Ein Highlander zu Weihnachten
geworfen. Aber er war nicht zu Hause und sollte lieber die Polizei rufen. Doch dann würde er sich wegen seiner Messer erklären müssen und am Ende wahrscheinlich selber wieder verhaftet werden. Was sollte er nur tun?
»Deine Brieftasche. Los!«
Der Fahrer machte ein winselndes Geräusch und langte nach seiner hinteren Hosentasche. »Scheiße, Mann, du schneidest mich!«
»Ich schneide dir gleich deine verdammte Rübe ab, wenn du nicht schnell machst!«
Der Junge hielt ihm endlich seine Geldbörse hin. »Da, nimm. Bloß lass mich gehen!«
»Hol deinen Führerschein raus.« Der Junge gehorchte, und Cam bellte ihn an: »Los, halt ihn so, dass ich ihn lesen kann.«
Cam prägte sich den Namen und die Adresse ein. Er stellte fest, dass Manuel Gaza sechzehn Jahre alt war, alt genug, um ein bisschen vernünftiger zu sein. Er griff nach der Brieftasche und zog die Geldscheine daraus hervor, ohne sich die Mühe des Zählens zu machen. »Hier, die Banknoten«, zischte er, »die sind als Schadenersatz für die Fenster, die ihr bisher eingeschlagen habt.« Er drehte den Burschen herum, packte ihn am Kragen und hob ihn in die Höhe, sodass er ihm in die Augen sehen konnte. Zwischen gebleckten Zähnen hindurch knurrte Cam ihn an: »Ich weiß, wo du wohnst, du dreckiger kleiner Bastard. Wenn ich dich hier auch nur noch einmal zu riechen kriege, komme ich zu dir nach Hause und zerlege alles in Einzelteile, was deiner Mutter lieb und teuer ist – dich mit eingeschlossen. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
Der Junge, der im Lampenlicht ziemlich blass aussah, schluckte. »Ja Mann, total deutlich.«
Cam schubste den Fahrer weg, sodass er seinem Freund vor die Füße fiel, und warf ihm Brieftasche und Führerschein hinterher. »Jetzt seht zu, dass ihr verschwindet, ehe ich es mir anders überlege und euch beide hier und jetzt erledige.«
Sie sprangen in ihr Auto und verschwanden mit quietschenden Reifen. Cam sah die Rücklichter aufleuchten, als das Auto um die Ecke schlitterte, während er das Messer in seinen Gürtel zurückschob.
»Diese Bastarde sollte man auf einem Kriegsschiff einschreiben.« Nichts brachte einen Mann so sicher zur Vernunft wie der Kampf ums eigene Überleben.
Im Haus legte er die Banknoten in Claires Geldschublade und ging dann die Treppe hinauf zu Mrs Grouse, die ihn mit angstgeweiteten Augen auf dem ersten Treppenabsatz erwartete. »Ich muss schon sagen, Cam! Ich habe alles vom Fenster aus gesehen. Sehr beeindruckend, mein Guter. Aber warum haben Sie sie denn gehen lassen?«
»Ich habe für meinen Geschmack genug mit der Polizei zu tun gehabt, Mrs Grouse.«
»Das kann ich sehr gut verstehen, mein Bester, aber Sie haben sie viel zu leicht davonkommen lassen.« Sie verschränkte die Arme vor ihrer üppigen Brust. »Ich würde furchtbar gerne ihre Eltern benachrichtigen.«
»Das könnten Sie?«
»Ja, wenn ich wüsste, wo sie wohnen.«
Cam lachte. Er sollte jetzt wirklich etwas schlafen, denn am Morgen würde daraus nichts mehr werden. Aber in dieser Nacht gab es noch einiges zu tun. »Mrs Grouse, darf ich hereinkommen? Wir müssen einen Telefonanruf machen. Und dann möchte ich mit Ihnen über eine Idee sprechen. Ich habe nämlich einen Plan, wie wir mehr Kundschaft in Claires Laden bekommen.«
16
Claire reckte sich. Die Brust tat ihr weh, ihr Leib krampfte sich vor unbefriedigtem Verlangen zusammen und ihre Gedanken waren mit Bildern von Cam erfüllt, Cam, nackt und herrlich so wie in der Nacht, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte … aber jetzt liebten sie sich. Er sah wunderschön aus. Sie drehte sich auf die Seite und suchte nach seiner Wärme, fand aber stattdessen nur kalte Laken und Sonnenschein.
Sie hatte wieder nur geträumt.
Sie schlug ein Auge auf und sah auf den Wecker.
Elf!
Sie fuhr hoch, sah sich im Zimmer um und lauschte nach Geräuschen ihres Mitbewohners. Sie verschlief sonst nie, aber heute lag sie hier im Bett herum, und der Laden blieb geschlossen, obwohl es nur noch zwei Wochenenden bis Weihnachten waren. Bis Monatsende würde sie pleite sein.
In Rekordzeit hatte sie geduscht und sich angezogen. In der Küche fand Claire eine Kanne mit heißem Kaffee und die Zeitung, die gelesen aussah, nur keinen Cam. Sie hoffte inständig, dass er sich keinen Ärger eingehandelt hatte. Mit einem Becher Kaffee in der Hand ging sie die Treppe hinunter und hörte weibliches Gelächter, als sie die Tür zum Lagerraum öffnete. In der Annahme, es könnte sich um Tracy und Martha
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