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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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jetzt. Ich gehe mich in der Zwischenzeit umziehen.«

    Estella trank gerade den letzten Schluck Tee, als sie ein leises Klopfen an der Tür hörte, die nur angelehnt war. Sie blickte auf und sah Michael Murphy, der sie prüfend musterte. Hastig zog sie die Decke hoch. Sein belustigtes Grinsen ärgerte sie.
    »Es überrascht mich, Sie hier zu sehen«, sagte er. »Ich dachte, Sie wären gestern Abend entlassen worden.«
    Er trug ein frisches Hemd und eine saubere Hose. Den Hut hielt er in der Hand. Er musste sich die Haare gewaschen haben, denn sie wirkten heller als am Tag zuvor. Es überraschte Estella, wie lockig sie waren; irgendwie unterstrichen sie sein forsches, unbefangenes Auftreten.
    »Wenn Sie sich nach meinem Befinden erkundigen wollen – dazu ist es reichlich spät«, meinte Estella und trank ihren Tee.
    »Das wollte ich gar nicht. Ich bin gekommen, um Dan zu besuchen, und er sagte mir, dass Sie noch hier sind.«
    Estella hob die Brauen und wandte sich zum Fenster, damit er nicht sah, wie sie errötete.
    »Warum sind Sie wieder hier?«, wollte Murphy wissen.
    »Hat Dr. Dan Ihnen das nicht auch verraten?«, erwiderte Estella spöttisch.
    »Wegen der ärztlichen Schweigepflicht darf er mir nichts über Ihren Zustand sagen.«
    »Wie schön, dass es offenbar noch Dinge gibt, die hier heilig sind!«
    »Fühlen Sie sich immer noch nicht wohl?«, fragte Murphy und musterte sie prüfend.
    »Es geht mir gut«, gab Estella zurück, ohne ihn anzusehen.
    »Dann ist ja alles in Ordnung.« Murphy wandte sich zum Gehen, hielt jedoch noch einmal inne. »Ich wollte mich noch dafür entschuldigen, dass ich mich gestern Abend über Sie lustig gemacht habe. Es war schließlich Ihr erster Tag hier in Kangaroo Crossing, und Sie hatten eine anstrengende Reise hinter sich.«
    Estella fand, dass seine Worte ehrlich klangen. »Vielen Dank. Und mir tut es Leid, dass ich so überreagiert habe und so empfindlich war. Um ehrlich zu sein, hab ich nicht gewusst, dass die Stelle des Tierarztes zeitlich befristet ist.«
    Murphy schüttelte den Kopf. »Nach Kangaroo Crossing kommt anfangs jeder nur für eine bestimmte Zeit, aber aus verschiedenen Gründen bleiben dann doch alle hier hängen.«
    Die Aussicht, in einem so kleinen Ort festzusitzen, erfüllte Estella mit gemischten Gefühlen. Es war eine Sache, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben – doch eine ganz andere, wenn diese Stelle sich in eine Art lebenslängliche Strafe verwandelte.
    »Ich habe noch ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen«, sagte sie. »Warum haben Sie mir nicht erzählt, dass diese so genannte Stadt nur überwältigende dreizehn Einwohner hat?«
    Murphy dachte einen Moment nach. »Sind es wirklich nicht mehr?«, fragte er dann amüsiert.
    »Was ist nur mit den Leuten hier los? Zuerst Charlie, und nun Sie! Wie ist es möglich, dass Sie das nicht wissen?«
    »Vielleicht, weil hier so viele Leute kommen und gehen!«
    Estella sah, wie Murphy jemandem auf dem Flur zulächelte. Sie fragte sich, ob es Schwester Betty sein konnte, verwarf diesen Gedanken jedoch, als er sagte: »Tag, Freunde!«
    Drei Aborigines erschienen an der Tür. Sie starrten Estella mit weit aufgerissenen Augen an. Ihre dunklen Gesichter, die breiten Nasen und das krause Haar verliehen ihnen ein wildes Aussehen, doch was Estella am meisten schockierte, war ihre spärliche Bekleidung – kaum mehr als ein Lendentuch. Zwei der Männer gingen auf dem Flur weiter, doch einer betrat das Zimmer und sah sich neugierig um. Der Blick seiner dunklen Augen war wild und neugierig zugleich. Der Mann deutete auf Estella und sagte etwas in einer Folge von schnell hervorgestoßenen, unverständlichen Silben. Murphy grinste und antwortete etwas in der Sprache der Aborigines. Dann verließ der Mann den Raum und folgte seinen Kameraden den Flur hinunter.
    Murphy sah Estella an und meinte: »Tja, dann gehe ich wohl besser.«
    Estella starrte ihn an. »Warten Sie! Was hat dieser Mann zu Ihnen gesagt?«
    »Wer? Budjita?«
    »Dieser halb nackte Mann, der gerade hier war.«
    »Oh, er sagte, Sie sähen ...«, Murphy tat, als suche er nach dem richtigen Wort, »... appetitlich aus.«
    Estellas Augen weiteten sich. »Wie bitte?«
    Murphy lachte unbekümmert. »Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber er fand Sie offensichtlich sehr einladend.« Spöttisch blickte er sie an.
    »Als Vorspeise oder als Hauptgericht?«
    Murphy wollte sich ausschütten vor Lachen. Als er sich wieder gefangen hatte und Estella anschaute,

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