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Ein Herzschlag danach

Ein Herzschlag danach

Titel: Ein Herzschlag danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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glaubst, ihr Team sitzt nur herum und erfindet irgendwelche Schauermärchen? Die ganzen Berichte – alles Lügen?« Er stieß ein bitteres, lautes Lachen aus. »Du glaubst alles besser zu wissen als die Profis? Das ist so typisch für dich!«
    Alex blieb ruhig. Beschwichtigend sagte er: »Ich behaupte nicht, dass ich es besser weiß. Ich habe keine Ahnung, warum wir angelogen wurden und welche Rolle Sara dabei spielt. Ich weiß nur, was mir mein Instinkt über deine Schwester sagt.«
    »Ach ja. Super. Jetzt werden schon deine Instinkte munter, wenn es um meine Schwester geht.« Jack presste die Lippen zusammen.
    »Ja.« Alex ließ sich nicht auf Jacks Tonfall ein. »Mein Instinkt sagt mir, dass hier etwas nicht stimmt. Vielleicht hat die Einheit etwas völlig missverstanden. Was wäre, wenn nicht alle böse sind, die solche Kräfte besitzen? Wenn unsere Annahmen über die Psy falsch oder sogar gefährlich wären? Unsere Vorgesetzten haben uns davon überzeugt, dass wir gegen eine minderwertige Rasse kämpfen. Aber schau dir doch mal an, wer da vor dir steht, und fäll dann dein eigenes Urteil! Wir reden von Lila. Sie ist vielleicht ein bisschen impulsiv, aber deshalb noch lange keine Soziopathin!«
    Ich strengte mich an, so harmlos wie möglich auszusehen. Jacks Augen waren so schmal, dass ich kaum seine Pupillen sehen konnte. Es schien aber kein Zweifel darin zu liegen.
    Alex ließ meinen Arm nicht los. »Lila ist deine Schwester. Sie ist doch nicht böse. Schau sie dir an! Sie ist unfähig, etwas zu tun, was auch nur entfernt böse wäre! Sie kann ja nicht mal besonders gut lügen.«
    Ach ja? Die Sache mit dem Messer schoss mir durch den Kopf und auch die netten Rachepläne, die ich mir für Rachel ausgedacht hatte. Da konnte man durchaus Zweifel bezüglich meiner Unschuld haben. Vielleicht sollte Alex nicht vorschnell urteilen. Vielleicht sollten sie mich wirklich zur Einheit zurückschaffen und mich erst mal gründlich durchchecken.
    Alex ließ nicht locker. »Das alles ergibt keinen Sinn, Jack. Und wenn sie uns in dieser Hinsicht belogen haben, was für Lügen haben sie uns dann noch aufgetischt?«
    Jack schaute mich an. Ich konnte sehen, dass er nachdenklich wurde. Er sah aus wie ein kleiner Junge, der gerade entdeckt hatte, dass es den Weihnachtsmann nicht gab. Sein Weltbild war ins Wanken geraten und zersplitterte nun vor seinen Augen. Schließlich fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht. Von dem Schlag gegen den Baum waren die Knöchel blau angeschwollen. Eine Weile sprach niemand.
    »Okay«, murmelte Jack schließlich. »Ich sage nicht, dass ich alles glaube, was du sagst. Völlig ausgeschlossen, dass Sara ihre Forschungsergebnisse erfunden hat. Aber was Lila angeht, hast du Recht. Im Lügen ist sie wirklich grauenhaft.«
    Ich grinste ihn an. Endlich regte sich wieder ein wenig Hoffnung in mir. Aber Jack wich meinem Blick aus.
    »Und – was schlägst du jetzt vor?«, fragte Jack.
    Alex entspannte sich sichtlich. Er trat zu Jack, packte ihn am Ellbogen und zog ihn zu den Bäumen hinüber.
    »Bleib hier«, befahl er mir über die Schulter. Seinem Gesicht waren die Strapazen der letzten Stunden deutlich anzusehen. Auch die Sonnenbräune konnte nicht verbergen, wie blass er war. Ich nickte und hoffte, dass er sich nicht zu weit entfernen würde. Er lächelte mir zu.
    Je weiter sie weggingen, desto unruhiger wurde ich. Nach ungefähr zehn Metern blieben sie stehen. Ich konnte nur Alex’ Rücken und die gestikulierenden Arme sehen, dahinter die Silhouette von Jacks Kopf.
    Ich dachte darüber nach, was Alex über die Einheit und ihre Forschungen gesagt hatte. Woran Sara arbeitete. Was wäre, wenn es tatsächlich stimmte und ich wirklich böse war? Vielleicht war da etwas tief in mir verborgen. Vielleicht brach mein wahres Ich an die Oberfläche, sobald ich die Kontrolle verlor und mit Puddingbechern, Messern oder Scheren um mich warf. Mein böses Ich. Und vielleicht hatten Sara und die Einheit Recht, wenn sie mich jagten und einsperren wollten.
    Erst nach ein paar Minuten wagte ich es, mich Jack zuzuwenden. Er starrte an Alex vorbei zu mir herüber. Aber sein Blick war milder geworden. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Nach einer Weile nickte er langsam, wie in stillem Selbstgespräch. Während Alex weiter auf ihn einredete, runzelte er die Stirn – und plötzlich schrie er auf: »Nein! Kommt nicht infrage!«
    Die Luft schien zu knistern; ein Adler, der über uns kreiste, stieß einen

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