Ein Highlander zu Weihnachten
Augen sehen zu können. Er legte den Kopf fragend schief und ließ eine Ahnung seiner Grübchen sehen. Schließlich meinte sie: »Na gut, ich denke darüber nach, aber darüber hinaus verspreche ich dir gar nichts.«
Er küsste sie, erst sanft, dann immer dringlicher, als hätten sie sich nicht stundenlang bis kurz vor Tagesanbruch geliebt. Sie grub die Finger in seinen Rücken und versuchte, ihn noch enger an sich zu pressen. Wenn sie doch nur mit ihm verschmelzen und mit ihm gehen könnte.
Er beendete den Kuss viel zu früh und drückte ihren Kopf an seine Schulter. Sie konnte sein Herz pochen hören. Es war vielleicht das letzte Mal. Nicht weinen. Nicht zusammenbrechen.
Er wisperte in ihr Haar: »Ich wünschte von ganzem Herzen, du könntest mit mir kommen, Mädchen. Du wirst mir entsetzlich fehlen.«
»Ich wünschte auch, ich könnte mitkommen.« Aber diese Reise war etwas, das er ganz alleine tun musste, um mit seinen neuen Lebensumständen fertig zu werden. Sie holte tief Luft, und obwohl jede Faser ihres Körpers danach verlangte, sich weiter an ihn zu schmiegen, trat sie zurück. »Am besten gehst du jetzt, oder du verpasst deinen Flug.«
Als er sich vor dem Sicherheitscheck anstellte und sie auf der anderen Seite der Abtrennung neben ihm herging, versuchte sie, sich zu beruhigen. Wenn sie sein Flugzeug starten sah, würde sie noch früh genug Rotz und Wasser heulen. Als er dem Sicherheitsbeamten seine Papiere gab, fragte sie: »Rufst du an, sobald du kannst?«
Er lehnte sich zu ihr hinüber und küsste sie ein letztes Mal. »Versprochen.«
Und dann war er weg.
Cam war zu aufgeregt, um still zu sitzen. Er sah die ersten Passagiere um sich herum auf den offenen Durchgang zusteuern, ihre Tickets vorzeigen und folgte ihrem Beispiel. Mit feuchten Handflächen ging er wie seine Mitreisenden einen niedrigen Gang hinab ins Flugzeug. Nie hatte er gewünscht oder davon geträumt, in so etwas zu reisen.
Ich wollte, Claire wäre bei mir.
Ziemlich verzagt schritt er über die Schwelle und wurde von einem Mädchen begrüßt, das ihn anlächelte, einen Blick auf sein Ticket warf und ihn nach rechts durchwinkte. »Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug.«
Ziemlich unwahrscheinlich. Der bloße Umstand, dass er in wenigen Minuten abheben würde, beunruhigte ihn bis in die Eingeweide.
Er brauchte eine Weile, um seinen Fensterplatz zu finden. Wie Claire ihm gesagt hatte, suchte und entdeckte er das Notausgangsschild und zählte für den Fall der Fälle die Sitzreihen bis dorthin. Während immer noch Leute einstiegen, von denen viele Handgepäck in den Fächern an der Decke verstauten, versuchte er, seine Furcht zu unterdrücken und sich einzureden, dass nicht so viele Menschen fliegen würden, wenn es nicht sicher wäre. Zumindest hoffte er das.
Ein Mann mit rotem Gesicht, vielleicht zwanzig Jahre älter als Cam, ließ sich auf dem Platz neben ihm nieder. »Hallo.«
Cam erwiderte den Gruß und sah zu, wie der Mann sich mit einem Gurt anschnallte. Schnell griff er neben sich, fischte seinen Gurt heraus und schnallte sich ebenfalls an. Wenn das etwas Gutes verheißen sollte!
Der Mann streckte ihm die Hand entgegen. »Jim Lord, aus Bristol.«
Cam schüttelte ihm die Hand. »Cameron MacLeod, Rubha, Schottland.«
»Auf der Heimreise, hm?«
»Ja.« Das erste Mal seit fast dreihundert Jahren. Was erwartete ihn wohl?
Eine Frau in einem dunkelblauen Kostüm kam zu ihnen. »Es sind noch nicht alle Passagiere eingestiegen. Möchten die Herren in der Zwischenzeit einen Drink?«
Sie bestellten Gin Tonic und Whiskey. Die Frau brachte ihnen die Drinks in kleinen Plastikgläsern und ein Schälchen mit Nüssen dazu. Cam stürzte den Whiskey in einem Zug hinunter.
Jim lachte. »Sie fliegen nicht gerne, oder?«
»Nein.« Und wer sollte das schon mögen? Er hätte hartnäckiger sein und darauf bestehen sollen, dass Claire das Flugticket gegen eine Schiffspassage eintauschte.
Viel zu schnell füllten sich die Plätze, wurden die Gepäckfächer geschlossen. Eine körperlose Stimme hieß ihn an Bord willkommen und teilte ihm mit, dass der Flug nach London acht Stunden und einige Minuten dauern würde. Unvorstellbar. Zuletzt hatte er gehört, die Reise dauere acht Wochen.
Als das Flugzeug losrollte, traten vier Flugbegleiterinnen auf den Gang und vollführten die gleichen Bewegungen, die auf seinem eigenen kleinen Bildschirm auch zu sehen waren. Als das Gefährt mit unglaublicher Geschwindigkeit vorwärtspreschte und dann in
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