Ein Hologramm für den König
schreckliche Idee war? Er überlegte, wie er das rüberbringen sollte.
– Guter Gedanke, sagte er. Aber warten wir vorerst noch damit.
– Na schön, sagte Brad.
– Mein Termin mit Karim al-Ahmad ist um drei, sagte Alan. Ich bin sicher, da wird sich alles klären.
Die jungen Leute nickten, und sie saßen eine Weile schweigend zusammen. Es war kurz nach Mittag. Sie hatten bereits das Gefühl, seit Tagen in dem Zelt zu sein.
– Wissen Sie, wo wir essen?, fragte Cayley.
– Keine Ahnung, sagte Alan. Aber ich find’s raus.
Als wollte sie versuchen, eine mies werdende Stimmung zu retten, beugte Rachel sich vor. – Ich muss sagen, sagte sie, ich finde das alles hier ziemlich erstaunlich. Habt ihr das Fitnessstudio im Hotel gesehen?
Brad hatte es gesehen, Cayley nicht.
– Da gibt’s einen Oberschenkeltrainer, sagte Rachel. Von Nautilus.
Und so vergingen zwanzig Minuten, in denen sie darüber sprachen, inwieweit ihre Situation neu und seltsam und ideal war oder eher nicht. Sie fragten sich, ob ihnen etwas zu essen gebracht werden würde. Sie fragten sich, ob sie zur Black Box gehen und sich etwas zu essen holen sollten. Sie fragten sich, ob sie sich selbst etwas hätten mitbringen sollen.
Cayley sprach über ein neues Handy, das sie bekommen hatte, und zeigte es allen. Sie sagte, sie hätte vor Ort eine Weile rumgesucht, wo sie ihr altes entsorgen konnte, und hatte es schließlich einfach auf einen Haufen Abfall geworfen.
Alan hörte schon bald nicht mehr zu. Er schweifte in Gedanken ab und merkte irgendwann, dass er nach draußen schaute. Das Zelt hatte eine Reihe Kunststofffenster, durch die man verschwommen den Sand und das Meer sah. Alan wäre gern da draußen gewesen, in dem Licht und in der Hitze.
Er stand auf.
– Ich seh mal nach, was zum Teufel los ist, sagte er und strich sein Hemd glatt. Er versprach, sich um die Essensfrage zu kümmern, die WLAN -Signal-Frage, die Frage, wieso sie überhaupt in einem Vinylzelt am Meer hockten.
XI.
ALS ALAN AUS DEM ZELT TRAT , um zur Black Box zu gehen, überfiel ihn die Hitze wie ein Raubtier. Er folgte der Promenade bis zu dem Glasgebäude, umschiffte noch unfertige Stellen, Sandhaufen oder Steinstapel, Gerätschaften. Er sprang über eine Palme, die darauf wartete, eingepflanzt zu werden, überquerte die Straße und stand vor dem Bürogebäude. Es waren etwa vierzig Stufen bis hinauf zur Eingangstür, und als er oben ankam, hatte er sein Hemd durchgeschwitzt.
Die Lobby war hell, poliert, klimatisiert, der Boden aus hellem Holz. Es sah aus wie ein skandinavischer Flughafen.
– Kann ich Ihnen helfen?
Eine junge Frau, die ein lockeres Kopftuch trug, saß zu seiner Rechten an einem Halbmondschreibtisch aus schwarzem Marmor.
– Hallo, sagte Alan. Wie ist Ihr Name?
– Mein Name ist Maha, sagte sie. Schwarze Augen, Adlernase.
– Hi, Maha. Mein Name ist Alan Clay von Reliant Systems. Ich habe um drei Uhr einen Termin mit Karim al-Ahmad und –
– Oh, Sie sind zu früh. Es ist erst kurz nach zwei.
– Ja, ich weiß. Aber ich bin bei Reliant, und wir sind da draußen in dem Zelt am Strand, und wir kriegen kein WLAN -Signal, das wir aber für unsere Präsentation unbedingt brauchen.
– Oh, über das WLAN da unten weiß ich nichts. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie in dem Zelt ein WLAN -Signal haben.
– Sehen Sie, das ist das Problem. Gibt es jemanden, mit dem ich das besprechen kann?
Maha nickte energisch. – Ja, ich denke, das wäre Mr al-Ahmad. Er ist zuständig für die Anbieter, die im Zelt präsentieren.
– Wunderbar. Ist er da?
– Nein, leider nicht. Er kommt vermutlich erst kurz vor Ihrem Termin. Er ist die meiste Zeit in Dschidda.
Jede weitere Diskussion erübrigte sich. Bis zu Alans Treffen mit al-Ahmad war es nur noch eine Stunde.
– Danke, Maha, sagte er und ging.
Aber er konnte nicht zurück zum Zelt gehen. Er hatte keine Neuigkeiten für die jungen Leute, und ihm kam der Gedanke, wenn er es schaffte, sich bis zu dem Treffen von ihnen fernzuhalten, dass es dann für sie so aussähe, als hätte er die ganze Zeit mit al-Ahmad ein ausführliches Gespräch gehabt, in dem alle Probleme gelöst worden wären.
Kaum war er wieder in die Hitze und das Licht getreten, fiel ihm das Essen ein. Er hatte nicht nach dem Essen gefragt. Aber er konnte jetzt nicht zurück in die Black Box. Es würde jämmerlich wirken, dieser schwitzende Mann mit seinen lästigen Fragen, und dann hatte er auch noch vergessen, ein so zentrales Problem wie
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