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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Welt.

    Als Estella auf die vordere Veranda trat, wanderte ihr Blick über ein Meer von Zelten zwischen ihrem Haus und der Adelaide Street. In den vergangenen Tagen war ihre Anzahl allmählich gestiegen, doch sie konnte kaum glauben, wie viele in dieser Nacht hinzugekommen waren. Zwischen den Zelten brannten Lagerfeuer, deren Rauch nach Eukalyptus duftete.Er vermischte sich mit dem Geruch nach warmem Brot, schmorenden Lammkoteletts und frisch aufgebrühtem Tee. Die Luft war aufgeladen mit Spannung, die Estella wie eine bleischwere Last empfand. Sie blickte zur Hauptstraße hinüber und sah Afghanen mit kunstvoll gewickelten Turbanen, die ihre Kamele die Straße entlangführten. Sie schienen soeben aus Marree angekommen zu sein und hatten also einen endlos langen Weg hinter sich, um an den Rennen teilzunehmen. Die Tiere kamen Estella riesig vor. Trotzdem besaßen sie eine natürliche Anmut und etwas Majestätisches, dem auch die seltsam runden Knie, die wilden Blicke und der ungelenke, steife Gang keinen Abbruch taten.
    Als Estella das Geräusch eines Flugzeugmotors hörte, beschattete sie die Augen mit den Händen und blickte zum Himmel. Sie sah eine kleine Maschine einschweben und am anderen Ende der Hauptstraße landen. Als sie aufsetzte, hüllte sie die Stadt und die Zeltenden in eine rote Staubwolke. Das Flugzeug rollte neben den drei anderen Maschinen aus, die bereits am Hotel standen. In einer war John Fitzsimmons angereist; in einer zweiten seine Radioreporter und die Ausrüstung. Das dritte Flugzeug hatte einige Journalisten eingeflogen, und Estella mochte gar nicht darüber nachdenken, wer wohl in diesem vierten saß, das soeben gelandet war. Sie hoffte, dass es sich um einen reichen Schafzüchter aus den Kimberley-Bergen oder von der Golfküste handelte und dass nicht noch mehr Journalisten in die Stadt kamen.
    Estella konnte noch immer nicht fassen, dass die Picknick-Rennen von Kangaroo Crossing ein solches Interesse fanden. Natürlich war in diesem Jahr Stargazer die Hauptattraktion. Er sah fantastisch aus, kräftig und gesund, und trotzdem bereute Estella es beinahe, so ehrgeizig gewesen zu sein. Wie hatte sie nur behaupten können, Stargazer werde in diesem Jahr den Cup gewinnen?
    Estella blieb fast den ganzen Tag im Haus und hielt sich vonden lärmenden Menschenmengen fern. Sie wollte vor allem John Fitzsimmons und den Journalisten aus dem Weg gehen. Als es wieder einmal an der Vordertür klopfte, ging sie davon aus, dass es jemand war, der um ein Zimmer bitten wollte, und öffnete gar nicht erst.
    Gleich darauf streckte Dan Dugan den Kopf durch den Spalt an der Hintertür. »Da sind Sie ja«, meinte er, als er Estella bei einer Tasse Tee am Tisch sitzen sah. »Haben Sie mich nicht klopfen gehört?«
    »Doch, aber ich dachte, es sei wieder ein Betrunkener, der eine Bleibe sucht.«
    Dan lächelte. »Ich bin nüchtern, das schwöre ich. Und ich brauche auch kein Zimmer.«
    Estella erwiderte sein verlegenes Lächeln. »Den ganzen Tag hat es immer wieder geklopft.«
    »Sie sollten ein Schild an die Tür hängen, wie alle anderen in der Stadt.«
    »Nächstes Jahr werde ich daran denken!« Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als sie erschrak. Hatte sie wirklich »nächstes Jahr« gesagt? Vor ein paar Monaten noch hatte sie geglaubt, ihr Leben sei wohl geordnet und auf lange Sicht geplant. Alles war ihr fest gefügt und sicher erschienen: Sie hatte ein Heim gehabt, einen Ehemann und, wie sie glaubte, eine strahlende Zukunft. In den wenigen Minuten, in denen James ihr mitgeteilt hatte, dass er die Scheidung wollte, hatte sich alles für sie geändert. Jetzt war sie nicht einmal mehr sicher, was die nächste Woche bringen würde – vom nächsten Jahr ganz zu schweigen.
    Sie musterte Dan und meinte: »Sie sehen gut aus.« Er war glatt rasiert, ordentlich gekämmt, und er trug eine schwarze Lederhose und ein weißes Hemd. Zwar fehlte die Krawatte, doch Estella konnte den Männern keinen Vorwurf machen. Es war einfach zu heiß. Sie selbst ertrug nicht einmal den Gedanken an Nylonstrümpfe.
    »Vielen Dank. Aber warum sind Sie nicht für den Ball umgezogen, Estella?«
    »Ich hatte eigentlich nicht vor, mich dort blicken zu lassen.«
    Dan wirkte enttäuscht. »Warum nicht? Wir könnten doch gemeinsam hingehen. Natürlich nur, wenn Sie nicht eigentlich lieber allein ...«
    »Das ist nicht der Grund.« Estella mied Dans Blick. Er würde nicht verstehen, wie sehr sie ihre Rolle als Heldin satt hatte; es würde ihm

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