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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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dachte, Sie wären bei Ihrem Cousin.
    – War ich auch, aber er ist nervös geworden. Er wohnt bei seiner Großmutter, und er wollte ihr Ärger ersparen, deshalb bin ich nach Hause. Kaum war ich da, sind sie aufgetaucht.
    – Was haben sie gemacht?
    – Sollen wir uns kurz hinsetzen?
    Der Kellner kam, und Yousef bestellte einen Espresso. – Gestern Abend saß ich da und hab mir Barcelona gegen Madrid angeschaut – haben Sie das Spiel gesehen?
    – Yousef!
    – Okay. Ich hab also Geräusche von draußen gehört. Ich bin aufgestanden und hab die Männer am Fenster gesehen. Ich hätte mir fast in die Hose geschissen.
    – Und was haben die gemacht?
    – Standen bloß da. Das war alles. Das war genug. Das heißt, sie wissen, wo ich wohne, und sie haben keine Angst, dahin zu kommen, sich vor meinem Fenster aufzubauen und mich zu beobachten. Ich muss weg.
    – Das tut mir leid.
    – Tja.
    – Wohin wollen Sie?
    – Zu meinem Vater in die Berge. Da kommen die nicht hin. Und die anderen Männer im Dorf werden mich schützen. Wir haben Pistolen und alles.
    Alan stellte sich eine Art Wildwestschießerei vor. Die Sache faszinierte ihn mehr, als er erklären konnte.
    – Nein, nein, sagte er. Bleiben Sie hier. Ich besorge Ihnen ein Zimmer. Die haben hier Security-Leute. Hier wären Sie sicher. Unsichtbar.
    Während Alan sprach, kam ihm die Idee ausgesprochen machbar vor. Yousef tat sie mit einem Winken ab.
    – Nein, nein. Ich will nach Hause. Es ist Wochenende. Ein guter Zeitpunkt.
    – Wie lange werden Sie weg sein?
    Alan hatte plötzlich Angst, er würde Yousef nie wiedersehen.
    – Ich weiß nicht. Ich muss mich ein paar Tage sicher fühlen. Ich muss einfach irgendwohin, wo ich alles um mich herum von einem klaren Blickwinkel aus sehen kann. Dann werde ich, na ja, die Lage neu einschätzen. Deshalb wollte ich Sie sehen. Ich könnte eine Weile dort bleiben und wollte mich verabschieden, falls ich Sie jetzt das letzte Mal sehe.
    Yousefs Gesicht verriet keine besondere Emotion. Zu der Sorte Mann gehörte er nicht. Aber Alan hatte das Gefühl, dass er in Yousefs Nähe bleiben musste, dass Yousef der einzige zurechnungsfähige Mensch im Umkreis von tausend Meilen war.
    Zehn Minuten später saß Alan in Yousefs Wagen, seine Reisetasche im Kofferraum, und sie waren zusammen auf dem Weg in die Berge. Sie waren ein paar Minuten unterwegs, und Alan hatte ein euphorisches Gefühl, als Yousef plötzlich die Schnellstraße verließ.
    – Wir müssen noch kurz zum Laden von meinem Dad. Ich muss den Schlüssel fürs Haus holen, die Erlaubnis, dort zu wohnen und so.
    – Sie haben keinen eigenen Schlüssel?, fragte Alan.
    – Genau das meine ich. Er behandelt mich wie einen Teenager.
    Sie schraubten sich ein sechsgeschossiges Parkhaus mitten in der Stadt hoch.
    – Ist das hier die Altstadt?
    Es sah alles sehr neu aus.
    – Die Altstadt ist nur noch rund sieben Hektar groß, sagte Yousef. Den Rest haben sie in den Siebzigern abgerissen.
    Das Parkhaus war mit einem Einkaufszentrum verbunden. Alan und Yousef nahmen eine Reihe von Rolltreppen nach unten, vorbei an einem halben Dutzend Koffer- und Schmuckläden, vorbei an Gruppen junger Frauen in Abajas, mit glitzernden Handtaschen an den Unterarmen, an Gruppen junger Männer, die sie hungrig beäugten.
    Als sie ins Erdgeschoss kamen, führte Yousef Alan aus dem Einkaufszentrum und in eine Gasse, und sie wurden ein oder zwei Jahrhunderte zurückversetzt. Dieser Teil der Altstadt war eine Reihe von verwinkelten Sträßchen, wo Händler kleine Läden aufgemacht hatten. Sie verkauften Nüsse, Süßigkeiten, Elektrogeräte, Fußballtrikots, aber die beliebteste Verkaufskategorie war Damenunterwäsche, die auffällig in den Fenstern zur Schau gestellt wurde. Alan blickte Yousef an und hob eine Augenbraue, doch Yousef zuckte die Achseln, als wollte er sagen: Was, haben Sie jetzt erst die Widersprüche des Königreichs entdeckt?
    – Da wären wir, sagte Yousef und blieb etwa fünf Meter vor einem Eckladen stehen, rundum Glas, durch das Tausende Sandalen zu sehen waren. Zwei Männer standen hinter der Theke. Einer war ungefähr in Alans Alter und wahrscheinlich der Vater. Der zweite Mann neben ihm war deutlich älter und lehnte tief gebeugt auf der Theke, als würde sie ihn stützen. Er war mindestens achtzig.
    – Welcher ist …?, setzte Alan an.
    – Überraschung, der Alte, sagte Yousef missmutig. Ich stelle Sie vor.
    Als sie näher herangingen, musterte der alte Mann Yousef von oben bis unten.

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