Ein Highlander zu Weihnachten
Boden und trat aus, diesmal mit beiden Füßen.
Claire betastete die neue Scheibe in der Ladentür des Velvet Pumpkin. »Wenigstens war es diesmal nur eine Scheibe.«
»Ja.« Der Glaser klappte seine Werkzeugkiste zu und zückte den Quittungsblock. »Da, bitte schön.«
Claire nahm die Rechnung entgegen. »Vierhundert? Aber letztes Mal haben Sie mir doch nur dreihundertfünfzig berechnet.«
»Tut mir leid, aber es ist ja Sonntag. Überstunden.«
Claire unterdrückte einen Fluch und stellte ihm den Scheck aus.
Nachdem sie den Mann verabschiedet und die Alarmanlage angeschaltet hatte, ging sie innerlich immer noch schimpfend die Treppe hinauf in ihre Wohnung. Dort erwartete sie Mrs Grouse. Der Boden war gewischt, und Kaffee lief durch die Maschine. Sie legte die Rechnung auf den wachsenden Stapel unabgehefteter Unterlagen.
»Hier, meine Liebe«, begrüßte sie Mrs Grouse. »Und sag doch bitte Martha zu mir.«
Claire legte die Hände um den warmen Kaffeebecher, den Mrs Grouse ihr entgegen hielt, und der unverwechselbare Geruch von Anisette stieg ihr in die Nase. »Danke, Martha, du bist die Beste.«
»Gern geschehen. Ist die Tür wieder in Ordnung?«
»Ja.« Sie ließ sich auf den Küchenstuhl fallen, auf dem nur wenige Stunden zuvor Cameron MacLeod gesessen hatte, und Mrs Grouse nahm ihr gegenüber Platz. »Sieh dir doch nur mal meine Wand an. Ich hatte die Stelle gerade fertig gestrichen. Als seine Fäuste an meinen Ohren vorbeigesaust kamen, dachte ich … Herrgott, ich weiß nicht, was ich dachte, aber ich hatte noch nie in meinem Leben solche Angst.«
Mrs Grouse schnalzte mit der Zunge, als sie die Krater besichtigte, die MacLeod im Putz hinterlassen hatte. »Naja, wenigstens kann man das reparieren.«
»Schon, aber diese Situation hier kann man nicht reparieren. Er läuft draußen herum, verwirrt, wütend und ohne Zweifel kurz vorm Amok.«
»Das bezweifle ich, mein Liebes. Wenn er tatsächlich das ist, was du befürchtest – und ich muss schon sagen, deine Erzählung stellt sogar meine Gutgläubigkeit auf eine harte Probe – dann schmiedet er Fluchtpläne und sucht nach einer Möglichkeit, wie er in seine eigene Zeit und seine Heimat zurückkehren kann. Er ist ein Krieger, und deinem Bericht zufolge hängen von seiner Rückkehr sogar Menschenleben ab.«
Claire nickte. »Genau. Und gerade das wird ihn zur Verzweiflung treiben.«
Mrs Grouse trommelte kurz mit den Fingern auf die Tischplatte. »Und du hast keine Ahnung, wohin er gegangen sein könnte?«
»Nein, nicht die Geringste.« Claire blickte wieder auf die Uhr. Sieben. Sie hätte ihm auf gar keinen Fall von den Säuberungen erzählen dürfen, hätte lügen oder abwarten sollen, bis …
Drrring, drrring!
Claire sprang zum Telefon, das neben dem Kühlschrank an der Wand hing. »Hallo?«
Eine Baritonstimme sagte kurz angebunden: »Miss Claire MacGregor, bitte.«
»Das bin ich.«
»Hier spricht Sergeant Tillis vom 23. Revier. Kennen Sie einen gewissen Cameron MacLeod?«
Oh nein … »Ja. Ist alles in Ordnung mit ihm?«
»Er wurde festgenommen. Man wirft ihm Tragen einer verdeckten Waffe und Widerstand gegen die Staatsgewalt vor. Wollen Sie herkommen und ihn auslösen? Er ist widerspenstig und … verwirrt.«
Das konnte sie sich gut vorstellen. »Ich bin gleich da.«
Angesichts dessen, was er der Polizei sehr wahrscheinlich erzählt hatte, würden sie ihn auf Nimmerwiedersehen in die Irrenanstalt nach Bridgewater verfrachten.
Nachdem sie die Wegbeschreibung zum Polizeirevier in aller Eile mitgeschrieben hatte, legte Claire auf. »Er ist im Gefängnis.«
Ihre Untermieterin schüttelte den Kopf. »Das habe ich mitgekriegt. Und was jetzt?«
»Ich muss die Kaution bezahlen.« Wie hoch die Summe war, wusste sie nicht. Sie hatte vergessen zu fragen.
Tavish, wenn du jetzt hier wärst …
Claire nahm den Hörer wieder ab und bestellte ein Taxi.
Dann lief sie ins Wohnzimmer, zog ihren Mantel aus dem Kleiderschrank und griff nach ihrer Handtasche. »Glaubst du, die nehmen auch Kreditkarten?«
Mrs Grouse lächelte. »Ich bin sicher, dass sie die nehmen. Aber falls du Bargeld brauchst, habe ich welches in meiner Zuckerdose.«
Claire glaubte, dass sie zusammen kaum genug für das Taxi aufbringen würden, geschweige denn für eine Kaution. Sie umarmte Mrs Grouse. »Danke, aber ich habe was. Ich bin dann … irgendwann wieder da.«
»Geh nur. Das Abendbrot wartet dann schon auf euch.«
Claire nickte. Der bloße Gedanken ans Essen schlug ihr
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