Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
trotzdem noch mit mir arbeiten?«
»Natürlich will ich das. Du bist ein begnadeter Arzt.« Sie hielt kurz inne. »Aber während unserer Zeit an der Universität hast du nie viel getrunken. Willst du mir erzählen, wie es dazu gekommen ist?«
Dan zögerte nur kurz. Seit er und Kate so eng zusammenarbeiteten, hatte er das Gefühl, ihr einfach alles sagen zu können. Und er war ganz sicher, dass er nicht wieder in seinen alten Fehler zurückfallen würde. »Dass ich ein paar Jahre in Sydney gearbeitet habe, während ich meine Fluglizenz erwarb und für eine eigene Maschine sparte, habe ich dir ja schon gesagt ...«
Kate nickte. »Ja, und dann bist du als Flugarzt in Cloncurry stationiert gewesen.«
»Genau. Ich habe ein Gebiet von mehreren hundert Quadratmeilen versorgt. An den meisten Tagen war ich zwölf bis sechzehn Stunden unterwegs und wurde manchmal auch nachts noch zu dringenden Fällen gerufen. Es verging kaum ein Tag, an dem ich nicht vollkommen erschöpft gewesen wäre, aber das kennst du ja selbst. Sogar Krankenhäuser in größeren Städten wie Toowoomba und Tamworth haben nicht genügend ausgebildetes Personal.«
Kate nickte. Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass dieser Druck nur schwer zu ertragen war.
»Einer meiner Patienten war ein kleiner Junge mit einem angeborenen Herzfehler«, fuhr Dan fort. »Er hatte einen Defekt an der Herzscheidewand, zwischen Vorhof und Herzklappe.«
»Einen Septaldefekt?«
»Ja. Es gab in Australien niemanden, der ihn hätte operieren können, doch ein Herzchirurg aus England war zu einem Kongress nach Melbourne gekommen und bereit, sich den kleinen William anzusehen. Wie du dir vorstellen kannst, waren die Chancen für eine erfolgreiche Operation sehr gering, doch ich habe William in Mount Isa abgeholt, um ihn nach Melbourne zu fliegen. Sein Vater begleitete uns, weil seine Mutter zu der Zeit noch zwei andere kleine Kinder hatte, eins davon ein Säugling.« Dan hielt inne, denn es fiel ihm unendlich schwer, das Folgende in Worte zu fassen.
»Was ist dann geschehen? Konnte der Herzspezialist dem Jungen nicht helfen?«, fragte Kate.
Dan schüttelte den Kopf. »Wir sind nie in Melbourne angekommen. Ich flog von Mount Isa nach Longreach, um aufzutanken, und bis dahin ging alles gut. Doch beim Start in Longreach versagte der Motor der Maschine, und wir stürzten ab. Williams Herz war zu schwach, um diesen Schock zu überstehen, und er starb. Sein Vater und ich waren verletzt, aber nicht allzu schwer.«
»Oh, Dan, wie schrecklich!«, stieß Kate hervor und legte ihm tröstend eine Hand auf den Arm.
Dan fuhr fort: »Ich gab mir die Schuld, auch wenn ich offiziell entlastet wurde. William war ein so tapferer kleiner Kerl! Ich hatte das Gefühl, ich hätte ihn umgebracht. Danach bin ich nie wieder geflogen – bis ich Murphy und Estella gesucht habe.«
Kate sah ihn eindringlich an. »Du musst dir endlich selbst verzeihen, Dan. Solche Unfälle geschehen. Aber ich verstehe gut, wie du dich fühlst. Auch ich war ein nervliches Wrack, als ich meinen ersten Patienten verloren habe. Ich dachte, ich könnte nie mehr als Ärztin arbeiten. Doch alle sagten mir, ich soll an all die Menschen denken, die ich gerettet habe, und an die, die ich in der Zukunft noch retten kann.«
Dan nickte. »Mir haben die Leute dasselbe gesagt, aber es macht nichts ungeschehen.«
»Natürlich nicht, aber genau deshalb müssen wir nach vorn blicken. Was haben wir für eine andere Wahl?«
Seufzend erwiderte Dan: »Ich bin hierher nach Kangaroo Crossing gekommen, weil es hier damals nur sechs Einwohner gab. Ich hielt es für den idealen Ort, um vor der Welt zu fliehen. Die Entfremdung zwischen meinem Vater und mir ist zum großen Teil meine Schuld, weil ich mich von ihm zurückgezogen habe.«
»Weiß er von dem kleinen William?«
»Ja. Es stand in der Zeitung. Und ich weiß, dass er durch einen Anruf in Longreach erfahren hat, dass ich hier bin. Er hat ein paar Mal angerufen, ist aber immer an Charlie geraten. Ich hätte ihn zurückrufen können, habe es aber nicht getan ...«
Kate strich ihm sanft über den Rücken, während er fortfuhr: »Bevor ich es recht begriff, waren mir die Familien draußen auf den stations ans Herz gewachsen, und sie vertrauten auf mich. Ich habe jahrelang mit dem Gedanken gespielt, fortzugehen. Andererseits hatte ich das Bedürfnis, mich um die Menschen da draußen zu kümmern.«
»Wir Ärzte können keine Wunder vollbringen. Aber wir müssen unsere Arbeit mit ganzem
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