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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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gesehen. Noch einen?
    Er schenkte Alan nach. Der erste Scotch war schneller verschwunden als angebracht.
    – Wie laufen die Geschäfte?, fragte Alan und meinte die Frage rhetorisch. Dieser Mann versuchte, die Apartments in KAEC zu verkaufen. Seine Antwort würde überschwänglich sein.
    – Ehrlich? Ganz schön zäh.
    Hasan erklärte, dass er Probleme habe, feste Zusagen zu bekommen, und die paar Ketten, die sich ursprünglich eingekauft hatten, vor Jahren, als die Stadt angekündigt wurde und die ersten Arbeiten begannen, waren seitdem abgesprungen. Es gab Bedenken, was die Zukunftsaussichten von Emaar betraf, dem Immobilienunternehmen. Es herrschte auch die Sorge, das Bauunternehmen der Familie bin Laden könnte mitmischen. Die größte Sorge war allerdings, dass die Stadt mit König Abdullah sterben würde. Dass sich ohne seinen reformerischen Geist, seine Duldung von kleinen fortschrittlichen Maßnahmen, alles zurückentwickeln würde und sämtliche Freiheiten, die KAEC versprach, in den Sand getreten würden.
    – Aber im Erdgeschoss gibt es ein paar Restaurants, die kurz vor der Eröffnung stehen, warf Alan ein.
    – Das ist leider ein Bluff. Wir haben die Einheiten nicht verkauft. Noch einen Drink? Alan hatte seinen zweiten auf.
    Hasan ging zurück zur Bar und traf seine Vorbereitungen.
    – Alan, hier sind gute Deals zu machen. Falls Sie sich für eine dieser Wohnungen entscheiden, würden Sie einen Bruchteil dessen zahlen, was Käufer in einem oder zwei Jahren zahlen. Sie könnten sie wieder abstoßen und einen zehnfachen Gewinn machen.
    Jetzt gellten Alan Yousefs Prognosen in den Ohren. Dass die Stadt pleite sei, dass Emaar pleite sei, dass das Projekt nie Realität werden würde. Dass die ganze Idee mit Abdullah sterben würde.
    Hasan brachte Alan den Drink.
    – Danke, mein Freund, sagte Alan.
    Hasan lächelte. – Ich freue mich sehr, einen Trinkgenossen zu haben.
    Alan fragte nach dem König, warum er nicht einfach das Geld für den Bau der Stadt ausgab, damit sie noch zu seinen Lebzeiten fertig wurde oder wenigstens funktionsfähig.
    – Wir haben im Arabischen eine Redensart: »Mit einer Hand kannst du nicht klatschen.« Wir können diese Stadt nicht allein bauen. Wir brauchen Partner.
    – Ich bitte Sie, sagte Alan. Abdullah könnte diese Stadt innerhalb von fünf Jahren bauen, wenn er wollte. Wieso die Sache über zwanzig Jahre in die Länge ziehen?
    Hasan dachte eine ganze Weile über diese Frage nach.
    – Ich habe keine Ahnung, sagte er.
    Und so teilten sie ihren Frust darüber, von viel zu vielen Faktoren abhängig zu sein, auf die sie keinen Einfluss hatten. Hasan wohnte seit einem Jahr in KAEC , hatte sich der Idee verschrieben, hier Pionierarbeit zu leisten, und hatte Dutzende Männer wie Alan zu Gast gehabt und versucht, ihnen dabei zu helfen, sich selbst auch hier zu sehen.
    – Es könnte irgendwann ein gutes Leben sein, sagte Hasan. Aber ich fürchte, der Wille ist nicht da, um das Projekt zu Ende zu führen.
    Und da ihm der Wille fehlte, zu gehen oder irgendwas anderes zu tun, blieb Alan noch viele Stunden bei Hasan, spielte Schach und trank Scotch. Als er ging, war Alan fast betrunken und fühlte sich wunderbar. Er trat ins Treppenhaus, um nach unten zu gehen, ging aber stattdessen nach oben. Er kam an einem geschlossenen Stockwerk vorbei, doch die Treppe führte weiter nach oben, bis er eine Tür aufs Dach öffnete. Die Aussicht war erstaunlich, Strand und Gebäude und Kanäle und Wüste, alles mit einem milden goldenen Licht bestäubt. Er musste eigentlich los, konnte sich aber nicht dazu aufraffen.

XXVI.
    ALAN SCHLIEF GUT, ohne zu wissen, warum, und als er wach wurde, blinkte das Hoteltelefon wieder rot. Alan hörte die Nachricht ab. Sie war von Yousef. Er würde für eine Weile verreisen, sagte er, und wollte sich verabschieden. Er würde am Morgen vorbeikommen, falls Alan nichts anderes hörte. Alans Erleichterung war groß. Über Nacht hatte ihn ein ungutes Gefühl beschlichen, die Befürchtung, seinem Freund könnte etwas zugestoßen sein. Das ist das eigentümliche Problem ständiger Erreichbarkeit: Jedes Schweigen, das länger als ein paar Stunden währt, löst apokalyptische Gedanken aus.
    Alan zog sich an und sank durchs Atrium in die Lobby.
    – Da sind Sie ja.
    – Da bin ich. Yousef sah schlecht aus.
    – Alles in Ordnung?
    – Ich weiß nicht. Ich bin ein bisschen in Panik.
    – Der Ehemann?
    – Und seine Handlanger, ja. Die sind bei mir zu Hause aufgetaucht.
    – Ich

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