Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
zurück. »Ich fliege nach Australien.«
Flo blickte ihn überrascht an. »Wirklich?«
»Ja, im März, wenn das Kind kommt.«
Flo verstand überhaupt nichts mehr. James sah, wie ihre Gedanken sich überschlugen. Gleich würde sie ihn wahrscheinlich wegen seiner Beziehung zu Davinia zur Rede stellen – und diese Aussicht versetzte ihn in Panik. Nur um Flo zu beeindrucken, hatte er zu viel gesagt, doch jetzt war es zu spät, die Worte zurückzunehmen. Plötzlich fühlte er sich elend und schuldig und hatte nur noch den Wunsch, zu fliehen. »Ich muss jetzt gehen. Ich habe einen geschäftlichen Termin. Es war nett, dich wiederzusehen. Lebwohl, Florence.« Damit wandte er sich um und verließ eilig den Teesalon.
Flo blickte ihm verwundert nach. Sie verstand nicht, warum er nach Australien fliegen wollte. Ob er seine Meinung geändert hatte? Trotz ihrer Verwirrung freute sie sich für Estella. Zwar würde diese ihm seine Affäre mit Davinia nie verzeihen können, doch Estella würde sicher froh sein, dass James jetzt zumindest bereit war, ihrem Kind ein Vater zu sein. Flo fragte sich jedoch, ob sie James glauben konnte. Schließlich beschloss sie, Estella nichts von seinen Plänen zu schreiben, für den Fall, dass er seine Meinung wieder änderte – oder dass Davinia ihn umstimmte. Ihre Nichte konnte keine weiteren Enttäuschungen mehr verkraften.
Estella verbrachte den Morgen im Krankenhaus damit, sich Gedanken über das Treffen am Abend zu machen. Sie hegte ernste Befürchtungen, was die Reaktionen auf die Enthüllung ihrer wahren Identität betraf, doch sie konnte ihr Geheimnis nicht länger für sich behalten. Immer wieder ging sie ihre Argumente dafür durch, dass sie bisher die Wahrheit verschwiegen hatte – und jedes Mal erschienen sie ihr unaufrichtiger. Hatte sie nicht vor kurzer Zeit James noch zum Vorwurf gemacht, dass er sie belogen hatte? Und nur wenige Wochen später hatte sie selbst eine ganze Stadt belogen. Sie konnte nur hoffen, dass die anderen ihr verzeihen würden.
Auch dass sie noch keine Gelegenheit gefunden hatte, Murphy die Wahrheit zu sagen, belastete sie. Sie hatte an diesem Morgen mehrere Versuche unternommen, doch jedes Mal war etwas dazwischengekommen. Entweder hatte sie Besuch gehabt, oder jemand war bei Murphy gewesen.
Am frühen Abend kam Charlie. Estella hörte seine volltönende Stimme im Flur, lange bevor sie ihn sah. Sie lächelte, als sie ihn mit Murphy reden hörte. Obwohl sie nur ein paar Tage fort gewesen war, hatte sie ihn sehr vermisst. Charlie fragte nach Dan, und sie hörte Murphy antworten, dass dieser sich schlafen gelegt hatte. Estellas Lächeln schwand jedoch, als sie Charlie sagen hörte: »Ich dachte, du wüsstest, wie man ein Flugzeug fliegt.«
Murphy lachte nur, doch Estella schüttelte entsetzt den Kopf. Etwas Unpassenderes hätte Charlie kaum einfallen können.
»Was ist passiert?«, fuhr Charlie fort. »Frances sagte, du hättest vergessen, Benzin in den Tank zu füllen.«
Estella zuckte erschrocken zusammen, doch zu ihrer Überraschung hörte sie Murphy erneut lachen. Er war offensichtlich an Charlies seltsamen Humor gewöhnt, der anscheinend allen Einwohnern von Kangaroo Crossing eigen war.
»Wo ist Estella?«, hörte sie ihren Onkel dann fragen.
»Ein Stück den Flur runter«, erwiderte Murphy mit einem Blick auf Phyllis, die ihm soeben einen Krankenbesuch abstattete. Charlie eilte davon, und Murphy schaute ihm verwundert nach. Natürlich freute er sich, dass Charlie Estella mochte, doch er benahm sich beinahe wie ein besorgter Vater.
»Da bist du ja!«, meinte Charlie, als er in Estellas Zimmer blickte.
»Hallo, Charlie«, gab sie leise zurück. »Findest du es nicht ein wenig taktlos von dir, Murphy mangelnde Sorgfalt vorzuwerfen? Er hat nicht vergessen, das Flugzeug aufzutanken – er ist nämlich sehr genau, wenn es um die Sicherheit geht. EineVersiegelung am Tankdeckel hatte sich gelöst, und das Benzin wurde durchs Leck herausgesogen.«
Ihre Worte überraschten Charlie. »Ich wusste gleich, dass es so etwas ist. Es gibt niemanden, der so auf Sicherheit achtet wie Murphy.«
»Warum hast du ihm dann Nachlässigkeit vorgeworfen?«
Charlie blickte sie verdutzt an. »Ich hab mir doch nur einen kleinen Scherz erlaubt. Kein Grund, sich aufzuregen.« Er runzelte die Stirn. »Man könnte meinen, du bist in ihn verliebt.«
Jetzt war es an Estella, Charlie aus ihren grünen Augen verwundert anzublicken. »Sei nicht albern! Natürlich sind wir uns
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