Ein Highlander zu Weihnachten
noch Gedanken machen.
»Da drüben.«
Als Cameron mit der Plastikwanne in der Hand in der Herrentoilette verschwand, fragte der Beamte: »Ist er geisteskrank?«
»Hm … nein. Nicht richtig, meine ich.« Pass auf, Claire! »Er hat beim Bau gearbeitet und ist vom Gerüst gefallen. Seitdem ist er im Kopf nicht ganz richtig. Letzte Woche war er der Präsident. Diese Woche ist er König Robert I. von Schottland. Aber eigentlich ist er harmlos.«
Der Beamte brummte vor sich hin. »Erklären Sie das mal meinem Kollegen. Der lässt gerade seine gebrochene Nase im Massachusetts General Hospital behandeln.«
Das klang nicht gut. »Das tut mir sehr leid.«
Der Beamte schnaubte verächtlich. »Nicht so leid wie Ihrem Freund, das können Sie mir glauben.«
»Was wollen Sie damit …«
»Ich wäre soweit.«
Beim Klang von Camerons Stimme wirbelte Claire herum und sah ihn mit missmutigem Gesichtsausdruck vor sich stehen. Er war so gut angezogen, wie es mit ein paar Metern Tuch, schnallenlosen Überziehstiefeln und dem viel zu kleinen Trenchcoat möglich war.
Noch etwas, das sie erledigen musste: ihm ein paar vernünftige Kleider besorgen.
Ohne noch etwas zu sagen, nahm sie ihn am Arm und ging mit ihm in Richtung Ausgang.
* * *
Cameron schüttelte den Kopf. »Nein, ich gehe zu Fuß.«
Um keinen Preis würde er in das mechanische Ungeheuer einsteigen, das Claire ihnen mit einem schrillen Pfiff herbeigerufen hatte.
Aus dem Inneren der gelben Maschine grollte ihn Claire an: »Cameron, wir haben einen heftigen Tag hinter uns. Steig ein.«
»Nein.« Das letzte Mal, als er sich in so einem Apparat befunden hatte, hatte man ihn gefesselt, geschlagen und dann befingert. Er hatte für einen Tag schon mehr als genug über sich ergehen lassen, recht schönen Dank!
»Cameron, wir gehen nicht im Dunkeln zu Fuß nach Hause. Außerdem wird es immer kälter, und du bist nicht entsprechend angezogen.«
Wieso im Dunkeln? In jeder Himmelsrichtung erstrahlten in allen erdenklichen Farben glitzernde Lichter. Und Kälte hatte ihm noch nie etwas ausgemacht. »Du fährst. Ich finde den Weg schon.«
Claire machte ein ärgerliches Geräusch. »Hab ich dich eben erst aus dem Gefängnis freigekauft oder nicht?«
»Ja, das hast du, und dafür bin ich dir dankbar.« Und er würde es ihr zurückzahlen … irgendwie. Um Himmels willen – sie hatten ihr ein Vermögen abgenommen.
»Um dich freizubekommen, habe ich verbürgt, dass du dich bis zur Gerichtsverhandlung gesetzestreu verhalten wirst. Und ich nehme meine Verantwortung weiß Gott ernst – vor allem, wenn dabei fünftausend Dollar für mich auf dem Spiel stehen. Also bittebittebitte steig jetzt in dieses blöde Taxi ein.«
»Aber ich habe keineswegs die Absicht, irgendeines eurer Gesetze zu brechen.«
»Nein, aber heute Nachmittag hattest du die Absicht ja genauso wenig.«
Er hielt die Luft an – nichts von dem Vorgefallenen war auch nur im Geringsten seine Schuld – und sie hob beschwichtigend die Hand. »Cameron, ich gebe dir doch nicht die Schuld. Du kennst dich hier nicht aus, deshalb ist es kein Wunder, dass du in Schwierigkeiten geraten bist. Wenn du jetzt mit mir nach Hause kommst, dann bringe ich dir alles bei, was du wissen musst. Das verspreche ich dir.«
Alles? »Bist du eine Frau, die zu ihrem Wort steht, Mädchen?«
»Ja … ich verspreche es dir.«
Er schnaufte und untersuchte den Türriegel genauer. Nachdem er daran gerüttelt und sich überzeugt hatte, dass er sich von innen öffnen ließ, kletterte er in das enge Abteil.
Claire sagte zum Fahrer: »Zu Macy’s, bitte.«
Camerons eines Knie stieß gegen die Rückenlehne des Vordersitzes, das andere Bein hatte er so abgewinkelt, dass es gegen Claires schmalen Oberschenkel drückte. Er fragte: »Heißen alle Kutschen Taxis?«
Sie seufzte. Das Auto rollte die verschneite Straße entlang. »Nur die gelben. Siehst du die Schlange aus schwarz-weißen Fahrzeugen mit den roten und blauen Lichtern auf dem Dach da drüben? Die heißen Streifenwagen. Sie gehören der Polizei, und du solltest sie um jeden Preis meiden.«
»Ja.« Das wusste er nur zu gut. Sie hatten innen keine Türriegel, sodass man nicht aus ihnen entfliehen konnte.
»Die anderen«, sagte sie, »wie das Rote da, das uns gerade entgegenkommt, gehören jemandem privat. Wir nennen sie einfach Autos.«
»Autos. Verstehst du dich darauf, sie zu lenken?« Das musste er auch lernen, falls er länger an diesem Ort aufgehalten wurde.
»Ja, ich habe eine
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