Ein Hologramm für den König
Kurdistan. Einem Jahr in einem Krankenhaus in Kabul. Während Alan ihr zuhörte, fühlte er sich wie eine viel unnützere Art seiner Gattung.
– Sie werden also dem König begegnen, sagte sie.
Er hoffte, dass ihr das imponierte. – So ist es geplant.
– Und machen Sie persönlich die Präsentation für Abdullah oder …?
Alan wünschte, er könnte Ja sagen. Aber er war zu geübt in Selbstdemontage, also sagte er: – Wir machen das im Team. Eigentlich verstehe ich nicht viel von Technologie. Ich bin hier, weil ich seinen Neffen kenne oder kannte.
– Und welche Konkurrenten habt ihr?, fragte sie.
– Ich weiß nicht. Im Augenblick sind wir im Zelt die Einzigen.
– Im Zelt.
– Fragen Sie lieber nicht.
– Okay.
Sie wandte sich dem Fenster zu, als suchte sie nach einer Eingebung. – Es wird interessant werden, jetzt, wo die Chinesen mehr Öl beim König kaufen.
Alan hatte das nicht gewusst.
– Ich frage mich, fuhr sie fort, ob das so weitergeht. Ich frage mich, ob Abdullah und der ganze Stab plötzlich die Verbündeten wechseln. Vielleicht seid ihr nicht mehr der Favorit.
Alan wurde plötzlich woandershin versetzt, weit weg von diesem Auto, von Zahra. Auf einmal war er in einem Raum in Boston, zusammen mit Eric Ingvall, der ihn fragte, was schiefgelaufen war, warum er das nicht vorausgesehen, mit einkalkuliert hatte. Und dann Kit und ihr College. Und dann das Geld, das er jedem schuldete, den er kannte.
– Tut mir leid, sagte Zahra. Keine Sorge. Ich bin sicher, Sie haben keinen Grund zur Sorge. Ich bin sicher, Sie und Ihre Leute bleiben noch ein paar Jahre mit Vorzugsbehandlung.
Sie lächelte verschlagen, klopfte mit dem Zeigefinger auf den Rand ihres Glases. Aber konnte sie recht haben? Keiner konnte preislich oder technologisch mit Reliant konkurrieren. Wer sonst hatte ein Hologramm? Er wusste es eigentlich nicht.
– Es tut mir leid, Alan. Ich hab Sie beunruhigt.
– Nein, nein. Keineswegs.
– Sie wirken plötzlich so geistesabwesend.
– Nein, nein. Verzeihung.
– Sie haben den Kontakt zu dem Neffen. Das ist bestimmt hilfreich. Abdullah ist sehr loyal, das weiß ich. Und jeder, der im Königreich Geschäfte machen will, sollte das ein oder andere Mitglied der königlichen Familie kennen.
Sie sprachen über Abdullah. Zahra schätzte ihn mehr als die Monarchen, die ihm vorausgegangen waren. Alan sagte etwas darüber, dass es doch wohl gut wäre, einen Reformer in Abdullahs Position zu haben, und verglich ihn bald darauf mit Gorbatschow und de Klerk. Als er fertig war, wusste er, dass er zu weit gegangen war. Aber Zahra entschied sich, das Chaos seiner Fehldeutungen zu übergehen und ein völlig neues Thema anzuschneiden.
– Ich habe Kinder, sagte sie.
– Hab ich mir gedacht, sagte er.
– Haben Sie sich gedacht?
– Vielleicht nicht direkt gedacht. Ich habe es für möglich gehalten.
– Ich dachte schon, Sie wollten andeuten, Sie hätten es meinen Hüften angesehen. So wie die Leute, die es am Gang einer Frau merken.
– So schlau bin ich nicht.
– Jedenfalls, sie sind inzwischen Teenager. Sie leben bei mir.
– Ihre Namen?
– Raina und Mustafa. Sie ist sechzehn, er vierzehn. Ich versuche, meinen Sohn daran zu hindern, so ein Arschloch zu werden wie sein Vater. Können Sie mir Tipps geben?
– Erzählt er Ihnen irgendwas?, fragte Alan.
– Haben Sie Ihrer Mutter irgendwas erzählt?
Nein, hatte er nicht. Mit wem redeten junge Männer? Junge Männer haben niemanden, mit dem sie reden können, und falls doch, wissen sie nicht, was sie sagen sollen oder wie. Und das ist der Grund dafür, warum sie die meisten Verbrechen auf der Erde begehen.
– Fahren Sie mit ihm allein irgendwohin. Vielleicht zum Campen.
Zahras Lachen zerriss die Luft.
– Alan, ich kann nicht mit meinem Sohn zum Campen fahren. Die Leute hier gehen nicht campen. Wir leben nicht in Maine.
– Fahrt ihr denn nicht in die Wüste?
Sie seufzte. – Manche wahrscheinlich. Die Jungen auf jeden Fall, um Autorennen zu fahren. Dann bauen sie Unfälle und landen in der Notaufnahme. Ich habe da zwei von ihnen gerettet. Aber meistens sterben sie.
Alan sagte, dass er schon davon gehört hatte.
– Von Ihrem Fahrer?
– Yousef. Prima Junge.
– Und er hat hier nichts zu tun.
– Genau das sagt er auch.
Zahra schob den Vorhang ihrer Haare auf, und diesmal, weil sie in ihrem Wagen waren und die Küste entlangfuhren und die Sonne draußen war und drinnen Sonnenstreifen, verschlug es ihm kurz den Atem.
– Was
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