Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Tür auf. Über den Motorenlärm hinweg rief sie Hattie zu: »Nehmen Sie Schwefelpuder gegen den Juckreiz im Schritt, Hattie. Und wenn Sie Lavendelöl haben, reiben Sie damit Janes Bein ein. Ich werde nachsehen, was Ross Cooper an Medikamenten zurückgelassen hat, und Ihnen etwas herschicken!«
»Danke«, rief Hattie und winkte, als Estella die Tür wieder schloss und der Propeller Staubwolken aufwirbelte.
Es dämmerte bereits, als die Cessna sich Kangaroo Crossing näherte. Während der vergangenen halben Stunde hatte Estella bemerkt, dass Michaels Stimmung immer schlechter wurde. Sie hörte ihn leise fluchen, während sie zweimal über dem Ort kreisten.
»Was ist?«, erkundigte sie sich.
»Schauen Sie sich mal die Rollbahn an«, stieß er hervor.
Estella blickte aus dem Fenster. Sie konnte einige Gebäude ausmachen, aber nichts, das einer Rollbahn ähnlich gesehen hätte. Die Stadt lag bis auf einige seltsame Gestalten im Dämmerlicht verlassen da.
»Was ist das da unten?«
»Die verdammten Kängurus! Sie kommen um diese Zeit in Scharen her, um zu fressen. Darum wollte ich heute Morgen beim Start keine Zeit verlieren!«
Estella hörte den Vorwurf deutlich heraus. »Aber der Motorenlärm wird sie vertreiben, nicht wahr?«
Murphy schüttelte den Kopf. »Selbst wenn es so wäre, würden andere ihren Platz einnehmen, bevor Sie auch nur mit den Augen zwinkern können, und wenn wir die Landung noch länger hinauszögern, ist es zu dunkel, um irgendwas zu sehen!«
»Was werden wir tun?«
»Wir müssen landen und beten, dass wir mit keinem Känguru zusammenstoßen.«
Murphy ging noch einmal in die Kurve und überflog die Landebahn, so tief er konnte, in der Hoffnung, die Tiere auf diese Weise zu vertreiben. Estella sah sie davonlaufen, doch als Murphy gewendet hatte, waren es mehr als zuvor.
»Es wird schnell dunkel«, murmelte er. »Ich muss landen.«
Obwohl Estella vor Angst fast verrückt wurde, bewunderte sie seinen Mut. Der Mund wurde ihr trocken, und ihr Magen drückte, doch sie konnte nichts tun, als ihr Leben in seine Hand zu legen. Sie warf ihm einen Seitenblick zu und betrachtete sein scharfes Profil im dämmrigen Cockpit. Obwohl er zuversichtlich wirkte, war ihm die innere Spannung deutlich anzusehen. »Beugen Sie sich nach vorn und halten Sie den Kopf unten!«, sagte er.
Estella wurde blass. »Warum?«
»Tun Sie, was ich sage!«
Estella schnallte sich an und beugte sich vor, den Kopf gesenkt, wie Michael es ihr gezeigt hatte, als sie morgens ins Flugzeug gestiegen war. Sie hatte nicht damit gerechnet, diese Haltung schon so bald wegen eines echten Notfalls einnehmen zu müssen.
»Halten Sie sich fest!«, rief Murphy.
Als die Maschine parallel zur Landepiste flog und hinunterging, hüpften die Kängurus in sämtliche Richtungen davon. Murphy fluchte laut vor sich hin. Estella richtete sich neugierig auf. Sie verrenkte sich fast den Hals, um die Piste zu sehen, als die Räder auch schon den Boden berührten. Wieder hörte sie Murphy schimpfen, als die Cessna erst nach links, dann nach rechts auszubrechen drohte. Estella fühlte die Stöße und Erschütterungen, als das Flugzeug auf und ab hüpfte. Bewegliche Schatten sausten an den Scheiben vorüber, und Estella schrie auf, als irgendetwas gegen das Seitenfenster prallte und es mit Blut beschmierte. Die folgenden Sekunden dehnten sich wie Stunden, bis die Maschine endlich zum Stehen kam.
Murphy sah Estella an. »Ich hatte Ihnen doch gesagt, Sie sollen den Kopf unten lassen! Wenn ein großes Känguru den Propeller zerschlagen hätte und durch die Frontscheibe gebrochen wäre, wären Sie jetzt ...« Er wurde aschfahl.
Mit zitternden Händen schnallte Estella sich mühsam los. »Aber es ist nichts geschehen, nicht wahr? Also hören Sie auf, sich auszumalen, was alles hätte passieren können.« Sie wollte das Ganze einfach vergessen. Soweit es sie betraf, war die Reise eine einzige Katastrophe gewesen. Falls es in ihrem Leben nach diesem Zwischenfall so weiterging, wusste sie nicht, was sie tun würde.
Murphys Schrecken verwandelte sich in Verlegenheit. »Es ist ein verdammtes Wunder, dass nichts weiter passiert ist. Ich hoffe nur, dass meine Maschine keine ernsthaften Schäden hat, sonst sitzen wir hier alle monatelang fest!« Er stieg aus, und Estella folgte ihm, während er das Fahrgestell und den Benzintank untersuchte, wobei er immer wieder Teile von Tierkadavern entfernte, die einen grausigen Anblick boten. Im Benzintank befanden sich ein
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