Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Kinder reserviert, die Männer mussten sich in den Busch hocken. Um genug Essen bereitstellen zu können, hatte Charlie vier Frauen zum Kochen eingestellt: Marjorie Waitman, Conny Gee und zwei Schwestern von der Wilga Station.
Mehrmals klopfte jemand an Estellas Tür, um zu fragen, ob sie ein Zimmer vermieten wollte. Meist waren es Männer, die einen betrunkenen Eindruck machten. Einige davon kamen recht unverschämt daher, sodass Estella höflich, aber bestimmt verneinte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie sich schon an die Einsamkeit und den Frieden in Kangaroo Crossing gewöhnt hatte und es störend fand, von lauten, zum Teil rüpelhaften Menschen umgeben zu sein.
Als Estella morgens aus dem Haus trat, überraschte sie einige Kinder dabei, wie sie aus ihrem Tank Wasserkanister füllten.
»He!«, rief sie, und die Kinder rannten Hals über Kopf davon. Estella eilte zum Tank und drehte den Hahn zu. »Ihr hättet wenigstens fragen können«, rief sie verärgert.
»Sie werden wohl den Hahn herausnehmen müssen«, meinte Marty von der Koppel aus.
Estella wandte sich um und sah ihn an. »Das wäre dann doch ein wenig gemein.«
»Wenn Sie es nicht tun, haben Sie bald kein Wasser mehr«, gab er zu bedenken, während er sorgfältig Stargazers Hufe untersuchte. Er hatte das Wasser für den Hengst in Fässern hergebracht, wofür Estella ihm sehr dankbar war, denn sie wusste, dass er Recht hatte: Jeden Tag befürchtete sie, das Wasser in ihrem Tank könne zur Neige gehen, denn jeder Tag zog ebenso blau, wolkenlos und staubtrocken herauf wie der vorangegangene.
»Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn Sie das wenige Wasser, das Ihnen bleibt, nicht mit anderen teilen wollen. Der Tankwagen ist in der Stadt, und alle können kaufen, so viel sie brauchen.«
Estella war erleichtert, denn sie hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen gehabt. Sie schauderte bei dem Gedanken, dass die Kinder vom Durst gepeinigt wurden, doch sie hatte kein Geld, um Wasser zu kaufen. Deshalb würde sie den Hahn tatsächlich vom Tank abschrauben müssen.
Sie ging zu Marty hinüber und sah zu, wie er Stargazer bürstete. Dessen Fell glänzte im Morgenlicht. Jedes Mal, wenn ihr Blick auf den Hengst fiel, fühlte sie Stolz in sich aufsteigen – doch dieser wurde sofort von Unbehagen überschattet, wenn sie an das Rennen dachte. Sie sah, dass Marty den Hengst schon gefüttert und geritten hatte, und sie fand, dass er sehr entspannt wirkte – im Gegensatz zu Marty, dessen innere Anspannung sich in weit ausholenden Bürstenschwüngen entlud.
»Sind Sie nervös wegen des Rennens?«, fragte Estella.
Er hielt einen Moment inne und sah sie an. »Ich ... habe heute zu viel Energie und weiß nicht, wohin damit«, erwiderte er. »Heute Nacht habe ich kaum ein Auge zugetan, also bin ich um halb fünf hierher gekommen und habe mit Stargazer ein leichtes Training absolviert. Morgen mache ich’s genauso.« Er sagte ihr nicht, wie sehr er es genossen hatte, früher als sonst die Strecke entlangzupreschen. Es war weit und breit niemand zu sehen gewesen; Mondlicht hatte die Bahn erleuchtet, und statt des heißen Windes hatte eine kühle Brise sein Gesicht gestreichelt. Er war gerade fertig gewesen, als die Sonne den Saum des Himmels rosa färbte und die anderen Teilnehmer des Wettbewerbs zum Training auf die Rennstrecke geritten kamen.
»Stargazer ist sehr sensibel«, fuhr Marty fort, »und ich glaube, er weiß genau, was vor sich geht. Ein-, zweimal hat er vor einem Rennen Magenprobleme gehabt, aber das lag wohl nur an der allgemeinen Aufregung und den lärmenden Menschenmassen.«
»Wirklich?« Estella war sicher, dass Stargazer Martys Unruhe spürte und dass eher Marty vor dem Rennen einen nervösen Magen hatte. »Das ist ungewöhnlich, aber ich werde ein Auge darauf halten.«
»Sie massieren ihn doch vor dem Rennen, nicht wahr, Estella?«
»Ja, natürlich. Es wird ihn entspannen, seine Muskelnmüssen warm und gut durchblutet sein. Vielleicht brauchen Sie selbst auch eine Massage, Marty?«
»Ich wünschte, es wäre schon vorbei.«
Da bist du nicht der Einzige, dachte Estella. Ihr wurde schon flau, wenn sie nur über das Rennen sprach.
»Noch einmal vielen Dank für alles, was Sie getan haben! Ich muss jetzt gehen, Phyllis braucht im Geschäft meine Hilfe. In den nächsten Tagen werden wir einen großen Ansturm erleben!«
Als Marty fort war, machte Estella sich daran, den Wassertrog zu scheuern. Sie wusste nicht, wo Mai und Binnie
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