Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Charlie verwirrt. »Wir können keine Versammlung abhalten ... Wir haben nichts hier, um Gäste zu bewirten.«
»Beschwer dich nicht bei mir – Estella hat die Versammlung einberufen.«
Charlie kratzte sich stirnrunzelnd am Kopf. »Davon weiß ich nichts, und ich komme gerade aus dem Krankenhaus.«
»Phyllis hat es mir gesagt«, berichtete Marty. »Anscheinend hat Estella, nachdem sie aus dem Flugzeug gestiegen war, für heute alle zusammengerufen. Barney und fast alle anderen sind sicher, dass sie uns ihre Abreise ankündigen wird.«
»Abreise?«, stieß Charlie hervor. »Sie reist nicht ab, Marty. Das hätte sie mir gesagt!«
»Nicht unbedingt. Auch wenn du derjenige warst, der ihr die Stelle als Tierärztin angeboten hat, muss sie dir ja nicht als Erstem sagen, dass sie fortziehen will.«
Charlie hätte Marty gern erzählt, dass er ihr Onkel war, doch er behielt es für sich. »Glaub mir, das ist nicht der Grund!«
»Aber was will sie uns dann erzählen?«
Charlie zuckte die Achseln. Er konnte sich nur einen Grund für Estellas Ankündigung vorstellen: Früher oder später musste sie ihr Geheimnis lüften, und wenn es einen geeigneten Zeitpunkt dafür gab, dann jetzt, nachdem das Futter eingetroffen war, was sehr zu ihrer Beliebtheit beigetragen hatte.
»Ich schätze, du wirst es einfach abwarten müssen«, sagte Charlie nur.
Auf dem Weg zurück zum Gemischtwarenladen sah Marty, dass Phyllis an Estellas Haus stand und auf Mai einredete. Nicht die Tatsache, dass die beiden sich unterhielten, machte ihn neugierig, denn Phyllis hatte viel Kontakt zu den einheimischen Aborigine-Frauen. Es war vielmehr ihre Körpersprache. Mai wirkte verängstigt, und Phyllis sah sehr angespannt aus. Sie drohte Mai sogar mit dem Finger.
Als Phyllis in den Laden zurückkehrte, fand sie ihren Vater in seinem Lehnstuhl im Wohnzimmer hinter dem Verkaufsraum vor. Er schien tief in Gedanken versunken.
»Stimmt etwas nicht, Dad?«, fragte sie, während sie sich aus der Kanne auf dem Herd eine Tasse Tee einschenkte.
Marty hob den Kopf und sah, dass sie selbstzufrieden wirkte. »Worüber hast du mit Mai gesprochen?«, fragte er.
Plötzlich spiegelte sich ein Ausdruck von Schuld auf ihren Zügen. »Es war nichts Wichtiges. Ich ... ich habe mich nur nach dem Hund erkundigt.«
»Nach welchem Hund?«
»Der Hündin, die Estella gepflegt hat, bevor sie mit Murphy in der Wüste gestrandet ist. Sie hatte das Tier aus einem Lager der Aborigines hinter den Sanddünen mitgenommen. Mai sagte, sie habe sich um das Tier gekümmert, aber ich wollte mich lieber selbst vergewissern.«
»Seltsam. Du hast dich doch nie besonders für Tiere interessiert, geschweige denn für streunende Hunde.«
Phyllis sah gekränkt aus, und Marty fragte sich nach dem Grund. War sie verletzt, weil er behauptet hatte, sie sei nicht tierlieb, oder weil er ihre Motive in Zweifel zog?
»Dass ich mich nie besonders für Stargazer interessiert habe, muss nicht bedeuten, dass ich andere Tiere nicht mag«, gab Phyllis gereizt zurück.
Marty hatte ein gutes Gespür dafür, wann seine Tochter nicht ehrlich zu ihm war. Er glaubte nicht eine Minute lang, dass sie sich Sorgen um Estellas Hündin gemacht hatte. Aber warum log sie, und was hatte sie zu verbergen? »Ich hatte den Eindruck, du würdest Mai wegen irgendetwas beschimpfen«, meinte er.
Phyllis runzelte die Stirn. »Ich habe ihr nur eingeschärft, sich um die Hündin zu kümmern, solange Estella im Krankenhaus ist. Und ich musste ein wenig energischer werden – du weißt ja, wie Mai sein kann. Ich will nicht, dass sie Estella enttäuscht.«
Marty schwieg.
»Warum bist du eigentlich so misstrauisch, Dad?«, wollte Phyllis wissen.
»Ich habe über Stargazer nachgedacht. Ich glaube, seine Koliken wurden durch Pflaumen ausgelöst.«
»Pflaumen?«
»Ja. Sein Dung war rötlich, und das habe ich nur einmal vorher gesehen, als deine Mutter ihm Pflaumen gegeben hatte. Damals war er noch ein Fohlen – du erinnerst dich doch, nicht wahr?«
Er beobachtete Phyllis bei diesen Worten genau, doch sie wirkte ehrlich verwirrt.
»Es waren frische Pflaumen – so frisch, wie man sie hier nur bekommen kann. Und deine Mutter hatte natürlich die Steine herausgenommen. Stargazer liebte Obst, doch er bekam schwere Koliken.«
»Wie soll ich mich daran noch erinnern?«, meinte Phyllis. Sie gab Zucker in ihren Tee und rührte eine Spur länger um, als notwendig gewesen wäre.
»Es ist noch gar nicht so lange her«, erwiderte
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