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Ein Highlander zu Weihnachten

Ein Highlander zu Weihnachten

Titel: Ein Highlander zu Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Blair
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für Schritt zurück, bis sie mit der Kehrseite an das kalte Messinggitter am Kopfende ihres Bettes prallte. Den Dolch hielt sie mit einer schweißfeuchten Hand zitternd vor sich. »Verschwinden Sie!«
    Er atmete hörbar aus und kam näher, bis die Spitze des glänzenden Schwertes nur noch zwei Fingerbreit von ihrem Herzen entfernt war. Entsetzt schrie sie auf und ließ den Dolch fallen.
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden oder das Schwert auch nur das kleinste bisschen zu bewegen, hob er das Messer vom Boden auf. »Danke.«
    Das Schwert verschwand wieder in seiner Scheide, und der Eindringling befestigte die Stierkopfspange an dem Tuchende über seiner Schulter. »Hast du ein Band?«
    Wozu brauchte er – er hatte doch nicht etwa vor, sie zu fesseln?! Sie überlegte kurz, ob sie lügen sollte, fürchtete aber, er werde das ganze Zimmer auf den Kopf stellen und dabei in der untersten Kommodenschublade auf ihr Schmucktäschchen stoßen. »Hinter Ihnen in der obersten Schublade. Nehmen Sie sich ihr verfluchtes Band und gehen Sie, aber lassen Sie die Waffen hier. Die können Sie auf gar keinen Fall zu Geld machen.« Sie würde Anzeige erstatten und dann Shields anrufen, den Vorsitzenden der örtlichen Pfandleihervereinigung. Sie würde die ganze Stadt nach den Schwertern Ausschau halten lassen.
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, zog der Eindringling die oberste Kommodenschublade auf und wühlte flüchtig durch ihr Sortiment von nicht gerade exquisiten Versandhausdessous. Zu ihrer Verlegenheit angelte er einen limonengrünen wattierten BH und schwarze Männershorts heraus.
    Er ließ die beiden Wäschestücke von seinen langen Fingern baumeln und starrte sie an. Die Furche zwischen seinen Augenbrauen vertiefte sich. Er machte ein verächtliches Geräusch.
    »Tun Sie das zurück, nehmen Sie sich ihre blöden Bänder, und machen Sie, dass Sie hier rauskommen!«
    Zu ihrer Erleichterung ließ er die Wäsche wieder in die Schublade fallen und griff sich eine Handvoll Bänder heraus. Eines aus breitem, schwarzem Samt wählte er aus und fesselte sie damit zu ihrer Verblüffung nicht, wie erwartet, sondern wand es sich um seinen muskelstrotzenden linken Oberarm. Dann steckte er den Dolch in das Band und verbarg ihn an der Innenseite seines Arms. »So wird es gehen.«
    Na wunderbar – dann geh jetzt bitte, sonst kriege ich noch einen Herzinfarkt.
    Er machte ihr ein Zeichen mit dem Finger. »Komm.«
    O nein. Nein. Nein! Das würde sie nicht tun. Sie schüttelte den Kopf so heftig, dass ihr Schweißperlen zwischen den Brüsten herabliefen. Sie krallte ihre Finger um die Messingkugeln am Bettgestell und öffnete den Mund zu einem Schrei. Da lächelte er sie an. Er hatte Grübchen.
    »Mädchen, ich habe nichts Böses mit dir im Sinn.«
    »Dann gehen Sie. Bitte …«
    Drrrrrr!
    »Guten Morgen, Boston! Hier spricht euer Dan aus dem Hubschrauber, hoch oben über dem Fenway, mit dem Verkehrsbericht am Morgen«, bellte es aus dem Radio. »Die 1A in Richtung Süden sieht vom Saugus-Kreisel bis zur Mystic River Bridge wie ein einziger Parkplatz aus. Ursache ist ein Tanklaster, der sich quer gestellt hat – «
    »Was zum Teufel …« Die Hand des Eindringlings schnellte an das Heft des Schwertes.
    Claire schrie auf, aber der Laut blieb auf halbem Weg in ihrer vor Angst trockenen Kehle stecken. Bevor sie den Stumm-Knopf drücken und die durchdringende Stimme von Bostons fliegendem Verkehrsreporter abschalten konnte, legte sich ein stählerner Arm um ihre Taille, hob sie vom Bett hoch und presste sie ein weiteres Mal gegen die Brust des Mannes. Während sie noch nach Luft schnappte, kam der Knauf des Schwertes heruntergesaust und zerlegte den Radiowecker in glänzende schwarze Splitter.
    Mit halb offenem Mund blinzelte Claire nach oben. Der Mann, der sie festhielt, war unter seiner Sonnenbräune aschfahl und knurrte etwas Unverständliches in Richtung der Radioruine.
    Bitte, lieber Gott, bitte mach, dass er weggeht.
    »Jetzt bist du in Sicherheit. Komm.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ergriff er ihr Handgelenk und marschierte mit ihr ins Wohnzimmer, wo er unvermittelt stehen blieb. Das Brummen tief in seiner Brust fing wieder an, während sein Blick durch das Zimmer schweifte: von dem bescheidenen Flachbildfernseher über die bejahrte Stereoanlage, bis hin zu den hohen Bogenfenstern, die sie mit grün-weiß gestreiften Stoffbahnen dekoriert hatte, weil ihr für weitere Lamellenläden das Geld fehlte. Schließlich schüttelte er den Kopf und

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