Ein Himmel voller Sterne
Chef von KORY-Moden ausrichtete, wurde in seiner Villa gefeiert. Eine Catering-Firma sorgte dafür, dass es weder an Delikatessen noch an Getränken fehlte. Die große Halle war festlich geschmückt, die Nordmann-Tanne in der Mitte des Raumes glänzte in Gold und Rot-Tönen.
Es war eine rauschende Party. Alle amüsierten und unterhielten sich. Bis auf Karsten. Er ging von Tisch zu Tisch, plauderte mit allen Gästen – und fühlte sich doch einsam.
Nein, das war nicht das Weihnachtsfest, das er sich vorstellte. Besinnlich sollte es sein. Wärme ausstrahlen. Geborgenheit und Frieden.
Und wieder dachte er an Bettina. Was mochte sie jetzt tun? Wo feierte sie den Heiligen Abend? Mit diesem James, der so verdammt gut aussah? War sie bei ihm in den Staaten? Oder gab es inzwischen einen anderen Mann an ihrer Seite?
Verdammt, er würde was drum geben, das zu wissen!
Er hörte Elaines helles Lachen. Sie hatte zu viel getrunken. Wieder mal. Bitterkeit erfüllte ihn. Da hatte er alles versucht, um ihr zu helfen, um ihr neuen Halt zu geben – doch sie war schon fast wieder im alten Fahrwasser, das hatte er in den letzten Tagen deutlich erkennen müssen.
Kurz sah er zu Annette Berger und Dr. Andreas Fabian hin. Die beiden waren gekommen, obwohl sie bestimmt lieber allein ihr erstes gemeinsames Weihnachten gefeiert hätten. Das rechnete er vor allem seiner Mitarbeiterin hoch an. Bis vor einigen Wochen war Annette noch krank gewesen. Die Folgen des Verkehrsunfalls hatten Spuren hinterlassen. Sie war blass, noch zarter. Schutzbedürftiger. Es war ein Segen, dass sie den richtigen Partner an ihrer Seite hatte.
Wieder wurde seine Aufmerksamkeit von Elaine beansprucht. Sie lachte viel zu laut. Trank zu viel. Und jetzt knutschte sie ganz hemmungslos mit einem jungen Designer, der ihr ungeniert den Seidenrock hochhob.
Karsten wandte sich ab. Als er an Annette und Andreas vorbeiging, raunte ihm seine Direktrice zu: „Du solltest Elaine aus dem Verkehr ziehen. Sie ist mal wieder vollgepumpt.“
„Sie wird nicht schlau. Will sie wirklich von einem Entzug zum anderen gehen?“ Dr. Fabian trank sein Glas leer. „Sie entschuldigen uns, Karsten, ja? Aber ich hab mir den Heiligen Abend ein bisschen anders vorgestellt.“
„Natürlich. Es tut mir sehr leid.“ Er begleitete die beiden zur Tür, atmete draußen tief die kalte Nachtluft ein. Als er die Kirchenglocken hörte, bereute er es, diese Party arrangiert zu haben. Wer kam schon – doch nur Leute, die einsam waren. Für die Weihnachten nichts anderes bedeutete als ein paar freie Tage, Grund, eine Fete zu feiern … Karsten wünschte sich in diesem Moment die Weihnachtstage seiner Kindheit zurück. Ein bunt geschmückter Baum. Viele kleine Päckchen darunter. Seine Mutter am Klavier, sie spielte die altvertrauten Weihnachtslieder. Sein Vater las das Weihnachtsevangelium vor … Nein, nicht sentimental werden jetzt! Er hatte Pflichten als Gastgeber!
Langsam schloss er die Haustür, ging zurück zu seinen Gästen, die sich blendend zu amüsieren schienen. Vom Zauber des Heiligen Abends war allerdings nichts zu spüren.
Karsten hielt es genau noch eine halbe Stunde aus. Dann ging er in die Küche, wo seine Wirtschafterin die Angestellten des Catering-Service beaufsichtigte. Bei ihr stand Karin Habermann. Seine Sekretärin und Vertraute runzelte leicht die Stirn. „Stimmt was nicht?“
„Mit der Party?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich denke, dass sich alle gut amüsieren. Aber ich bin kurz mal weg“, sagte er. Und als sie ihn fragend anschaute, meinte er: „Ich brauche frische Luft, machen Sie sich keine Sorgen. Bin bald wieder da.“
„Das sind die Geister, die er selbst gerufen hat“, meinte Karin Habermann.
„Er denkt immer noch an diese Fotografin.“
„Ja, die hätte zu ihm gepasst. Aber sie war ihm wohl nicht verrückt genug. Er muss sich ja wieder mit dieser Elaine abgeben.“
„Ich weiß nicht …“ Die Haushälterin gestattete sich ein kleines Lächeln. „Wenn Sie mich fragen … ich bin sicher, dass er jetzt auf dem Weg zu Bettina Gehrmann ist.“
+ + +
Die kleine Blautanne stand neben dem großen Fenster, das den Ausblick auf die weihnachtlich geschmückte Stadt gestattete. Die gelben Bienenwachskerzen verbreiteten einen sanften Schimmer, ihr Duft vermischte sich mit dem der Lebkuchenplätzchen und Zimtsterne – Gebäck, das für Bettina unbedingt zum Weihnachtsfest dazu gehörte. So wie ein Baum – geputzt mit den alten Glaskugeln ihrer
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