Ein Hologramm für den König
Dass Sie ein Spieler sind.
Alan schaute nach draußen, auf den Hafen unten.
Alans Familie war vor der Hungersnot in Irland nach Amerika geflohen. Drei Brüder verließen 1850 das County Cork und landeten in Boston. Sie fingen an, Messingknöpfe herzustellen, und die Knöpfe führten zu einer Gießerei in South Boston, wo sie eine breite Palette an Rohren, Ventilen, Heizkesseln und -körpern produzierten. Sie stellten weitere Iren ein und dann Deutsche und Polen und Italiener. Das Geschäft boomte. Die Brüder bauten Zweithäuser an der Küste. Sie engagierten Privatlehrer für ihre Kinder, und ihre Kinder lernten Latein und Griechisch. Ihre Namen hingen überall an Gebäuden in Boston. Kirchen und Krankenhaustrakten. Dann kam die Weltwirtschaftskrise, und alle fingen von vorn an. Alans Vater besaß kein zweites Haus in Chatham. Er war Vorarbeiter in der Stride-Rite-Fabrik in Roxbury. Er verdiente gut und sparte genug Geld, um seinen Sohn Alan aufs College schicken zu können. Aber Alan schmiss das College, um Fuller-Brush-Produkte zu verkaufen, und dann verkaufte er Fahrräder und verdiente gut, eine Zeit lang sogar richtig gut, bis er und andere beschlossen, die Produkte, die sie verkauften, von anderen Leuten bauen zu lassen, zehntausend Meilen weit weg, und bald hatte er nichts mehr zu verkaufen, und jetzt war er in diesem Konferenzraum mit Blick auf den Hafen und starrte in das verkniffene Gesicht von Eric Ingvall, der ihn besaß und das auch wusste.
– Ich denke, es ist eine todsichere Sache, hatte Alan gesagt.
– Sehen Sie, genau das macht mir Sorgen, hatte Ingvall gesagt. Ihr übermäßiges Vertrauen beruhigt mich nicht.
X.
CAYLEY RÜCKTE EINEN STUHL HERAN. – Also. Was glauben Sie, wie viele Leute er mitbringt?
– Wer?, fragte Alan.
– Der König, sagte sie.
– Keine Ahnung. Ich schätze etwa ein Dutzend. Vielleicht mehr.
– Glauben Sie, er allein entscheidet über die ganze IT hier?
– Davon geh ich aus, klar. Die Stadt trägt seinen Namen. Jetzt gesellte Rachel sich zu ihnen. – Sind Sie ihm schon mal begegnet?, fragte sie.
– Ich? Nein. Ich hatte vor gut zwanzig Jahren mal mit seinem Neffen zu tun.
– War er ein Prinz?
– Ja. Ist er immer noch.
– Und kommt der auch her?
– Nein, nein. Er ist in Monaco. Er mischt in geschäftlichen Dingen nicht mehr viel mit. Er fliegt herum, spendet Geld für gute Zwecke.
Alan stellte sich Abdullahs Neffen vor, Dschalawi. Sein kurioses Gesicht. Sein Mund war schief, wie von einer zittrigen Hand gezeichnet, und das verlieh ihm eine sarkastische, spöttische Miene. Aber er war sehr aufrichtig, sehr neugierig und nah am Wasser gebaut. Er weinte ständig. Witwen, Waisen, jede Geschichte rührte ihn zu Tränen und öffnete seine Brieftasche. Dschalawi war geraten worden, seinen Kontakt zu Leuten zu begrenzen. Mit allen, die er kennenlernte, ließ er sich persönlich ein, und er versuchte, sie zu verändern. Es hieß, er sei unheilbar an Knochenkrebs erkrankt.
– Wie auch immer, sagte Alan. König Abdullah kommt heute nicht. Ihr könnt euch also entspannen.
Sie saßen einen Moment lang schweigend da. Es war Rachel und Cayley anzumerken, dass sie zurück zu ihren Laptops wollten, aber ihre guten Manieren verlangten, dass sie mit Alan plauderten, dem Ältesten im Team, einem Mann von geheimnisvoller Herkunft und mutmaßlicher Bedeutung.
– Haben Sie viel von Dschidda gesehen?, fragte Rachel ihn.
– Nein, noch nicht viel, sagte er.
– Haben Sie ein bisschen geschlafen?, fragte Cayley.
Alan sagte ihr die Wahrheit, dass er fast sechzig Stunden wach gewesen und schließlich um sechs Uhr morgens oder so eingeschlafen war. Sie alle drängten ihn, zurück ins Hotel zu fahren, sich auszuruhen. Sie kämen schon den Rest des Tages allein klar.
– Haben Sie irgendwelche Schlafmittel?, fragte Cayley.
– Nein. Ich dachte, dann würde ich gleich am Zoll exekutiert. Ihr?
Keiner von ihnen hatte welche.
– Mir ist da eine Idee gekommen, sagte Brad. Er blickte Alan an, als wolle er testen, wie allein schon die Vorstellung ankam, dass er eine Idee hatte. Alan gab sich Mühe, ermutigend dreinzublicken.
– Also, ich wollte Ihre Meinung hören, bevor ich es mache, sprach Brad vorsichtig weiter, aber ich hab mir gedacht, wir rufen in der Firma an und sagen denen, dass die Bedingungen hier alles andere als befriedigend sind.
Alan blickte Brad einen langen Moment an. Wie sollte er ihm sagen, dass das eine
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