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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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erkannte er, dasssie ihre Worte ernst gemeint hatte. »Sie glauben doch nicht ...«, begann er und musste wieder lachen.
    Estella wandte sich ab. »Verschwinden Sie, Murphy!«, stieß sie beschämt hervor.
    »Gern, aber es gibt hier draußen wirklich keine Kannibalen.« Mit unverschämtem Grinsen fügte er hinzu: »Glaube ich jedenfalls.«
    »Schließen Sie die Tür hinter sich, wenn Sie gehen!«, stieß Estella energisch hervor.
    Sie hörte ihn noch lachen, als er schon längst das Zimmer verlassen hatte.

7
    D er heiße Wind wehte durchs Fenster herein, blies die Vorhänge beiseite und gab Estella den Blick frei auf die ausgedörrte, rotbraune Landschaft zwischen dem Krankenhaus, dem einzigen Laden der Stadt und zwei Häuschen, die in einiger Entfernung lagen. Immer wieder nahm der aufwirbelnde Staub ihr die Sicht, und am Horizont sah sie als grausam-trügerische Fata Morgana eine spiegelnde Wasserfläche schimmern. Schon nach einem Tag in der Wüstenstadt Kangaroo Crossing sehnte Estella sich danach, einen See oder einen Fluss zu sehen, doch die einzige Feuchtigkeit, die sie spürte, war der eigene Schweiß, der ihr unaufhörlich aus jeder Pore zu dringen schien.
    Estella wünschte sich nichts sehnlicher als ein kühles Bad. Sie war so eingesponnen in ihren Tagtraum, dass sie die leisen Schritte hinter sich nicht wahrnahm.
    »Hallo, meine Liebe«, hörte sie plötzlich jemanden freundlich sagen.
    Sie schreckte hoch, drehte sich um und sah eine ältere Frau an der Tür des Krankenzimmers stehen. Sie trug ein Baumwollkleid mit einem verblichenen Muster aus blauen Lilien. Ihre gebräunten Füße steckten in Sandalen, und ihren Kopf mit den kurzen grauen Haaren schmückte ein breitkrempiger, an den Rändern leicht ausgefranster Strohhut. Er war mit Seidenblumen besteckt, die genau die Farbe ihrer hellblauen Augen besaßen. Ihr Gesicht war zerfurcht wie eine Landkarte; jede Falte und jede Runzel zeugte von einem ereignisreichen Leben.
    An der Selbstverständlichkeit, mit der die Frau sich im Krankenhaus bewegte, schloss Estella, dass es sich um Betty handeln musste. »Hallo«, gab sie lächelnd zurück.
    »Ich bin Betty Wilson, der Dienst habende Wachhund hier.«
    »Das dachte ich mir schon ... Ich meine, dass Sie Betty sind, nicht der Dienst habende Wachhund«, erwiderte Estella ein wenig verlegen, und beide Frauen lachten. »Ich bin Estella Lawford.«
    »Dan hat mir schon erzählt, dass wir eine wichtige Persönlichkeit beherbergen. Er behandelt die meisten Patienten bei ihnen zu Hause, deshalb haben wir selten Kranke über Nacht hier – geschweige denn so besondere.« Betty strahlte vor Freude, wie Kleinstadtbewohner es tun, wenn sie jemand Neues kennen lernen. Estella musste daran denken, dass sie in London nur ein neues Gesicht unter vielen gewesen wäre. Es gefiel ihr, etwas »Besonderes« zu sein, vor allem in ihrer derzeit so düsteren Stimmung, und selbst wenn es nur das Krankenhauspersonal von Kangaroo Crossing war, das sie als so wichtig einstufte.
    »Ich bin keine wichtige Persönlichkeit – und ich bin nur kurz in Ohnmacht gefallen. Jetzt fühle ich mich wie eine Betrügerin, weil ich gar nicht ernsthaft krank bin.«
    »Sie sind unsere neue Tierärztin, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dann werden Sie in der Stadt eine bedeutende Rolle spielen und für die Farmer draußen sehr wichtig sein, glauben Sie mir. Was die Gesundheit betrifft, sage ich immer: lieber Vorsicht als Reue!«
    Estella war sprachlos. Bettys Worte standen in krassem Gegensatz zu dem, was sie am Abend zuvor in der Bar gehört hatte, als die Männer sie als Karikatur eines Tierarztes und als nutzlos für die Stadt bezeichnet hatten.
    »Aber ich glaube, Dr. Dan hat Sie schon aus dem Krankenhaus entlassen«, fuhr Betty fort. »Schade. Wir hätten eine TasseTee miteinander trinken und eine Süßkartoffel essen können, wenn ich mit meiner Buchhaltung fertig bin.«
    »Dazu werden wir sicher noch genügend Gelegenheit haben«, meinte Estella, die sich sehr darauf freute, weil Betty sie irgendwie an Tante Flo erinnerte. Und egal, was Betty sagte – wahrscheinlich würden die Einwohner der Stadt und die Farmer ihre Dienste nicht oft in Anspruch nehmen, was bedeutete, dass sie viel Freizeit hatte.
    »Ich glaube nicht, dass sich so bald eine Gelegenheit ergibt«, sagte Betty. »Die Leute werden bei Ihnen Schlange stehen, wenn Sie tüchtig sind – was ich nicht bezweifle. Brauchen Sie noch etwas? Ein paar Handtücher oder noch eine Tasse Tee, bevor ich

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