Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Dan den neuen Arzt tatsächlich umarmt?«
Marty zuckte mit den Schultern, und Charlie blickte nachdenklich vor sich hin. »Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass Dan gar keinen neuen Arzt in der Stadt haben wollte ...«
Als Estella und Edna nach der Rückkehr aus dem Lager der Aborigines die Bar betraten, trafen sie dort Charlie, Marty und Wags. Auch Phyllis war bei ihnen.
»Ist der neue Arzt schon angekommen?«, fragte Estella, die das blitzsaubere Flugzeug bemerkt hatte, das aber nicht mehr lange so sauber bleiben würde.
»Eine schöne Maschine, nicht wahr?«, meinte Phyllis. »Ich würde alles darum geben, ein solches Flugzeug zu fliegen.«
»Vielleicht gibt der neue Arzt dir ja ein paar Flugstunden«, sagte Marty lächelnd.
Phyllis’ Augen leuchteten bei diesem Gedanken, und sie fragte sich, ob er wohl gut aussah.
»Wie bist du mit dem kadaicha zurechtgekommen?«, erkundigte Charlie sich bei Estella.
Phyllis wirkte überrascht. »Was wolltest du denn vom kadaicha ?«
»Ich habe ihm Fragen wegen eines Problems mit Mai gestellt.«
»Ach? Und was hat er gesagt?«
Als Estella mit Phyllis über Mai gesprochen hatte, hatte diese nur mit der Schulter gezuckt und gemeint, Mai sei immer schon seltsam gewesen. Deshalb wunderte Estella sich jetzt ein wenig über Phyllis’ plötzliches Interesse an der Aborigine-Frau.
»Ihr werdet es sicher seltsam finden. Der kadaicha hat gesagt, wenn ein schwarzer Kakadu erscheint, wird die Wahrheit ans Licht kommen.«
Die Männer und Phyllis waren sichtlich verblüfft.
Edna redete in ihrer Muttersprache auf Charlie ein, und dieser übersetzte es den anderen: »Der kadaicha hat gesagt,jemand versucht Mai Angst einzujagen, und es ist kein Aborigine ...«
»Ihr versteht sicher, dass ich dieses Problem gern gelöst hätte, bevor mein Kind geboren wird«, erklärte Estella. »Mai wirkt manchmal geradezu bedrohlich, wenn sie getrunken hat. Dann weiß ich nie, was sie als Nächstes tut. Außerdem versetzt sie die arme Binnie in Furcht und Schrecken.«
»Hier in der Gegend sieht man sehr selten schwarze Kakadus«, meinte Phyllis nachdenklich.
»Es fällt einem schwer, diese Medizinmänner ernst zu nehmen«, murmelte Marty. »Trotzdem scheinen sie geistige Kräfte zu besitzen, die wir nicht erklären können.«
»Ich gehe ins Krankenhaus und rede mit Kylie«, sagte Estella in der Hoffnung, sie könne ihr vielleicht weiterhelfen. Sie hatte Kylie nicht gebeten, sie zu begleiten, da diese einem anderen Clan angehörte und den kadaicha ebenso wenig verstanden hätte wie sie selbst.
»Komm dann bitte wieder her und sag uns, wie der neue Arzt ist, ja?«, sagte Charlie.
»Hast du ihn denn noch nicht kennen gelernt?« Da sie seine Neugier kannte, wunderte sich Estella, dass Charlie nach der Landung des Flugzeugs nicht als Erster draußen gewesen war.
»Nein, ich kenne ihn noch nicht. Dan hat ihn gleich mit ins Krankenhaus genommen«, erwiderte er.
»Warum gehen wir dann nicht alle hinüber und heißen ihn in Kangaroo Crossing willkommen?«
»Ja, das sollten wir tun«, meinte Charlie, zog seine kurze Hose hoch und knöpfte sein Hemd zu.
»Warum nicht?«, meinte auch Marty und stand auf.
Estella lächelte in sich hinein. Sie spürte, dass die anderen vor Neugier beinahe platzten, doch alle bemühten sich, es nicht zu zeigen.
34
D arf ich es Murphy sagen, Kate?«, fragte Estella die neue Ärztin, mit der sie rasch Freundschaft geschlossen hatte, ein paar Tage später. »Ich weiß, es war nicht meine Schuld, dass er notlanden musste und dass die Landung missglückte. Aber er wollte mich zu einer der stations fliegen, und deshalb fühle ich mich irgendwie verantwortlich.«
»Natürlich können Sie es ihm sagen. Und nach dem, was ich gehört habe, haben Sie ihm wahrscheinlich das Leben gerettet«, meinte Kate.
»Nein, das war Dan. Murphy hätte die Nacht nicht überlebt, hätte Dan uns nicht gefunden. Und ich weiß nicht, was dann mit mir geschehen wäre ...« Estella mochte gar nicht daran denken.
Kate spürte, dass die Erinnerung Estella noch immer quälte. »Aber wenn Sie diese Piste nicht gebaut hätten, hätte Dan nicht landen können, also steht Ihnen zumindest ein Teil des Verdienstes zu.«
Estella seufzte. »Ach, ich bin einfach nur froh, dass es Murphy wieder gut geht.«
Kate war sicher, dass Murphy Estella liebte. Sie hatte es schon in dem Augenblick gespürt, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Doch bisher hatte sie nicht gewusst, ob seine Gefühle von
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