Ein Highlander zu Weihnachten
Grouse handeln, trat sie durch die Hintertür in ihren Laden – und erstarrte.
In den Räumen drängte sich größtenteils weibliche Kundschaft, viele von ihnen mit Velvet Pumpkin-Tüten am Arm. Als sie sich ihren Weg zu Tracy bahnte, die eigentlich gar nicht hätte hier sein sollen, fiel ihr Blick auf Martha, die hinten rechts in der Ecke an einem kleinen, mit einem Teeservice gedeckten Tisch saß. Auf dem Kopf trug sie einen Turban, und um die Schultern hatte sie eine Fransenstola geschlungen. Ihr gegenüber saß kichernd eine Frau von etwa zwanzig Jahren.
Andere Frauen standen am Ladentisch Schlange, an dem Tracy – die bei dem Andrang offenbar nicht nachkam – kassierte und die Einkäufe so schnell eintütete, wie ihre unerfahrenen Hände es eben vermochten.
Claire schob sich hinter den Ladentisch und nahm Tracy das Geschenkpapier aus den zitternden Händen. »Guten Morgen.«
»Oh, ein Glück. Ich dachte schon, du willst den ganzen Tag verschlafen.«
»Was ist denn los?«
Ihre Freundin gab der Kundin vor sich lächelnd ihr Wechselgeld heraus und wies dann mit dem Kopf zur Tür. »Wenn du den silbernen Tischfeger da eingepackt hast, guck mal nach draußen.«
Claire lachte. »Das ist ein stummer Diener.«
»Was auch immer.« Tracy nahm der nächsten wartenden Frau den blau gemusterten Servierteller ab, entfernte das Preisschild auf der Unterseite und gab ihn Claire zum Verpacken. Claire nahm ihn mit einem unterdrückten Seufzer in Empfang. Sie liebte diesen Teller und hatte ihn monatelang sorgfältig abgestaubt.
Nachdem der Teller in meterweise Einwickelpapier mit eingeprägtem Kürbismuster eingeschlagen und alles mit dem rotgoldenen Klebesiegel des Velvet Pumpkin verschlossen war – Extravaganzen, die sie sich damals zur Ladeneröffnung geleistet hatte –, reichte sie ihn der Frau. »Das ist ein herrliches Stück. Ich hoffe, Sie werden viel Freude daran haben.«
Die Frau strahlte über das ganze Gesicht. »Er ist für meine Schwiegertochter. Der gut aussehende Gentleman da draußen meinte, er würde ihr sicher viel besser gefallen als die Kristall-schale, die ich zuerst ausgesucht hatte. Er meinte, den Teller könnte sie an jedem Feiertag benutzen. Das wird ein Erinnerungsstück für die Enkel, wissen Sie?«
Claire nickte. Falls irgendjemand die Bedeutsamkeit von Erinnerungen verstand, dann Cam. Wo steckte er überhaupt …?
»Tracy, kommst du hier einen Moment lang alleine klar?« Es warteten nur noch zwei Kundinnen, die eine mit vier dicken Zimtkerzen, die andere mit einem kleinen Parfumflakon, und keins von beidem erforderte eine aufwendige Geschenkverpackung. »Bin gleich wieder da.«
Sie ging zur Tür und warf einen Blick nach draußen. Unten an der Treppe sah sie Cam mit offenem Haar stehen. Er trug seinen Kilt, mit der bronzenen Manschette und allem Zubehör, und strahlte eine Schar von Frauen an, die zu ihm aufsahen und deren Bewunderung sogar auf diese Entfernung offenkundig war. Hinter ihm stand ein großes Holzschild mit der Aufschrift ›Ein kostenloser Blick in Ihre Zukunft mit der unvergleichlichen Madame Grouse.‹
Hatten sie denn komplett den Verstand verloren? Martha war genauso wenig eine Wahrsagerin wie sie selber. Sie stieß die Tür auf und stürmte die Treppe hinunter. Als sie unten ankam, wünschte sie allerdings, sie hätte sich ihren Mantel übergezogen.
Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und lächelte die Frauen an, die sich um Cam geschart hatten. Dann zischte sie: »Könnte ich dich mal kurz sprechen?«
Er blickte auf sie hinab und strahlte sie an: »Ach, Mädchen, endlich bist du wach.« Er legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. »Verehrte Damen, dies ist die Eigentümerin des Velvet Pumpkin, Miss MacGregor. Bitte kommen Sie herein, und sehen Sie sich um. Madame Grouse kommt so schnell wie möglich zu Ihnen.«
Mit bewundernden Blicken in seine Richtung eilten die Frauen die Treppe hinauf.
Als sie außer Hörweite waren, fragte Claire: »Was zum Teufel geht hier vor sich?«
»Mädchen, du holst dir hier den Tod. Am besten unterhalten wir uns drinnen.«
Claire schüttelte seinen Arm ab. »Los, raus mit der Sprache.«
Mit einem unterdrückten Lachen legte er eine Hand auf ihren Rücken und schob sie zur Treppe hinüber. »Es ist ganz einfach. Du bietest Gratissitzungen an – ganz im Geiste der Vorweihnachtszeit. Schließlich ist jetzt die Zeit, da man einander Geschenke macht.«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Du findest das
Weitere Kostenlose Bücher