Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
dein Angebot, aber es ist besser, ich erledige das selbst.«
»Ich lass dich aber nicht allein«, sagte Charlie entschlossen und richtete sich auf. »Ich stehe hinter dir. Du bist meine Nichte, und Ross war mein einziger Bruder.«
Estella legte ihm eine Hand auf den Arm. »Vielen Dank,Charlie«, flüsterte sie. »Ich weiß deine Unterstützung zu schätzen. Es tut mir Leid, dass ich dir nichts von der Versammlung gesagt habe. Ich wollte es gerade tun, als Phyllis auftauchte.«
»Schon gut.«
»Bevor wir hineingehen, möchte ich gern noch etwas wissen. Wer versorgt Mai mit Wein?«
Bevor Charlie antworten konnte, trat Marty zu ihnen.
»Hast du irgendeine Idee?«, beharrte Estella.
»Nein, keine Ahnung. Hier in der Bar gibt es keinen Tropfen Alkohol mehr, also kann er nicht von hier kommen.«
»Was kann nicht von hier kommen?«, schaltete Marty sich ins Gespräch ein.
Estella war ratloser denn je. »Kannst du dir vorstellen, wer Mai Alkohol geben könnte, Marty?«
Dieser schüttelte den Kopf. »Es muss jemand sein, der ein paar Flaschen zurückgelegt hat, denn soviel ich weiß, gibt es in der ganzen Stadt keinen Tropfen mehr.«
»Vielleicht sollte ich mit Phyllis darüber reden«, meinte Estella. »Sie scheint sie recht gut zu verstehen. Mai hat nämlich Angst, dass Binnie etwas geschieht, wenn sie erzählt, wer ihr den Wein gegeben hat.«
»Schon möglich, dass Phyllis dir helfen kann«, erwiderte Marty. »Sie hat heute Nachmittag mit Mai gesprochen.«
»Ist sie hier?«
»Noch nicht.«
Estella war enttäuscht, dass auch diese Sache noch würde warten müssen.
Charlie und Estella betraten den Gesellschaftsraum, wo Charlie um die Aufmerksamkeit der Anwesenden bat, während Estella nervös neben ihm stand. Als langsam Ruhe einkehrte und Estella mit ihrer Rede anfangen wollte, wurde sie von Clem Musgrove unterbrochen, der in den Raum kam. Zurallgemeinen Verwunderung trug er den Siegerpokal des Picknick-Rennens von Kangaroo Crossing bei sich.
»Bevor Sie anfangen, Estella, möchte ich etwas richtig stellen«, sagte er, ging zur Stirnseite des Raumes und blickte Estella an. Sie wusste nicht, was sie von Clem erwarten sollte. Er wandte sich an die Anwesenden und erklärte: »Ich möchte diesen Pokal seinem rechtmäßigen Besitzer übergeben.« Dann blickte er den völlig verblüfften Marty an, denn beide Männer hatten sich vor dem heimlichen Rennen darauf geeinigt, dass niemand davon erfahren sollte.
»Ich glaube nicht, dass einer von euch etwas darüber weiß«, wandte Clem sich an die Versammelten. »Aber am Abend des Picknick-Rennens sind Stargazer und Plumbago gegeneinander angetreten ...«
Erstaunte Rufe waren zu hören.
»Und Stargazer hat gesiegt.«
Jubel und Applaus brandeten auf, doch man hörte auch kritische Stimmen, die sich beklagten, dass sie keine Gelegenheit gehabt hatten, auf eines der beiden Pferde zu setzen. Clem hob die Hand, um für Ruhe zu sorgen. »Plumbago ist ein gutes Pferd, eines der besten. Er hat den Pokal gegen ein starkes Feld gewonnen, in dem der Sieger der letzten drei Jahre aber nicht vertreten war. Als Marty mich zu einem Rennen aufforderte, um zu ermitteln, welches der beiden Pferde denn nun schneller ist, war ich sofort einverstanden. Plumbago war müde, doch Stargazer war krank, also hatten sie die gleichen Chancen, auch wenn ich es damals noch nicht so gesehen habe. Stargazer hat nach hartem Kampf gesiegt – ich glaube, da wird Marty mir zustimmen.«
Marty nickte. Jetzt waren enttäuschte Ausrufe zu hören, und einige Anwesende schüttelten die Köpfe, weil ihnen etwas entgangen war, auf das sie sich monatelang gefreut hatten.
Doch Clem fuhr fort: »Ich überreiche hiermit Marty den Pokal und erkläre feierlich, dass Plumbago im nächsten Jahrwieder dabei sein wird. Und dann, das ist sicher, kehrt der Pokal wieder in meinen Besitz zurück!« Clem lächelte, als die Zuhörer ihn scherzhaft ausbuhten. Marty trat vor, und er und Clem schüttelten einander die Hände, während Clem Marty den silbernen Pokal übergab.
»Du bist ein guter Verlierer, Clem«, sagte Marty. Er bewunderte die Trophäe.
»Danke, Marty«, antwortete Clem schlicht. Er hatte lange erwogen, den Pokal zu behalten, sich dann aber anders entschlossen. Sein Sieg hatte einen schalen Beigeschmack, weil Stargazer nicht an dem Rennen teilgenommen hatte. Und da der Hengst später bewiesen hatte, dass er an diesem Tag das bessere Pferd gewesen war, hatte Marty das Recht auf den Pokal.
Nun wandte Clem
Weitere Kostenlose Bücher