Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
getan, und diese hatte es nicht für wichtig erachtet, es ihr zu erzählen.
    »Nein, Missus Estella«, erklärte Kylie mit verlegenem Lachen. »Murphy ist in der Bar und trinkt Coldie.«
    »Coldie? Was ist das?«
    »Ein Bier. Nachdem er Sie hierher gebracht hatte, ist er sofort in die Bar gegangen.«
    Estella schüttelte den Kopf bei dem Gedanken, dass Murphy sie im Krankenhaus abgeladen hatte wie eine Fuhre Müll, die niemand wollte, und dann sofort in die Bar geeilt war. Plötzlich war sie ihm gar nicht mehr so dankbar. Unglaublich, dass er nicht einmal so lange gewartet hatte, bis er wusste, wie es ihr ging!
    Als Kylie den Raum verließ, trank Estella das Wasser, das die junge Schwester ihr eingeschenkt hatte, und zog dann ihre eigenen Sachen über, die zerknittert und schmutzig waren. Wie gern sie jetzt ein Bad genommen und frische Sachen angezogen hätte! Bei diesem Gedanken fragte sie sich, was Michael Murphy mit ihrem Koffer gemacht hatte. Dann kam Kylie miteinem Tablett zurück und erschrak, als sie Estella angezogen auf dem Bett sitzen und ihre Schuhe anziehen sah.
    »Was tun Sie da, Missus? Sie sollten sich lieber noch eine Weile ausruhen!« Besorgt runzelte sie die Stirn. »Morgen Früh kommt Dr. Dan. Es wäre am besten, wenn er Sie untersucht, bevor Sie gehen!«
    Estella erschrak. Sie wollte auf keinen Fall, dass ein Arzt oder jemand anders herausfand, dass sie schwanger war. »Mir geht es gut, Kylie. Ich bin nur ohnmächtig geworden, weil ich eine solche Hitze nicht gewohnt bin und den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Das war dumm von mir.« Sie richtete sich auf, und einen Augenblick lang drehte sich alles um sie. Zum Glück war Kylie damit beschäftigt, das Tablett auf dem Bett abzustellen, und hatte nichts bemerkt. Estella nahm sich die eine Hälfte des nicht allzu appetitlich aussehenden Sandwiches und biss hinein. »Gibt es hier sonst kein Personal, Kylie?«, fragte sie mit vollem Mund.
    »Nein. Aber das macht nichts, weil ja keine anderen Patienten da sind.« Die junge Schwester lachte wieder, doch Estella fand die Bemerkung nicht sonderlich komisch. Sie dachte daran, was geschehen wäre, wäre bei ihr oder dem Baby etwas nicht in Ordnung. »Aber man wird Sie doch sicher nicht mit allem hier allein lassen? Wo ist der Arzt?«
    »Wahrscheinlich in der Bar, Missus.«
    Estella war entsetzt. Sie konnte kaum fassen, was sie da hörte.
    »Ich bin oft allein hier im Krankenhaus, Missus. Dr. Dan fliegt regelmäßig auf die stations und Farmen. Wenn er eine Schwester mitnehmen muss, fliegt Schwester Betty mit ihm, weil ich keine Flugzeuge mag.«
    »Schwester Betty? Also gibt es doch noch andere Schwestern und Ärzte?«
    »Nein.« Kylie war sichtlich verwirrt. »Nur Schwester Betty, Dr. Dan und mich. Betty hätte längst in den Ruhestand gehenmüssen, aber das kann sie nicht, weil ich in kein Flugzeug steige. Ich versuche immer, die einheimischen Mädchen zu bewegen, sich ausbilden zu lassen; aber sie alle wissen, dass ich es in der Stadt nicht leicht hatte, deshalb ist es schwierig.«
    Estella verblüffte diese Bemerkung, war aber zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, um sich danach zu erkundigen. »Wie komme ich zur Bar, Kylie?«, fragte sie.
    Die junge Schwester blickte sie verblüfft an; dann lachte sie auf. »Sie werden sich in Kangaroo Crossing bestimmt nicht verlaufen, Missus!«
    Estella wusste nicht genau, was Kylie meinte, doch sie stand auf und ging zur Tür.
    »Kommen Sie später wieder?«, wollte Kylie wissen, die ihr folgte. »Ich bin die ganze Nacht hier.«
    »Vielleicht«, gab Estella zurück, um das Mädchen zu beruhigen, das sehr besorgt wirkte. Als sie über den Flur ging, stellte sie fest, dass das Krankenhaus tatsächlich verlassen war. Sämtliche Räume außer dem kleinen Büro in der Nähe der Tür waren dunkel; es herrschte eine seltsame Atmosphäre. Ihr kam der Verdacht, dass Kylie vielleicht nur ein wenig Gesellschaft haben wollte.
    Estella trat hinaus in die Dunkelheit. Der klare Nachthimmel war voller Sterne, doch die schmale Mondsichel spendete kaum Licht, und Straßenlaternen gab es nicht. Als Estella sich in der »Stadt« umblickte, wurde ihr klar, was Kylie gemeint hatte: Die Bar war leicht auszumachen. Aus den hell erleuchteten Fenstern und der weit offenen Tür erklangen dumpfes Stimmengewirr und Gelächter, die einzigen Laute, die in der Stille der Nacht zu hören waren. Im Vergleich dazu wirkte der Rest des Ortes, der aus nicht mehr als einem halben Dutzend

Weitere Kostenlose Bücher