Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Estella seufzend. »Wann wird es endlich regnen?«
Marty lachte trocken auf. »Wir haben hier im Durchschnitt zwei Zentimeter im Sommer, einen im Frühling und Winter und noch einmal einen Tropfen im Herbst.«
»Ist das alles? Kein Wunder, dass hier niemand einen Garten besitzt.«
»Ich habe seit Jahren keinen Garten mehr gesehen.«
Estella hatte gehofft, etwas anpflanzen zu können, doch plötzlich erschien ihr die Idee lächerlich. »Wie hat es Sie eigentlich nach Kangaroo Crossing verschlagen, Marty?«
»Myrtle und ich suchten ein Geschäft irgendwo auf demLand, als wir das Angebot lasen. Ursprünglich stammen wir aus Yorkshire, aber wir haben Phyllis wegen des Klimas nach Australien gebracht. Sie litt dort jeden Winter stark unter Bronchitis. Wir hatten schon immer von einem eigenen Geschäft geträumt und dachten, das Angebot sei die Antwort auf unsere Gebete.«
»Haben Sie immer noch so gedacht, als sie hierher kamen?«
»Nein. Myrtle und ich waren entsetzt, als wir feststellten, wie abgelegen die Stadt ist, aber wir haben den Laden trotzdem gekauft und uns schnell eingelebt. Bald kannten wir alle Leute von den stations und Farmen, und Phyllis fühlte sich hier wohl. Sie hat ihren Schulabschluss über Funk gemacht und uns im Laden geholfen. Damals lebten noch andere Kinder hier, einige davon in Phyllis’ Alter, aber sie sind alle mit ihren Familien weitergezogen.«
Estella betete insgeheim, die Stadt möge nicht noch weiter schrumpfen – auch wenn das kaum noch möglich war. »Und woher haben Sie Stargazer?«
Marty schwieg eine Weile, und Estella wünschte, sie hätte nicht gefragt.
»Einem unserer Kunden ging das Geld aus«, erklärte er schließlich. »Er hat alles verloren, einschließlich seiner Farm, und konnte seine Schulden bei uns nicht mehr bezahlen. Deshalb hat er uns Stargazer gegeben, der damals noch ein Fohlen war. Ich glaubte, wir hätten einen schlechten Handel gemacht, obwohl er uns sagte, dass Stargazers Vater ein erfolgreiches Rennpferd gewesen sei. Ich habe nie daran gedacht, ihn für ein Rennen anzumelden, sondern wollte aus ihm ein Übungspferd für Phyllis machen – aber sie hat ihn nie gemocht. Phyllis zieht alles vor, was Motoren hat und sich fortbewegt. Murphy hat ihr Flugunterricht gegeben.«
Estella war beeindruckt. »Mir waren immer Pferde lieber, auch wenn ich schon lange nicht mehr geritten bin. Wie kam es, dass Stargazer dann doch gelaufen ist?«
»1951 war das Feld bei den Picknick-Rennen ziemlich dünn, und weil die Gewinne aus den Rennen wohltätigen Zwecken zufließen, hat man mich gebeten, Stargazer zu melden, um die erforderliche Starterzahl zusammenzubekommen. Stargazer hat die anderen in Grund und Boden gelaufen. Myrtle war so stolz, dass ich ihn in den nächsten beiden Jahren ebenfalls gemeldet habe.« Sein Lächeln schwand. »Dann hat John Matthews mich gebeten, Stargazer mit einer seiner Stuten zusammenzubringen – den Rest kennen Sie ja.«
»Hat Myrtle ihn jemals geritten?«
»Nein. Ob Sie es glauben oder nicht, ich war früher in England Jockeylehrling, bis ich mal schwer gestürzt bin. Ich habe Stahlnägel in meinem Bein und Probleme mit der Hüfte, wenn es kalt ist.« Nachdenklich musterte er jetzt Stargazer, und Estella ahnte, dass er sich dem Pferd durch die Verletzung verwandt fühlte.
»Aber Sie haben ihn bei den Picknick-Rennen geritten, nicht wahr?«
»Ja.« Marty lächelte wehmütig. »Ich dachte, in einem Buschrennen gäbe es kein Gedränge oder andere Tricks, aber das war ein Irrtum. Die Männer sind ein verrückter Haufen – aber Stargazer war ein Naturtalent. Er hat immer vom Start bis ins Ziel geführt. Es war fantastisch, so zu gewinnen. Die Zuschauer schrien, und alle feuerten ihn an, egal ob sie auf ihn gesetzt hatten oder nicht.« Wieder blickte er den Hengst an, und seine Miene spiegelte deutlich den Schmerz wider, den er empfand. »Der arme Kerl hat es nicht verdient, dass ihm so etwas passiert!« Marty wandte sich ab, doch Estella hatte die Tränen in seinen Augen gesehen.
»Ich gehe lieber ins Geschäft zurück«, sagte er und stapfte davon.
Am späten Nachmittag war Estella todmüde. Sie hatte Stargazer den Kopf, den Hals und die Schultern gestriegelt und massiert. Als sie seine Mähne auskämmen wollte, hatte er sehrempfindlich reagiert, was sie zu dem Schluss führte, dass es bis zur endgültigen Heilung doch länger dauern konnte, als sie gedacht hatte. Auf dem Rückweg stattete sie Charlie im Hotel einen Besuch ab, der
Weitere Kostenlose Bücher