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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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gewesen, als sie unterschrieben.
    – Kommt ihr hier draußen klar?, fragte Alan.
    Was Besseres fiel ihm nicht ein. Er kam noch immer nicht drüber weg, dass sie alle in einem Zelt waren.
    – Ganz gut, aber wir kriegen kein WLAN -Signal rein, sagte Cayley.
    – Wir haben ein schwaches von der Black Box, fügte Brad hinzu und warf den Kopf in Richtung des 7/24/60- Bürogebäudes, das auf höherem Gelände stand. Sie hatten ihm bereits einen Spitznamen verpasst.
    – Wer hat euch hier im Zelt untergebracht?, fragte Alan.
    Cayley antwortete. – Als wir ankamen, sagten sie, die Präsentationen würden hier stattfinden.
    – In einem Zelt.
    – Sieht so aus.
    – Haben sie Ihnen irgendwas gesagt, warf Rachel ein, ich meine von wegen, warum wir hier draußen sind? Und nicht im eigentlichen Hauptgebäude?
    – Mir hat keiner was gesagt, sagte Alan. Vielleicht kommen ja alle Anbieter her.
    Alan hatte mit schätzungsweise einem Dutzend anderer Unternehmen gerechnet, mit hektischen Vorbereitungen, fieberhaftem Gewusel, in gespannter Erwartung eines königlichen Besuchs. Aber hier draußen zu sein, allein, in einem dunklen Zelt – Alan konnte sich keinen Reim darauf machen.
    – Ja, das wäre eine Erklärung, sagte Rachel, biss sich auf die Wange. Aber wir sind die Einzigen hier.
    – Vielleicht sind wir bloß die Ersten, sagte Alan, bemüht, einigermaßen locker zu wirken.
    – Bloß eigenartig, bei Reliant zu sein und hier draußen zu sein, nicht?, sagte Brad verwundert. Er war ein Firmenmensch, ein durchaus tüchtiger junger Mann, der wahrscheinlich noch nie in seinem bisherigen Leben von dem Manuskript hatte abweichen müssen, das ihm gegeben worden war und das er auswendig gelernt hatte.
    – Das hier ist eine neue Stadt. Unerforschtes Territorium, nicht?, sagte Alan. Habt ihr jemanden wegen dem WLAN -Problem gefragt?, fragte er.
    – Noch nicht, sagte Cayley. Wir dachten, wir warten erst noch auf Sie.
    – Und eine Weile hatten wir ein ganz gutes Signal, fügte Rachel hinzu. Damit schwebte sie wieder zurück ans hintere Ende des Zeltes, als hoffte sie, dass das Signal, jetzt, da drüber gesprochen worden war, wieder auftauchte.
    Alan blickte auf Cayleys Computer, sah die konzentrischen Kurven des Signals, die meisten grau, nicht schwarz. Für eine holografische Darstellung brauchten sie eine Festleitung, und falls es die nicht gab, ein starkes Signal, kein schwaches oder abgefangenes.
    – Gut, dann werde ich wohl mal nachfragen müssen. Baut ihr schon den Rest der Ausrüstung auf?
    – Nein, noch nicht, sagte Brad und verzog das Gesicht. Wir hatten eigentlich gehofft, das hier wäre bloß was Vorübergehendes. Die Präsentation wird hier draußen längst nicht so gut laufen.
    – Ihr habt hier die ganze Zeit nur nach einem Signal gesucht?
    – Bislang schon, sagte Cayley, der jetzt schwante, dass sie vielleicht doch hätten mehr tun können.
    Aus der Dunkelheit am anderen Ende schaltete Rachel sich ein. – Wir hatten eine Weile ein ganz gutes.
    – Stimmt. Vor etwa einer Stunde, fügte Cayley hinzu.

VIII.
    ES MUSSTE EINEN GRUND GEBEN, warum Alan hier war. Warum er hundert Meilen von Dschidda entfernt in einem Zelt war, ja, aber auch warum er hier auf Erden lebte. Sehr häufig lag der Sinn verschüttet. Sehr häufig musste ein wenig gegraben werden. Der Sinn seines Lebens war eine schwer erreichbare Wasserader zig Meter tief unter der Oberfläche, und er warf von Zeit zu Zeit einen Eimer hinunter in den Brunnen, füllte ihn, zog ihn hoch und trank daraus. Aber damit kam er nicht lange aus.
    Charlie Fallons Tod machte im ganzen Land Schlagzeilen. Er watete am Morgen in den See, vollständig bekleidet. Alan sah ihn nur knöcheltief im Wasser und dachte sich nicht viel dabei. Der Transzendentalist wurde langsam schrullig.
    Alan fuhr weiter.
    Doch Charlie watete tiefer hinein. Ganz langsam. Andere Nachbarn sahen ihn bis zu den Knien, bis zur Taille. Keiner sagte etwas.
    Schließlich stand ihm das Wasser bis zur Brust, und Lynn Magliano rief die Polizei. Die kam und die Feuerwehr gleich mit. Sie standen am Ufer und riefen zu ihm hinüber. Sie forderten ihn auf, er solle zurückkommen. Aber keiner holte ihn raus.
    Später gaben Polizei und Feuerwehr an, aufgrund von Sparmaßnahmen nicht für derlei Rettungseinsätze ausgebildet worden zu sein. Wären sie hinter ihm her in den See gegangen, wäre die Haftung ungeklärt gewesen. Und außerdem, so sagten sie, stand der Mann ja noch aufrecht. Er wirkte wohlauf.
    Schließlich

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