Ein Himmel voller Sterne
zerreißen drohte.
„Raus aus meinem Bett!“ Mit einem Ruck riss sich Karsten die Decke weg, trommelte wie irre auf seine Brust. „Raus. Sofort! Ich könnte dich umbringen, du Lügner!“
„Was hast du denn?“ Noch leicht verschlafen richtete sich Karsten auf. „Bettina, Liebling, was ist denn los?“
„Was los ist? Das, was immer mit dir los ist: Du lügst und betrügst. Du bist der krasseste Egoist, den man sich nur vorstellen kann.“
Irritiert schüttelte Karsten den Kopf. „Ich weiß wirklich nicht, was jetzt in dich gefahren ist.“ Er versuchte ihre Hände zu fassen, doch Bettina zog sie mit einem Ruck zurück. „Lass mich allein.“ Ihre Stimme, eben noch wütend und ein bisschen schrill, war jetzt nur noch ein Hauch. Tränen schwangen darin mit. „Lass mich bitte, bitte jetzt allein.“
„Aber ich … was wirfst du mir denn vor?“ Karsten stand auf und zog sich halb an. Die Smokinghose lag auf dem Boden, war ebenso verknittert wie das Hemd. Doch das war jetzt unwichtig. „Warum bist du so wütend auf mich?“
„Warum? Das fragst du nicht im Ernst!“ Sie war wunderschön, wie sie da auf dem Bettrand saß. Das Haar lockte sich um ihr erhitztes Gesicht, die Augen, die ihn vor wenigen Stunden noch voller Zärtlichkeit angeschaut hatten, glühten jetzt.
Karsten umfasste die schlanke Gestalt – und am liebsten hätte er Bettina jetzt wieder geliebt. Aber das war wohl illusorisch. So, wie sie drauf war, glich sie einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Wenn er doch nur wüsste, was plötzlich in sie gefahren war!
„Sag mal, nimmst du Drogen?“ Der Satz war ausgesprochen. Scheiße, schoss es ihm durch den Kopf, damit machst du alles nur noch schlimmer!
„Was sagst du da?“ Wirklich, ihre Wut war noch steigerungsfähig. „Du wagst es, mich mit den Typen zu vergleichen, die du normalerweise im Bett hast? Na ja, eine Elaine bin ich nicht. Und Drogen … nein, die brauche ich nicht, um Gefühle zu zeigen.“
„Aber ich …“
„Sag mir nur eins“, fiel sie ihm ins Wort. „Bist du noch mit Elaine zusammen?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Und du hast sie nicht mehr gesehen?“
Er zögerte.
„Sag schon: Wann hast du sie zum letzten Mal gesehen? Als ihr zusammen Kinderkleidung gekauft habt?“
Karsten atmete auf. „Ach das! Das ist ganz einfach zu erklären. Sie wollte mich doch nur …“
„Ködern. Ich weiß. Mit dem ältesten Trick der Welt. Gratuliere, das ist ihr gelungen. Und jetzt – geh endlich. Ich kann dich nicht mehr ertragen!“
„Aber Bettina, so hör mir doch zu! Das ist doch alles ganz anders und …“
„Ich weiß. Es ist immer ganz anders. Mit jedem deiner Betthäschen. Aber in die Sammlung lass ich mich nicht einreihen, das schaffst du nicht. Auch, wenn du mir das Blaue vom Himmel runter versprichst.“ Sie wies zur Tür. „Und jetzt scher dich raus.“
„Du bist jetzt wohl total durchgeknallt, was?“ Auch Karsten wurde wütend. Warum beschimpfte Bettina ihn auf einmal? Was war los mit ihr? Kopfschüttelnd sah er sie an. „Weißt du, mit hysterischen Weibern hab ich beruflich schon so viel zu tun, da brauch ich so was nicht auch noch privat. Wenn du willst, ruf mich an, wenn du wieder normal bist.“ Sprach’s und ging.
Bettina warf sich in die Kissen und weinte, bis ihre Augen brannten. Verdammt, sie war ja so ein Schaf! Verliebt wie mit fünfzehn. Dumm und unreif – und das in den gewissenlosesten Playboy Deutschlands!
Nein, sie machte sich gar nicht klar, wie unsachlich und ungerecht sie war. Sie sah vor ihrem geistigen Auge nur, wie Elaine und Karsten aus der Kindermoden-Boutique kamen. Sie sie lachten und eine Harmonie ausstrahlten, die sie mit ihm nie erlangen würde.
Wie sie sich selbst für die Schwäche hasste, die sie gestern Abend gezeigt hatte! Kaum stand er mit Dackelblick vor ihrer Tür, vergaß sie alles und sank ihm in die Arme. Erbärmlich war das! Verrückt und unentschuldbar!
Diesen ersten Weihnachtstag verbrachte Bettina damit, ihren ganzen Tempotaschentücher-Vorrat aufzubrauchen, Karsten tausendmal zu verfluchen – und heilige Eide zu schwören, diesen Mann in Zukunft zu meiden wie der Teufel das Weihwasser!
Karsten grollte ebenfalls. Mit sich, mit Bettina – und mit allen Lebewesen, die ihm über den Weg liefen.
In seiner Villa waren noch deutliche Spuren der Party zu sehen. Der Tannenbaum stand schief, die alte große Holzpyramide, die schon seiner Großmutter gehört hatte und die er zur Dekoration auf eine kleine
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