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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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Technologie das Glas billiger herstellte und es dann zurück an die Hafenbehörde verkaufte, die doch immerhin versuchte, so etwas wie Stolz und Widerstandskraft im Zentrum des weiß glühenden Zentrums von allem Amerikanischen wiederherzustellen.
    Alan schritt jetzt auf und ab. Er ging auf dem Boden des neuen Gebäudes herum, kam ins Schwitzen, hätte am liebsten mit der Faust gegen die Wände geschlagen.
    Vielleicht wäre Terry so oder so in Rente gegangen. Er war zweiundsechzig. Aber der WTC -Deal machte ihn fertig. Es war kein Spaß mehr.
    – Halt mich von mir aus für einen Idioten, sagte Terry, aber das Freedom-Glas war mir wichtig. Es war mir echt wichtig, an dem Gebäude mitzuwirken.
    Als Terry hinschmiss, war Alan mit seiner Geduld am Ende. Die Schamlosigkeit der ganzen Sache. Es war nicht bloß die geschäftliche Seite, die Tatsache, dass die Hafenbehörde PPG hingehalten hatte, zigmal hatte durchblicken lassen, dass PPG als Urheber der Technologie selbstverständlich der Zulieferer sein würde. Es war die Tatsache, dass sie mit so etwas ins Ausland gegangen waren, PPG bewusst irregeführt hatten – PPG hatte Millionen in neue Maschinen gesteckt, um das Glas herzustellen –, mein Gott, die ganze Sache war hinterlistig und feige und in jeder Hinsicht prinzipienlos. Es war schamlos. Und das am Ground Zero. Alan tigerte auf und ab, die Hände zu Fäusten geballt. So eine Schamlosigkeit! Am Ground Zero! Inmitten der Asche. So eine Schamlosigkeit! Inmitten der Asche! So eine Schamlosigkeit! Schamlosigkeit! Schamlosigkeit!
    – Mann!
    Alan sah sich um. Er blieb stehen. Wer redete da mit ihm?
    – Mann! Sie!
    Alan schaute hoch. Zwei Arbeiter in Blaumännern blickten zu ihm runter. Mister! Mann! Nein! Nein!, sagten sie missbilligend. Sie gestikulierten, machten ausladende schaufelnde Bewegungen, als würden sie ihn aus der Unterwelt heraufbeschwören, indem sie ihn drängten, raufzukommen, rauf, rauf, rauf. Ihre Gesichter sagten, Du hast dort nichts zu suchen, fünfzehn Meter unter der Erde, wie du da so herumrennst, auf und ab tigerst, wütend, unveränderliche Ereignisse aufwärmst, nicht bloß aus deiner eigenen Vergangenheit, sondern aus der des ganzen Landes.
    Aber Alan wusste das. Er ging die Stufen wieder nach oben. Er wusste sehr wohl, was er alles nicht tun sollte.

XVIII.
    DER TAG WAR VORÜBER, und Alan fuhr in dem Kleinbus zurück nach Dschidda, zusammen mit den jungen Leuten, von denen alle die ganze Zeit schliefen oder so taten, als ob. Es war eine ruhige Fahrt. Am Hotel stiegen sie mehr oder weniger wortlos aus, und um sieben war Alan wieder in seinem Zimmer, allein. Er bestellte ein Steak, aß es und ging auf den Balkon. Er konnte ein paar Gestalten sehen, zig Meter weit unten, wie sie versuchten, die Straße zu überqueren und an den Strand zu kommen.
    Sie machten Anstalten, wichen zurück. Der Verkehr war zu schnell. Schließlich schafften sie es, schlängelten sich hastig zwischen Lücken hindurch, und Alan hatte nichts dazugelernt.
    Er blätterte die Hotelbroschüre durch und sah Fotos von dem Fitnessstudio, das Rachel erwähnt hatte. Völlig desinteressiert an sportlichen Aktivitäten nahm er den Aufzug ins Untergeschoss, wo er von einem Fitnessmenschen begrüßt wurde, der mit einem flauschigen weißen Handtuch um den Hals hinter einem sichelförmigen Schreibtisch saß. Alan erklärte ihm, dass er sich bloß umschauen wolle, um einen Trainingsplan aufzustellen, sagte er ernsthaft und erhielt prompt die Erlaubnis, in seiner Businesskleidung hineinzugehen.
    Fünf Leute trainierten, alles Männer, die auf Laufbändern schwitzten und sich mit Nautilus-Geräten abmühten. Es roch chemisch sauber, und der Fernseher, in dem CNN lief, war laut. Die Aufsichtsperson sah zu Alan herüber, und er nickte nachdenklich, während er sich eines der Geräte ansah, als wollte er sagen, Ja, morgen werde ich mich in meinen Fitnessklamotten daran versuchen.
    Dann ging er. Er schlenderte eine Weile in der Lobby herum und beschloss, sich hinzusetzen und zu beobachten. Er bestellte einen Eistee und sah zu, wie Saudis und Westler über die spiegelnde Fläche des Bodens glitten. Er lauschte dem Springbrunnen, der einen oder anderen erhobenen Stimme, die dreißig Meter hoch ins Atrium hallte. Das Hotel hatte wirklich überhaupt keinen eigenen Charakter. Er mochte das. Aber es war auch ein Hotel ohne Bar, und daher gab es für ihn hier unten nur sehr wenig zu tun. Oben wartete die Flasche. Also betrat er wieder den

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