Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Estella.
»Wenn er an meiner alten Cessna interessiert ist, bringe ich ihn gern nach Moorabin. Dort habe ich sie am Flughafen in einem Hangar untergestellt.«
»Er wird begeistert sein«, meinte Estella, die sich schon darauf freute, Murphy die gute Nachricht zu überbringen. So sehr er sich auch bemühte, es nicht zu zeigen: Estella wusste, wie sehr er seine alte Maschine vermisste. Während der vergangenen Wochen hatten sie viel Zeit miteinander verbracht. Estella war ihm dankbar dafür, dass er nicht mehr über seine Gefühle gesprochen hatte, obwohl sie in jedem seiner Blicke las, was er für sie empfand. Sie brauchte Zeit, über alles nachzudenken. Schon einmal war sie sich wie eine Närrin vorgekommen, und sie wollte nicht wieder den gleichen Fehler machen. Ihre Gefühle für Murphy wurden zunehmend tiefer, doch zugleich wuchs ihre Angst, noch einmal so tief verletzt zu werden.
Als sie etwas später den Untersuchungsraum betrat, machte Murphy erste Gehversuche. Sein Gipsverband lag auf dem Bett, in zwei Teile geschnitten.
»Dein Bein wird noch eine Weile etwas steif sein, aber wenn du fleißig übst, ist es bald wieder so gut wie neu«, meinte Dan.
Murphy blickte an sich hinunter. »Es sieht aus, als ob es gar nicht zu mir gehört«, stellte er fest. Er trug eine kurze Hose, und ein Bein war muskulös und tief gebräunt, das andere blass und viel dünner. Zwei große rote Narben erinnerten daran, wie nah er dem Tod gewesen war.
»Ich finde, es sieht sehr gut aus«, sagte Estella von der Tür her.
Murphy blickte auf und lächelte ihr zu, doch in seinen dunklen Augen spiegelte sich noch einmal die gemeinsam durchlebte Qual wider.
»Ich muss dir etwas erzählen«, stieß Estella aufgeregt hervor. »Es wird dich sehr interessieren.«
»Und was?«
»Kate hat ein Flugzeug zu verkaufen – eine Cessna 195!«
Murphy starrte sie offenen Mundes an, und ein Leuchten erschien in seinen Augen.
»Ich wusste, dass es dich interessiert«, meinte Estella mit zufriedenem Lächeln.
»Wo ist das Flugzeug jetzt?«
»Auf dem Moorabin Airport, einem Flughafen in Victoria. Kate fliegt dich gern hinunter, falls du dir die Maschine ansehen willst.«
» Falls ich sie mir ansehen will? Natürlich will ich! Ist sie in gutem Zustand und regelmäßig gewartet?«
»Da musst du schon Kate fragen.«
»Das sind ja großartige Neuigkeiten!«, rief Murphy. »Wo ist Kate?«
»Im Büro an der Eingangstür«, sagte Estella.
Murphy eilte hinkend aus dem Raum.
»Gut, dass ich dich treffe, Marjorie«, rief Murphy, als er am folgenden Morgen das Hotel betrat.
»Wo willst denn du hin?«, fragte Marjorie, weil Murphy gute Kleidung trug.
»Mit Kate nach Melbourne. Wenn ich Glück habe, komme ich mit einem eigenen Flugzeug zurück.«
»Das ist ja wunderbar! Findest du nicht, dass wir es feiern sollten, sobald du wieder da bist?«
»Genau das habe ich vor. Ich werde morgen Abend im Jockey-Club eine Party geben, wenn ihr einverstanden seid.«
»Warum denn nicht in der Bar?«, beschwerte sich Charlie. »Was gefällt dir hier nicht, außer dass wir kein Bier haben?«
»Es soll auch getanzt werden, und dafür brauchen wir Platz.«
»Also gut, Frances und ich können alles vorbereiten«, erklärte Marjorie. »Wen willst du einladen?«
»Ganz Kangaroo Crossing. Ich weiß, dass es sehrkurzfristig ist, Marjorie – bist du sicher, dass du es bis morgen organisieren kannst?«
Marjorie war ganz in ihrem Element, wenn es etwas zu organisieren gab.
»Natürlich«, erwiderte sie. »Du kannst dich darauf verlassen.«
»Könntest du auf dem Rückflug Bier mitbringen?«, bat Charlie.
Murphy schüttelte den Kopf. »Das würde ich gern tun, aber Dan ist auf einem guten Weg. Ich möchte, dass auch er zu der Party kommt, und er soll nicht in Versuchung geraten.«
»Murphy hat Recht«, warf Marjorie ein, die sehr froh war, dass die Männer nicht tranken. Marty und Charlie hatten ihrer Meinung nach einen schlechten Einfluss auf Frances, der kaum Bier getrunken hatte, bevor sie nach Kangaroo Crossing gekommen waren. Doch sie hatten ihn schnell auf den Geschmack gebracht.
Charlie ließ bedrückt den Kopf auf die Arme sinken. »Ich hab schon fast vergessen, wie Bier überhaupt schmeckt!«, brummte er. Marty und er hatten sogar versucht, in einem Raum hinter dem Gemischtwarenladen eigenes Bier zu brauen. Doch es war eine totale Katastrophe gewesen. Nach den Anweisungen eines alten Buschkochbuchs hatten sie das Malz und den Hopfen in Wasser aufgekocht
Weitere Kostenlose Bücher