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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Adelaide Street zusammengebrochen sind, Missus?« Kylie nahm ihr Handgelenk, um den Puls zu messen.
    »War es nicht eher auf der Landepiste?«
    »Ist dasselbe«, meinte Kylie schulterzuckend. Estella schüttelte den Kopf. Es würde lange dauern, bis sie sich an das Fehlen von so grundlegenden Dingen wie Straßen, Bürgersteigen und Geschäften gewöhnt haben würde, die ihr in London selbstverständlich erschienen waren. Dass in diesem Ort staubige Wege Straßennamen trugen, war schlichtweg unglaublich. »Ich erinnere mich nur noch schwach daran, dass mir schwindelig wurde. Aber ich bin sicher, es lag an der Hitze. Wo genau bin ich hier?«
    »Im Inland Mission Hospital.«
    »Ein richtiges Krankenhaus ... in Kangaroo Crossing?«
    »Ja, Missus. Das Gebäude steht schon seit 1882, doch damals war es das Royal Hotel.«
    »Ein Hotel?« Das klang sehr eigenartig, doch Estella wurde von dem unbehaglichen Gefühl beschlichen, dass solche Dinge in Kangaroo Crossing als völlig normal erachtet wurden. »Ja, Missus. Das Kangaroo Crossing Hotel gab es schon seit 1845, und 1923 hat die Inland Mission das Royal gekauft und eine Zentrale für die flugärztliche Versorgung daraus gemacht.«
    »Wie bin ich hierher gekommen, und wer ... hat mich ausgezogen?«
    »Murphy hat Sie hergebracht.« Kylie kicherte. »Aber ich habe Sie ausgezogen.«
    »Hoffentlich nicht in seiner Anwesenheit?«
    Kylie, die diese Worte für einen Scherz hielt, schüttelte immer noch lachend den Kopf.
    Estella blickte an ihrem Nachthemd hinunter. Als die junge Schwester ihr Handgelenk losließ, um ihre Daten auf eine Karteikarte zu schreiben, zupfte und zog sie verlegen daran herum.
    »Ich weiß, das Hemd ist nicht gerade das eleganteste und außerdem etwas zu kurz für Sie, aber ich konnte nichtsanderes finden. Wir sind von Spenden abhängig. Ich weiß gar nicht mehr, wann wir das letzte Mal etwas bekommen haben.« Aus dem Krug auf dem Fensterbrett schenkte sie ein großes Glas Wasser ein und reichte es Estella. »Sie brauchen viel Flüssigkeit, also müssen Sie viel trinken. Ich hole Ihnen etwas zu essen.« Sie ging zum Fenster und zog die Vorhänge zu, doch Estella wünschte, sie hätte es nicht getan. »Könnten Sie die Vorhänge bitte offen lassen?«, bat sie. »Hier drin ist es sehr stickig, und ich sehe mir gern die Sterne an.«
    »Das würde ich gern tun, Missus, aber die verdammten Mücken würden Sie bei lebendigem Leib fressen!«
    Estella seufzte. »Wie viele Einwohner gibt es in Kangaroo Crossing?«
    »Ich habe die ständigen Bewohner nie gezählt, aber ich würde sagen, es müssten ungefähr ... dreizehn sein.«
    »Dreizehn!«
    »Wenn die Aborigine-Mütter mit ihren Kindern hier sind, mindestens zwanzig, und wenn Sie die verschiedenen einheimischen Stämme mitzählen, sind es sogar noch mehr.«
    Estella war ebenso verblüfft wie erschrocken. Sie wusste nichts über die Stämme, hatte aber nicht damit gerechnet, dass so wenig Menschen in der Ansiedlung lebten. Das hatte ihr niemand gesagt.
    Kylie sah ihr an, was sie dachte. »Haben Sie gedacht, hier wohnen mehr Leute?«
    »Ja, weit mehr – besonders, wo es hier ein Hotel und ein Krankenhaus gibt und ein hauptamtlicher Tierarzt gebraucht wird.«
    Kylie lächelte. »Früher gab es hier zwei Geschäfte, drei Pubs, einen Billard-Salon, eine Polizeiwache, eine Zollstation, einen Schmied, einen Bäcker, einen Sattler, einen Schuhmacher und sogar einen Jockey-Club. Damals hieß es, der Ort würde an die Eisenbahnstrecke angeschlossen. Jetzt herrscht allerdings noch immer viel Betrieb, weil viele Menschen von denumliegenden stations oder Farmen hier einkaufen und die anderen Möglichkeiten nutzen, die die Stadt ihnen bietet. Aber Kangaroo Crossing ist die abgelegenste Stadt Australiens. Das erste Geschäft hat hier 1878 eröffnet, für die Treiber auf der Diamantine-Route.«
    Estella schloss die Augen und musste an sich halten, um nicht laut zu schreien. Wie konnte man einen Ort, an dem dreizehn Menschen lebten, eine Stadt nennen? Als sie wieder fähig war, normal zu sprechen, fragte sie: »Ist Michael Murphy zufällig noch draußen? Ich würde mich gern bei ihm bedanken, dass er mich hergebracht hat.« Vor allem wollte sie ihn zur Rede stellen, warum er ihr nicht erzählt hatte, wie abgelegen Kangaroo Crossing war und wie gering die Bevölkerung, die kaum größer war als eine Großfamilie. Offensichtlich hatte ihr Onkel ihrer Tante gegenüber auch nichts davon erwähnt. Oder vielleicht hatte er es doch

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