Ein Hologramm für den König
Wasser drehen und winden, in ihren Mund schreien. Er begnügte sich damit, ihr zu folgen, vergaß die Fische und Korallen unter ihm für einen Blick auf ihre Brüste, die von ihr wegtauchten, leuchteten, schwangen.
Sie versuchte, ihn dazu zu bringen, dass er neben ihr schwamm, aber er blieb weiter hinten, hoffte, ihre Sicht auf ihn einzuschränken. Sie schwammen ein wenig den Strand entlang, und er nutzte eine Gelegenheit, fasste ihren Knöchel, tat so, als wollte er sie auf einen übergroßen Anemonenfisch in der Tiefe aufmerksam machen. Sie kam zu ihm und nahm seinen Arm in die Hand, drückte. Endlich. Seine Antwort. Er war sicher. Aber was sollte er jetzt tun? Es gab zu viele Stimuli, in diesem Wasser, unter diesem Himmel, das Licht ein Gitterwerk, das sich über ihre leuchtende Haut bewegte. Nie hatte er etwas Schöneres gesehen als ihre Hüften, die sich hoben und senkten, ihre stoßenden Beine, ihren nackten, sich schlängelnden Oberkörper. Sie schwamm weiter hinaus und verharrte dort, wo der Grund steil in ein tiefes Dunkelblau abstürzte.
Sie stieg an die Oberfläche, und er folgte.
Sie nahm ihre Maske ab.
– Tief einatmen, sagte sie.
Er tat es. Und sie ging unter, die Hände nach oben gereckt.
Er folgte ihr nach unten. Sie durchstieß das Wasser und sank, drei, sechs Meter tief. Er holte sie ein, und als er bei ihr war, packte sie ihn, und er spürte sie an sich. Sie küsste ihn, ihre beiden Münder geschlossen, und dann küsste sie seine Brust, seine Nippel. Er sank tiefer, bis zu ihrem Bauch und küsste sie dort, stieg hoch, um ihre Nippel in den Mund zu nehmen, erst einen, dann den anderen, während ihre Finger durch sein Haar pflügten. Dann war sie weg. Sie schoss an die Oberfläche und er hinterher.
Als er Luft einatmete und die Sonne sah, war sie schon fort, mit dem Rücken zum Himmel, und rückte ihren Schnorchel zurecht. Er folgte ihr. Sie schwammen langsam zurück zum Haus, gaben wieder vor, Männer zu sein, Freunde. Als sie in die Nähe der Rampe kamen, drehte sie sich um und winkte ihm zurückzubleiben. Er zögerte, beobachtete sie. Sie stieg aus dem Wasser, warf sich ein Handtuch um und rannte ins Haus.
Er schwamm hin und her, tat so, als würde er schnorcheln, behielt aber das Haus im Auge, ob sich dort irgendwas tat. Schließlich sah er eine Hand aus einem der Fenster auftauchen und ihn hereinwinken. Er hastete die Rampe hoch und öffnete die Tür.
– Hier drüben, sagte sie.
Er folgte ihrer Stimme in einen anderen Raum. Dort saß sie im Schneidersitz auf dem Boden, angezogen, Kissen um sie herum verteilt. Sie trug Shorts und ein ärmelloses Top, beides weit, beides weiß. Der Schwung war dahin, zumindest für ihn, als er sich mit einem dümmlichen Lächeln ihr gegenübersetzte.
– Also, sagte sie.
Sie nahm seine Hand, verschränkte die Finger mit seinen. Sie schauten beide auf ihre verschlungenen Hände. Darauf konnte er nicht aufbauen, wusste nicht, was er als Nächstes tun sollte. Er ertappte sich dabei, dass er eine Schale mit Datteln betrachtete.
– Möchtest du eine?, sagte sie scherzhaft, gereizt.
– Ja, sagte er, ohne zu wissen, warum. Er nahm eine, kaute auf dem Fruchtfleisch, fühlte sich am Boden zerstört, wie immer, durch sich selbst, durch seine Unfähigkeit zu tun, was er tun sollte, wenn er es tun sollte.
Als er fertig war und den Kern sorgsam zurück auf den Teller gelegt hatte, rückte sie näher an ihn ran und legte sich auf die Seite. Er machte dasselbe, spiegelte ihre Haltung wider. Sie war so nah, dass er ihren Atem auf seinem Gesicht spüren, das Salzwasser riechen konnte, schwach, auf ihrer Zunge.
Er lächelte sie an. Er wusste, dass sie diesen Positionswechsel als Aufforderung gemeint hatte, aber er war nicht darauf eingegangen.
– Das ist schön, sagte er, unfähig, sich irgendwas anderes einfallen zu lassen.
Sie lächelte geduldig. Er riss sich zusammen. Er wusste, dass er sie küssen musste. Und dann würde er sich auf sie legen müssen. Er malte sich die Schritte aus, wo er ihre Schulter auflegen, wo er seine Hände hintun würde. Es war so lange her. Acht Jahre, seit er solche Entscheidungen hatte treffen müssen.
Er blickte nach draußen, auf den sonnengetränkten Himmel, auf das Meer, unergründlich, und in beider Unermesslichkeit fand er Kraft. Eine Million Tote in diesem Wasser, Milliarden Lebende unter dieser Sonne, dieser Sonne, ein gleißendes weißes Licht unter Milliarden anderen wie sie, und deshalb war das alles hier nicht so
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