hatte ich nicht auch Alex? Es war klar, dass er das anders sah.
    Alex packte mich am Arm und zog mich zu sich.
    »Lila – warte. Ich würde nur allzu gern mit dir gehen!«
    Ich starrte auf den Boden. »Warum tust du es dann nicht? Du hast es mir versprochen!«
    »Ich habe dir versprochen, dafür zu sorgen, dass du nicht allein bleibst.«
    Das war eine lahme Ausrede; ich schüttelte den Kopf. Er hatte es von Anfang an gewusst und geplant. Daran bestand kein Zweifel. Es erklärte auch seine rätselhafte Bemerkung gestern Abend, dass alles noch böse enden würde. Es hatte wie eine Prophezeiung geklungen, aber eigentlich war es nur ein Zitat aus dem Drehbuch, das er selbst geschrieben hatte. Ich betrachtete das Lederband an meinem Handgelenk. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Deshalb also hatte er es mir zurückgegeben! Vor fünf Jahren war es sein Abschiedsgeschenk gewesen; jetzt war es erneut ein Andenken zum Lebewohl. Ich biss mir auf die Unterlippe und verfluchte mich für meine eigene Dummheit.
    »Tut mir leid, Lila, aber einer von uns muss hierbleiben. Einer von uns muss Demos aufhalten.«
    Glaubte er im Ernst, er könnte ihn allein aufhalten? Seit fünf Jahren versuchte ein Spezialtrupp Demos zu fangen und hatte es gerade mal geschafft, ein paar seiner Mitstreiter zu erwischen. Mir wurde klar, dass ich ihn niemals wiedersehen würde.
    »Lila«, fuhr Alex fort, »wir müssen herausfinden, was wirklich los ist, wir müssen die Wahrheit erfahren. Und vor allem verhindern, dass Demos dich in seine Gewalt bringt.« Während er auf mich einredete, schüttelte er mich sanft, als wäre ich ein trotziges Kind. »Und darum musst du verschwinden und zwar sofort!«
    Unwillkürlich klammerte ich mich an ihn.
    Er wandte sich an Jack. »Du musst sie hier wegbringen. Irgendwohin, wo sie weder Demos noch die Einheit finden können. Du weißt ja, wozu sie fähig sind.«
    Ein Schauder lief mir über den Rücken. Meinte er Demos’ Truppe oder die Einheit? Über Jacks Gesicht lief ein Schatten; er schien erschüttert. Oder war es Angst? Alex hatte mit seiner Bemerkung eine offene Wunde getroffen, seine Schuldgefühle wegen dem, was unserer Mutter zugestoßen war. Er würde niemals zulassen, dass dieselben Leute, die meine Mutter auf dem Gewissen hatten, nun auch noch mir etwas antaten. Er hasste die Mörder mehr, als er mich hassen konnte.
    Ich wandte mich wieder zu Alex. »Ich gehe nicht mit ihm. Und ich gehe nicht ohne dich.«
    Jack bedachte mich mit einem durchdringenden Blick. In seinen grünen Augen loderte Misstrauen auf.
    »Lila …«
    Ich witterte schon eine Chance, Alex bei mir behalten zu können, wenn ich ihn nur stark genug unter Druck setzte. »Es ist doch egal, was in der Einheit vor sich geht.« Nichts ist wichtig außer uns beiden, wollte ich sagen. Aber in Jacks Gegenwart brachte ich es nicht über

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