Ein Himmel voller Sterne
verdammt schwer, auszusprechen, was er befürchtete.
„Wo ist sie? Hier auf Sylt?“
„Ich denke ja.“ Er nannte das Hotel, in dem auch er abgestiegen war. „Würden Sie sie suchen? Und ihr helfen? Ich bin so schnell wie möglich da.“
„Mach ich. – Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich was weiß.“
Es tat gut, die ruhige, souveräne Stimme des Arztes zu hören. Bestimmt hatte Dr. Fabian in seinem Berufsleben schon viele Krisensituationen gemeistert. Er würde auch jetzt einen kühlen Kopf behalten und genau das tun, was Elaine retten konnte. Karsten entspannte sich ein bisschen. Der Knoten in seinem Magen löste sich.
Und als er vier Stunden später zum Flughafen hinausfuhr, mischte sich in die Sorge um Elaine ein klein wenig Freude darüber, dass er wohl Bettina wieder sehen würde – früher als gedacht.
+ + +
Dr. Andreas Fabian atmete auf! Elaine war wirklich im besten Hotel von Westerland abgestiegen!
„Bitte, versuchen Sie Frau Marais zu erreichen. Es ist immens wichtig!“, hatte Andreas den Nachtportier beschworen. Aber der Mann hatte abgelehnt. „Ich habe meine Kompetenzen schon überschritten, als ich Ihnen am Telefon gesagt habe, dass die Dame unser Gast ist. Mehr kann ich nicht tun.“
„Gut. Dann bin ich in zehn Minuten bei Ihnen.“
„Ganz wie Sie meinen.“ Der Portier fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Er ahnte Komplikationen voraus und bedauerte zutiefst, dass der Hoteldirektor für drei Tage in die Hamburger Zentrale beordert worden war. Hoffentlich gab es keine allzu großen Schwierigkeiten!
Aber, sagte er sich, eigentlich hatte er es schon geahnt, dass es zu Trouble kommen würde, als dieses schöne Fotomodell eingecheckt hatte. Fahrig war sie gewesen, mit unnatürlich glänzenden Augen und viel zu blassem Gesicht. Sie hatte sich erkundigt, ob die Minibar aufgefüllt sei – im Grunde war diese Frage eine Unverschämtheit, denn in einem so erstklassigen Hotel wie diesem war eine gut bestückte Minibar eine Selbstverständlichkeit!
Ein älteres Ehepaar kam und verlangte den Zimmerschlüssel. Der sympathische Engländer, der erst gestern angereist war, bestellte ein Taxi zur Sansibar – ein bisschen spät, fand der Portier, sagte aber nichts.
Und dann kam Dr. Andreas Fabian! „Wir haben telefoniert“, erklärte er knapp und hielt dem Portier seinen Ausweis entgegen. „Ich bin Arzt – es geht, wenn ich mich nicht irre, um ein Menschenleben.“
Ich hab’s ja geahnt, dachte der Portier, ließ es sich dann aber nicht nehmen, den Mediziner persönlich zu Elaine Marais’ Zimmer zu führen. Diese Weiber sind doch verrückt, schoss es ihm dabei durch den Kopf. Sie haben alles, wovon andere nur träumen können: Erfolg. Geld. Die Bewunderung vieler Menschen … „Überdruss ist auch ein Fluch“, sagte er aus seinen Überlegungen heraus.
„Einsamkeit auch“, fügte Andreas Fabian hinzu. Er wartete ungeduldig, dass die Zimmertür endlich geöffnet wurde.
Als die edle Mahagonitür dann aufschwang, stürmte er in die Suite. Er sah nichts rechts und nicht links, bis er in einem eleganten Schlafzimmer vor einem kreisrunden Bett stand. Da lag Elaine Marais – hingestreckt in einer Pose, die schon fast lächerlich wirkte. Zum fliederfarbenen Seidennachthemd mit Spaghettiträgern trug sie ein hauchzartes Nichts von Morgenmantel, der raffiniert übers halbe Bett verteilt war. Das blonde Haar bedeckte fast das ganze Kopfkissen.
„Ach du liebe Scheiße“, murmelte der Portier.
„Raus“, befahl Dr. Fabian knapp. „Rufen Sie schnell den Notarztwagen. Suizidversuch.“
„Wie bitte?“
„Selbstmordversuch.“ Während er sprach, hatte er sich schon über Elaine gebeugt und tastete nach ihrem Puls. Er war noch erstaunlich stabil, und auch, als er ihre Pupillen kontrollierte, stellte er fest, dass sie nicht völlig bewusstlos war, doch stark verlangsamte, abgeschwächte Reflexe zeigte. Offenbar hatte sie – bewusst oder unbewusst – eine zu geringe Dosis des Schlafmittels genommen. Die Packung lag noch auf dem Nachttisch, und als Dr. Fabian sie kontrollierte, atmete er erleichtert auf. Selbst wenn das schöne Model 20 Tabletten geschluckt haben sollte – mit diesen Pillen brachte man sich nicht um!
„Keine Sorge“, sagte er zu dem älteren Mann, der gerade die Suite verlassen wollte, „es besteht keine Lebensgefahr.“
Na, wenigstens etwas! Das ersparte dem Hotel den ganz großen Skandal!
Andreas Fabian untersuchte Elaine, stellte fest, dass es ganz
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