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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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sie eines Nachts zwei sowjetische Fahrräder, flitzten zu den Zäunen, suchten sich ein Loch, schlüpften hindurch und fuhren durch die deutsche Landschaft davon.
    Yousef fand die Geschichte amüsant.
    – Aha, deshalb haben Sie in Fahrrädern gemacht, sagte er.
    – Wie meinen Sie das?
    – Weil Ihr Vater auf einem Fahrrad geflohen ist.
    Alan ließ das kurz auf sich wirken. – Mhm, sagte er schließlich. Auf die Idee bin ich noch nie gekommen.
    Yousef glaubte ihm nicht. Er wollte nie einen Bogen geschlagen haben von der Flucht seines Vaters auf einem Fahrrad, dem einzigen Fahrzeug, mit dem das so leise und so schnell möglich war? War da eine Verbindung? Alan versuchte gar nicht, das alles zu analysieren.
    – Aber Sie wollten nicht zur Armee?
    – Nein.
    – Warum? Keine guten Kriege?
    – Genau.
    – Aber im Zweiten Weltkrieg hätten Sie gekämpft?
    – Ich hätte keine Wahl gehabt.
    – Und wenn doch?
    – Eine Wahl?
    – Ja.
    – Ich hätte gekämpft. Ich hätte versucht, den Pazifik zu meiden.
    – Und wenn Sie jetzt jung wären?
    – Ob ich dann zur Armee ginge? Nein.
    – Warum? Noch immer keine guten Kriege?
    – Wieso die vielen Fragen, Yousef? Überlegen Sie, zur Armee zu gehen?
    – Vielleicht. Ich wäre gern Pilot.
    – Na, tun Sie das nicht.
    – Wieso nicht?
    – Weil Sie einfach Ihr Studium abschließen sollten. Sie sind ein heller Kopf. Bleiben Sie in Sicherheit, gehen Sie zur Uni, verschaffen Sie sich Möglichkeiten.
    – Aber hier gibt es keine Möglichkeiten. Das hab ich Ihnen doch gesagt.
    – Dann gehen Sie woandershin.
    – Ich könnte woandershin.
    – Dann tun Sie das.
    – Aber es wäre besser, hierzubleiben, wenn die Dinge sich ändern würden.
    Sie lagen eine Weile schweigend da, Yousef wandte sich ihm zu.
    – Alan, würden Sie für uns kämpfen?
    – Wen?
    – Menschen wie mich, in Saudi-Arabien.
    – Wie, für euch kämpfen?
    – Wie ihr für die Iraker gekämpft habt. Oder wofür ihr angeblich gekämpft habt. Um ihnen Chancen zu geben.
    – Meinen Sie, ob ich persönlich kämpfen würde?
    – Ja.
    – Vielleicht. Als junger Mann hätte ich es getan.
    – Würden andere es tun?
    – Yousef, das ist Quatsch. Niemand marschiert in Saudi-Arabien ein.
    – Ich weiß. Ich bin einfach neugierig. Mich interessieren einfach einzelne Menschen.
    – Sie wollen wissen, ob einzelne Amerikaner herkommen würden, um an eurer Seite zu kämpfen?
    – Genau.
    – Ich weiß nicht. Wahrscheinlich. Ich glaube, bei uns gibt es eine Menge Leute, die bereit sind zu kämpfen, um die Menschen zu unterstützen, die versuchen, frei zu sein. Amerikaner mögen eine gute Sache. Und sie denken nicht zu viel drüber nach.
    Alan lachte über seinen Witz. Yousef nicht.
    – Also, wenn ich hier eine demokratische Revolution starte, würden Sie mich unterstützen?
    – Ist das Ihr Plan?
    – Nein. Ich frage bloß. Würden Sie?
    – Natürlich.
    – Wie?
    – Keine Ahnung.
    – Würden Sie Truppen schicken?
    – Ich persönlich?
    – Sie wissen, was ich meine. Die USA .
    – Truppen schicken? Unmöglich.
    – Luftunterstützung?
    – Nein, nein.
    – Shock and Awe.
    – Hier? Ausgeschlossen.
    – Irgendwelche Berater vielleicht. Spione?
    – Hier in Saudi-Arabien? Die gibt es doch schon reichlich.
    – Und persönlich? Würden Sie persönlich kommen, um mich zu unterstützen?
    – Ja, sagte Alan.
    – Das kam prompt.
    – Tja, ich bin mir sicher.
    – Mit Ihrem Zweiundzwanzig-Kaliber-Gewehr?
    – Genau.
    Yousef lächelte. – Gut, gut. Wenn ich die Revolution starte, habe ich wenigstens Sie an meiner Seite.
    – Das hätten Sie.
    – Sie sind verrückt. Yousef schüttelte grinsend den Kopf und widmete sich wieder seinem Gewehr, indem er erneut in Schussposition ging. Dann wandte er sich erneut an Alan.
    – Sie wissen doch, dass das ein Witz war, oder?
    – Was war ein Witz?
    – Dass ich will, dass die USA in unser Land einmarschieren.
    Alan wusste nicht, was er sagen sollte. Yousef grinste noch immer.
    – Sie sind so leicht bereit, es zu glauben! Das ist ziemlich lustig, finden Sie nicht?
    – Ich weiß nicht, ob es lustig ist, sagte Alan. Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass das ein Witz war.
    – Schon gut. Ich bin trotzdem froh, dass Sie Ihre Zweiundzwanziger mitbringen würden, um mit mir zu kämpfen. Auch wenn ich nicht vorhabe, eine Revolution zu starten.
    Sie beobachteten wieder das Tal vor ihnen, doch Alan war aufgewühlt. Yousefs Fragen waren unbeschwert gewesen, doch unter seinem Lächeln hatte etwas sehr

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