Ein Himmel voller Sterne
grinste. „Dabei ist der Chef sooo sympathisch!“
„Du bist eine alte Lästermaus“, sagte James – was für Heiterkeit sorgte.
„Es heißt Lästermaul“, korrigierte die Visagistin. „Von mir aus hab ich das. Aber ich hab recht, oder, Bettina?“
Die Fotografin zuckte nur mit den Schultern. „Er ist ein Kunde wie jeder andere“, kommentierte sie.
Das kam nicht gerade glaubwürdig rüber, musste sie zugeben. Und die Mienen der Mädchen sprachen Bände.
James und Bettina waren die letzten, die das Haus verließen. „Nimms nicht so schwer“, tröstete James. „Er wird wiederkommen. Oder ihr seht euch in Hamburg wieder.“ Er zog Bettina an sich und gab ihr einen Kuss. „Ich spürs genau – schon bald kann ich auf deiner Hochzeit tanzen.“
„Du bist ein total verrückter Kerl! Hochzeit – das kommt nie und nimmer für mich in Frage!“
„Sag niemals nie!“
+ + +
„Ich habs ja so satt! Autos. Motoren. Getriebeöl und Reifenabrieb … sag mal, ist in deinem Kopf auch noch Platz für was anderes?“ Wütend ging sie in Tom Archers Hotelzimmer auf und ab.
„Das ist mein Job. Und du weißt, wie wichtig eine perfekte Abstimmung mit den Technikern ist. Seit Wochen lebst du mit mir zusammen – hast du’s immer noch nicht geschnallt?“ Auch Tom zeigte Nerven. Elaine war ebenso anspruchsvoll wie schön, ebenso egoistisch und uneinsichtig wie leidenschaftlich im Bett. Nur … gute Liebhaberinnen gabs viele auf der Welt. Exzellente Techniker und einen guten Rennstall nur wenige. Und so leidenschaftlich sich der Rennfahrer auch in das schöne Model verliebt hatte – er war nicht bereit, wegen Elaines Launen seine Karriere aufs Spiel zu setzen.
„Wenn dir nicht passt, wie ich lebe, und wenn du dich nicht damit abfinden kannst, wie ich mein Geld verdiene, ist es wohl besser, wir trennen uns.“ Er sagte es ganz emotionslos, und auf einmal wurde Elaine klar, dass er nicht umsonst in seinem Metier einer der Großen war. Auf der Rennstrecke war Coolness gefragt, man musste Nerven wie Drahtseile besitzen und eventuell auch mal skrupellos sein. Nur dann spielte man in der ersten Liga mit.
Die schöne Frau presste die Lippen fest aufeinander. Das hatte sie wohl vermasselt. Aber Tom war nicht der einzige Mann auf der Welt. Wenn sie’s recht bedachte, war er sowieso nur eine Notlösung gewesen. Gerade gut genug, um das leicht angekratzte Selbstwertgefühl wieder aufzupolieren, das durch Karsten Korten-Ryhoff leicht gelitten hatte.
Wenn sie an ihn dachte, empfand sie – was höchst selten vorkam – wirkliche Gefühle. Er war der Mann, den sie wollte.
Und sie würde ihn bekommen!
„Wenn du meinst …“ Betont lässig zuckte sie mit den Schultern. „Dann wars das eben. Machs gut – auf der Rennstrecke.“
„Danke. Du auch.“ Er drehte sich einfach um und ging aus dem Zimmer. Es machte ihm ganz offensichtlich gar nichts aus, dass sie ihm den Laufpass gab.
Sie ihm? Oder er ihr? Eine Unverschämtheit! Schon allein dass er die Trennung nicht bedauerte, nicht litt … Was bildete sich dieser schmächtige Rennfahrer eigentlich ein? Elaine griff nach einer Karaffe aus kostbarem Lalique-Glas und schleuderte sie an die Wand. Leider trat sie wenig später mit ihren nackten Füßen in einen der Splitter, was der Laune nicht förderlich war.
„Nur weg hier“, murmelte sie vor sich hin. „Keine Minute länger versaure ich hier.“
Also packen. Einen Flug buchen. Mit der Agentur telefonieren und sich nach neuen Aufträgen erkundigen – und dabei erfahren, dass zwei Kunden ihre Buchungen storniert hatten. Elaine wurde blass vor Zorn.
„Was soll das denn?“, fauchte sie in den Hörer.
Die junge Angestellte in Hamburg zögerte, dann beschloss sie, einfach die Wahrheit zu sagen. Vielleicht brachte die Elaine zur Besinnung. „Du bist einfach zu teuer. Und leider in letzter Zeit nicht mehr zuverlässig. Außerdem … die letzten Fotos … nimm’s mir nicht übel, aber man sah doch recht deutlich die ersten falten. Da musste einiges retouschiert werden.“
„Was fällt dir denn ein? Bist du lebensmüde? Willst du den Job verlieren? Also, das muss ich mir von einem No-name wie dir nicht sagen lassen. Das hat Konsequenzen!“
Nein, es war nicht Elaines Tag. Was immer sie tat – es zog Frust nach sich. Der Flieger war überfüllt, vor ihr saß ein italienisches Ehepaar mit drei Kindern, von denen einem übel wurde. Unglücklicherweise erbrach es sich in Elaines Richtung, ihr Armani-Kostüm wurde
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