Ein Highlander zu Weihnachten
um ihm nicht nachzugeben, aber nein, gerade jetzt ging das nicht. Irgendetwas war da unten passiert. Sie hatte den Wortwechsel und den Singsang gehört. Hatte das Licht flackern und erlöschen gesehen. Sie lehnte sich zurück, um ihm in die Augen sehen zu können. »Sie haben versucht, den Zauber rückgängig zu machen, stimmt’s?«
»Ach, du hast Mäuschen gespielt.« Er seufzte, drehte sich auf den Rücken und legte einen Unterarm über seine Augen. »Ja, sie haben es versucht, aber allem Anschein nach bin ich hier gefangen.«
Während ein Teil von ihr diese Nachricht überglücklich zur Kenntnis nahm, brach es ihr fast das Herz, wie er von ›gefangen sein‹ sprach. »Oh Cam, das tut mir so leid für dich. Ich hatte solche Hoffnung.«
»Genau wie ich.«
»Und jetzt? Was machst du nun?«
»Komm, darüber wollen wir uns nicht jetzt den Kopf zerbrechen. Ich falle gleich um vor Hunger.« Er sprang aus dem Bett und ging in die Küche.
Was sollte das denn jetzt bedeuten? »Cam, wir müssen darüber reden.« Sie schnappte sich ihren Morgenmantel und eilte ihm auf bloßen Füßen hinterher.
»Nein«, rief er, »wir müssen essen.«
Er suchte im Kühlschrank nach etwas Essbarem. »Wir können nachher essen.« Sie hatte ihn gerade erst wiederbekommen. Zumindest fühlte es sich so an, und sie würde es nicht dulden, dass er sie jetzt so abschob. »Cam, sieh mich an.«
Er richtete sich auf und lächelte sie mit einem Paket Spaghetti in der Hand an. »Geht dein Ofen auch ohne Strom?«
Wen interessierte denn jetzt Essen? »Schon, aber wir müssen uns noch über diese Sache unterhalten. Du hast außer dem Purple Pussycat noch jede Menge anderer Möglichkeiten. Ich kann dir zeigen, wie man den Computer benutzt, und du kannst Daten eingeben. Oder vielleicht auf dem Bau arbeiten.
Wir können dir eine Greencard besorgen …«
»Pfff …«
Das Handy läutete. »Verdammt noch mal Cam, verdreh nicht so die Augen, wenn ich …«
»Am besten gehst du dran. Vielleicht ist es Mrs Grouse, die Hilfe braucht.«
Sie tippte ihm mit dem Finger auf die Brust. »Wehe, du rührst dich vom Fleck.«
Claire lief ins Wohnzimmer und nahm das Handy vom Couchtisch. »Hallo?«
»Was ist denn bei dir los?!«
»Oh. Hallo, Victor.«
»Nichts da ›hallo, Victor‹. Ich schalte Good Morning L.A. ein, und was kriege ich da zu sehen? Ausgerechnet MacLeod, und zwar wie er mit einem Vierzentner-Bock auf den Schultern durch den Franklin Park Zoo rennt!«
»Es waren nur drei Zentner.«
»Herrgott noch mal, Claire! Hast du die Polizei gerufen?«
»Nein! Die Geschichte ist kompliziert. Aber ich schwöre dir …«
»Solche Schwüre brauche ich nicht. Ich will bloß hören, dass du ihn dir vom Hals schaffst, sonst bist du diejenige, die das nächste Mal hinter Gitter wandert. Mensch Claire, sie können dich doch drankriegen, wenn du einen Kriminellen beherbergst.«
Und auch wegen Beihilfe. Wenn Victor je erfuhr, dass sie seinen Lieferwagen zum Transport der Rentiere benutzt hatte, würde er einen Herzinfarkt bekommen. »Es gibt wirklich absolut keinen Grund zur Sorge, Victor. Das Wild ist in Sicherheit und wieder dort, wo es hingehört.«
»Du müsstest dich mal hören. Mir reicht es. Ich komme zurück.«
Bloß das nicht. Er sollte bleiben, wo er war. »Victor, bitte, du kannst nicht zurückkommen. Für dich steht bei diesem Wettbewerb doch viel zu viel auf dem Spiel. Du musst dableiben und gewinnen. Davon hängt möglicherweise deine ganze Karriere ab.«
Er seufzte verärgert, dann hörte sie das Geräusch von Schuhabsätzen auf Holzdielen und sah ihn sofort im Geiste vor sich, hin- und hergerissen zwischen Freundschaft und Notwendigkeit.
»In Ordnung, Süße, aber hör mir gut zu. Wenn ich auch nur ein einziges Wort davon höre, dass MacLeod noch einmal in irgendwelche Schwierigkeiten gerät, dann rufe ich meinen Onkel an und mache dem Zauber ein Ende. Und wenn ich dabei bankrott gehe, dann ist mir das piepegal.«
Claire schloss die Augen. Victors Onkel Tony Delucci war früher Gewerkschaftsführer und Kapitän gewesen. Jetzt war er eine Art regionaler Unterweltboss und stand unter ständiger polizeilicher Überwachung. Zumindest hatte Victor ihr das unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt. Ihres Wissens war der Mann nur einmal wegen Schutzgelderpressung festgenommen und auch wieder freigelassen worden, aber wenn an den Gerüchten nun doch etwas dran war …
»Victor, ich verspreche dir, dass es keine weiteren Vorfälle geben
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