Ein Himmel voller Sterne
auf die Mailbox gesprochen hatte, war traurig und wütend zugleich gewesen:
„Ich weiß zwar immer noch nicht, was du dir alles einbildest – aber ich bin’s jetzt leid, mich lächerlich zu machen. Ich mag dich immer noch sehr, sehr gern, Bettina, doch du kannst und willst mir wohl nicht vertrauen. Schade. Leb wohl.“
„Ich mag dich gern …“ Das war ja wohl das Letzte! War sie ein Hund? Den hatte man gern. Oder den Onkel und die Tante. Aber doch nicht den Menschen, mit dem man eine leidenschaftliche Nacht verbracht hatte, dem man heiße Liebesworte zugeraunt hatte …
New York versprach Ablenkung. Und mit James und seinen Freunden würde sie sich bestimmt hervorragend amüsieren!
Eine lange Halloween-Nacht und fünf Partys später wusste Bettina, dass sie sich geirrt hatte. Natürlich war Big Apple reizvoll wie eh und je. Sie machte Fotos, sah sich die Stadt an, die sich stetig veränderte. Sie traf ein paar nette Leute, ging ins Guggenheim Museum und in die National Galery. Sie fotografierte das, was man von Ground Zero noch sehen konnte und war beeindruckt von der kleinen St. Pauls-Chapel, in der so etwas wie eine Gedenkstädte für die Opfer dieses verheerenden Unglücks entstanden war.
Als sie heimkehrte, war auch in Deutschland alles schon im vorweihnachtlichen Glanz erstrahlt. Die Geschäfte und Straßen waren geschmückt, überall erklangen Weihnachtslieder.
Und dann, mitten im Trubel der Stadt, sah sie ihn: Karsten ging, den Kragen des Ledermantels hochgeschlagen, in ein Geschäft.
Im ersten Impuls wollte ihm Bettina folgen, aber dann sah sie, welchen Laden er aufsuchte – eine Kindermoden-Boutique! Und gerade kam Elaine aus dem Laden. Sie lächelte Karsten an und hielt einen kleinen Strampelanzug hoch.
So war das also! Er wurde Vater!
Gratuliere, Elaine, dachte Bettina bitter. Du hast es ganz offensichtlich geschafft. Wohl mit dem ältesten Trick der Welt, aber du hast es geschafft.
Zum Glück fing es gerade an zu regnen. Die Tropfen vom Himmel vermischten sich mit Bettinas Tränen.
+ + +
Als Karsten Korten-Ryhoff auf Sylt ankam, um sich um Elaine zu kümmern, war er zunächst wütend auf das Model. Ich lasse mich nicht von ihr erpressen, dachte er, als er sie in ihrem Hotelzimmer aufsuchte. Aber dann, als sie so elend und verzweifelt vor ihm lag, bekam er Mitleid.
„Ich … ich weiß nicht, was mit mir los war“, gestand Elaine. „Ich … ich war auf einmal so verzweifelt. Und so allein …“
„Du hattest bestimmt wieder was getrunken. Und dazu auch noch dieses Teufelszeug genommen. Stimmt’s?“ Er musste sich zu der Strenge zwingen, aber ihm war klar, dass er Elaine nur helfen konnte, wenn er hart blieb und sie zu einem Entzug zwang.
„Du weißt doch, wie das ist …“ Ihre Stimme klang weinerlich.
„Ja, ich weiß es. Und du weißt, wie falsch es ist, das Zeug immer wieder zu konsumieren. Es macht dich kaputt. Sieh das doch endlich ein!“
„Dann hilf mir!“ Sie hatte ihm die Hände entgegengestreckt und ihn mit tränenfeuchten Augen angesehen.
Karsten hatte keine Chance – er verzieh ihr. Er kümmerte sich um sie. Er besorgte ihr den besten Therapeuten, eine diskrete Klinik – und er sorgte dafür, dass sie wieder gute Engagements bekam, als sie clean und fit nach sechs Wochen entlassen wurde.
Elaine hingegen, schöner denn je, verbarg gekonnt ihren Triumph. Sie hatte zwar im Alkoholrausch viel zu viele von den Schlaftabletten genommen, aber letztendlich doch nicht so viele, als dass man sie nicht rechtzeitig hätte „retten“ können.
Ihr Plan – ebenso simpel wie schon tausendmal vorher ausgeführt – hatte funktioniert: Karsten fühlte sich für sie verantwortlich. Er war voller Schuldgefühle und tat alles, um ihr zu helfen.
Mitleid ist keine Liebe, das machte sich das schöne Model immer wieder klar. Aber dieses Mitleid band Karsten an sie. Und sie würde alles tun, dass die Fessel fester und fester wurde.
Nachdem sie die Suchtklinik in der Schweiz wieder verlassen hatte, sorgte Karsten dafür, dass sie sehr gute Aufträge bekam. Zunächst für KORY-Moden, dann für einen Designer, der sich auf Pelze spezialisiert hatte. Dann kamen Jobs in Spanien, Italien, sogar in Norwegen und Schweden. Hier kam die zarte Blondine besonders gut an.
Weihnachten verbrachten sie zusammen – wie gute Freunde. Das jedenfalls schrieb Karsten auf seiner Einladung.
Elaine grinste. „Meinetwegen. Seien wir Freunde! Irgendwann wird wieder mehr draus.“
Das Fest, das der
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