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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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um?«
    Charlie zuckte mit den Schultern. Er selbst hatte sich inzwischen an die sorglose Art der Aborigines gewöhnt, doch es war sehr schwer, einem Menschen aus der Großstadt die Gründe dafür begreiflich zu machen. Den Aborigines waren die Denkweise und Probleme der Weißen fremd. Gab es irgendwo nicht genügend zu essen, zogen sie einfach weiter, und wenn sie Wasser brauchten, wussten sie genau, wo sie suchen mussten.
    Estella nahm an, Charlie sei ebenso ratlos wie sie und wahrscheinlich keine große Hilfe. Doch sie musste sich endlich einmal alles von der Seele reden. »Als ich badete, haben Mai und Binnie die Kissen vom Sofa mit nach draußen genommen und sich damit in den Staub gesetzt, und ständig tragen sie mirSchmutz ins Haus und auf die frisch gewischten Böden. So geht es nicht weiter. Ich habe versucht, Mai zu erklären, dass wir uns die Hausarbeit teilen müssen, aber sie hat mich nur angestarrt, als wäre ich vom Mond. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll! Du sprichst doch ihre Sprache, Charlie – könntest du ihr nicht wenigstens klar machen, dass sie keine Innereien von Tieren auf der Spüle liegen lassen und kein Wasser verschwenden darf, wenn wir in Frieden zusammenwohnen wollen?«
    Charlie hielt Estellas Klagen für unbedeutend, bemühte sich aber, nicht darüber zu lächeln. »Mai wird nicht auf mich hören, Estella. Sie war immer schon eigensinnig.«
    »Wie hat sie nur mit deinem Bruder zusammengelebt? Oder sollte ich lieber fragen, wie er es fertig gebracht hat, mit ihr zu leben?«
    »Ich glaube, sie haben sich auf einer bestimmten Ebene verstanden und arrangiert, genau wie Edna und ich. Ich mache mir keine Gedanken über Kleinigkeiten, Estella. Und über unterschiedliche Lebensweisen sollte man auch nicht streiten, weil es keinen Sinn hat, findest du nicht auch?«
    »Ich spreche aber nicht von Kleinigkeiten, Charlie. Was soll ich tun, wenn ich kein Wasser mehr habe? Und genau das wird bald der Fall sein, wenn Mai es weiter aus dem Tank laufen lässt. Ich kann auch nicht ständig die Böden wischen. Könnte Edna nicht mit Mai sprechen?«
    Charlie lachte herzlich. »Edna würde gar nicht verstehen, warum du dich aufregst. Aborigines stören sich nicht an schmutzigen Böden, Estella, sie wohnen nicht mal in Häusern. Ich habe dir doch gesagt, dass persönlicher Besitz und Dinge wie Kissen oder Möbel ihnen nichts bedeuten. Vielleicht ist dir aufgefallen, dass die Hälfte von ihnen nicht einmal Kleidung trägt.«
    Estella dachte an die Aborigines, denen sie im Krankenhaus begegnet war, und seufzte. »Wenn du Recht hast, werden Maiund ich es wohl beide nicht aushalten, zusammen in dem Haus zu leben. Wir sind zu verschieden.«
    »Du könntest deine Denkweise ändern, Estella. Ich weiß, dass es schwer ist, aber allein schon um deinetwillen musst du es wenigstens versuchen.«
    Estella blickte verstört zu ihrem Onkel auf. Sie tat ihm Leid. »Mai wird bestimmt nicht lange in der Stadt bleiben«, sagte Charlie. »Aber solange sie hier ist, solltest du versuchen, so gut wie möglich mit ihr auszukommen.«
    Estella wollte gerade etwas einwenden, doch wieder ertönte aus dem Nebenzimmer lautes Stimmengewirr.
    »O je! Ich muss den Jungs das Bier bringen«, meinte Charlie erschrocken.
    »Ich helfe dir«, sagte Estella und ergriff eines der Tabletts. Sie wollte wissen, was im Nebenzimmer vor sich ging.

    Die Diskussion war hitzig, und die Männer bemerkten kaum, dass Charlie und Estella die Getränke brachten.
    »Woher willst du wissen, dass es nicht ansteckend ist?«, wandte einer der Anwesenden sich an Teddy Hall. »Ich habe so etwas vor Jahren schon mal erlebt, als ich noch in den Victorian Highlands wohnte. Soweit ich mich erinnere, war es eine teuflisch ansteckende Sache, und einige Farmer haben ihr gesamtes Vieh verloren.«
    Estella ging von Tisch zu Tisch, verteilte die Gläser und lauschte dem erregten Gespräch. Sie hätte sich gern zu Wort gemeldet und ihre Meinung beigesteuert, jedoch nicht, ohne darum gebeten worden zu sein. Als ihr Tablett leer war, blickte sie auf und stellte fest, dass der Mann, der die Versammlung leitete, sie ansah.
    »Vielleicht könnten Sie uns helfen?«, fragte Barney Everett.
    Stille legte sich über den Raum, und aller Blicke ruhten auf Estella.
    Sie stellte das Tablett ab. »Gern, wenn ich kann«, erwidertesie. Teddy Hall schüttelte verärgert den Kopf und wandte ihr brüsk den Rücken zu, als sie ihm einen Blick zuwarf.
    »Wir sind einander noch nicht

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