Ein Highlander zu Weihnachten
wird.«
»Es darf auch keine mehr geben, Claire. Ich habe dich viel zu gern, als dass ich es diesem Neandertaler erlauben würde, dein Leben zu ruinieren.«
Und damit legte er auf.
Claire starrte das verstummte Telefon an.
In der Küche brannten Kerzen. Der Wein, den Cam angebrochen hatte, ehe sie sich ihm in die Arme geworfen hatte, stand auf dem Tisch. Aber von ihm selber keine Spur. Ihr Herzschlag geriet ins Stolpern. »Cam?!«
»Wer war das?«
Sie wirbelte herum. Er stand angezogen in der Tür. »Das war Victor. Ihm gefällt es gut in Kalifornien.«
»Fein. Ich habe den Ofen nicht in Gang gekriegt.«
Sie nickte. »Das kommt daher, dass er eine elektrische Zündung hat. Wir müssen Streichhölzer nehmen.«
»Auch gut. Ich frage Mrs Grouse, ob sie sich zu uns setzen will.«
Und mit diesen Worten verschwand er. Sie hielt die Luft an, bis sie ihn an die Wohnungstür der Untermieterin pochen und diese antworten hörte.
Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen. Das war nun ganz und gar nicht das, was sie nach der ersten Liebesnacht erwartet hatte. Sie hatte erwartet, dass er sie noch eine Weile in den Armen halten würde, dass sie noch ein wenig miteinander reden würden, einander vielleicht Geheimnisse anvertrauten, die sie beide noch nie einer Menschenseele erzählt hatten. Stattdessen sprang er aus dem Bett, und jetzt zog er Mrs Grouse’ Gesellschaft der ihren vor. Es war völlig klar: Er wollte nicht mit ihr alleine sein. Aber wieso? Bereute er es, mit ihr geschlafen zu haben?
Sie ließ alles noch einmal vor ihrem inneren Auge Revue passieren. All die Dringlichkeit und Leidenschaft, das Wunderbare daran. Die bewundernden Worte, die er ihr zugeflüstert hatte. Seine Berührungen. Dann wollte er erneut mit dem Liebesspiel anfangen, und sie hatte begonnen, ihn auszufragen und er – nein, sie hatte angefangen Fragen zu stellen, und er hatte dann von Neuem angefangen, sie zu liebkosen …
Schließlich fiel der Groschen. Als sie anfing ihn auszufragen, hatte er mit einer zweiten Runde Sex angefangen, um sie abzulenken. Sie starrte durch die geöffnete Tür in ihr Schlafzimmer auf ihr zerwühltes Messingbett, in dem bis heute noch nie ein Mann gelegen hatte. Die Kehle wurde ihr eng. Was verschwieg er ihr jetzt schon wieder?
20
Der Sturm hinterließ die Stadt, die normalerweise ständig verdreckt und müllübersät war, wunderbar reingefegt und mit einem Tuch von jungfräulichem Weiß zugedeckt. Und als er sich gelegt hatte, kehrten Sonne, Strom und auch die segensreiche Wärme zurück. Ihr war in ihrem ganzen Leben noch nie so kalt gewesen. Sie hatte Cam in ihr Schlafzimmer gebeten, und er war gekommen und hatte sie gewärmt, bis er sich irgendwann in der Nacht zu ihrem nicht geringen Verdruss auf sein Lager im Erdgeschoss zurückgezogen hatte. Sie hatte es weggeräumt und ihm gesagt, dass er es nicht brauche, und dennoch verschwand er jede Nacht und ließ sie bis zum Morgen allein, verängstigt und voller Sorge zurück.
Und er hatte seit Tagen nicht mehr gegessen, als unbedingt nötig war, um bei Kräften zu bleiben. Zuerst hatte sie befürchtet, er brüte eine Grippe aus, aber es zeigten sich keine weiteren Symptome. Als sie ihn zum Reden drängte, murmelte er bloß: »Mir ist nicht nach Essen zumute.«
Noch besorgniserregender war jedoch sein Widerwillen, ihr etwas über seine Befürchtungen oder seine Pläne mitzuteilen. Natürlich erzählte er ihr Geschichten aus seinem früheren Leben, von damals, als er in einem Weinfass einen Wasserfall hinuntergefahren war und sich dabei den Arm gebrochen hatte, oder vom ersten Mal, als er in den Kampf gezogen war; Geschichten von seiner Familie, sogar über den ersten Kuss, den er – mit gerade zwölf Jahren – mit einer Frau getauscht hatte. Aber oft geschah das in einem gequälten Ton, nachdem sie sich gerade auf sehr langsame und wundervolle Weise geliebt hatten. Nie erwähnte er die Hexen und die Geschehnisse jener Nacht, und er sprach auch nicht über seine Zukunftspläne, egal wie sie das Thema auch anging. Hätte sie nicht solche Angst gehabt, sie wäre deswegen rasend geworden. Irgendetwas fraß ihn innerlich auf.
Der Wecker am Herd klingelte, und sie stellte den Ofen aus. Heute Abend zog sie sämtliche Register, ehe er zum Arbeiten ins Purple Pussycat ging. Sie wusste, wie sehr er diesen Job verabscheute. Rinderbraten – außen dunkel, innen so blutig, dass er gerade eben nicht mehr muhte – Pommes frites und Erbsen mit Soße. Für ihn der Himmel
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