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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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wichtig und deshalb nicht so schwierig. Niemand sah zu, und niemand außer ihm und Zahra interessierte sich dafür, was in diesem Raum passieren würde – welche Kraft geboren aus Bedeutungslosigkeit! –, also konnte er eigentlich tun, was sie sich wünschte, nämlich, sie küssen.
    Er bewegte sein Gesicht näher an ihres, an diese üppigen Lippen. Er schloss die Augen, ging das Risiko ein, sie zu verfehlen. Sie atmete durch die Nase aus, und die Wärme strich über seinen Mund. Seine Lippen berührten ihre. So weich, zu weich. Sie hatten keine Schwere – sie waren Kissen auf Kissen. Er musste fester pressen, um ein Gefühl zu bekommen, sie aufzudrücken. Zahra löste sie voneinander, öffnete ihm den Mund, und der Geschmack war der Geschmack des Meeres, tief und kalt.
    Er nahm ihren Kopf in die Hand, ihr Haar war spröder, als er erwartet hatte. Es war nicht weich, nein. Er fuhr mit den Fingern hindurch bis zu ihrem Nacken, schloss die Hand um ihren Hinterkopf, zog sie näher an sich. Sie seufzte. Jetzt ihre Hand auf seiner Taille. Diese langen Finger, diese Nägel. Er wollte, dass sie zugriffen und packten und zogen.
    Er bewegte seinen Mund zu ihrem Hals, fuhr mit der Zunge von der Schulter zum Kinn und schob sich auf sie. Dieser Geruch nach warmer Haut – das war Lohn genug. Sie murmelte zustimmend in sein Ohr, ihr Atem. Sie war entweder überaus nachsichtig oder glücklicherweise leicht zufriedenzustellen. Seine Ängste verflogen.
    Ihre Hand griff über ihren Kopf, tastete nach einem Kissen. Er nahm ein Dekokissen, legte es unter ihren erhobenen Kopf. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke wieder, lächelnd, schüchtern, staunend. Diese Augen, groß wie Planeten – er wünschte sie sich jetzt geschlossen, damit sie ihn nicht ansah und neu einschätzte. Sie würde seine gelben Zähne sehen, seine Füllungen, seine vielen Narben, sein welkes Fleisch, das Flickwerk eines Lebens der Schlamperei und Nachlässigkeit. Aber vielleicht war er mehr als die Summe seiner kaputten Teile. Sie hatte schließlich in ihn hineingesehen, oder? Sie hatte totes Zeug aus ihm herausgezogen, hatte geschnitten und gezogen und getupft, und sie wollte trotzdem hier sein.
    Sie zog ihn wieder zu sich herab, und sein Mund stieß auf ihren offenen Mund, und jetzt nahmen ihre Bewegungen eine Dringlichkeit an. Ihre Fingernägel harkten durch die Haare in seinem Nacken. Ihre andere Hand packte das Fleisch auf seinem Rücken.
    An einer hinteren Wand sah er einen Spiegel. Sie waren darin sichtbar, und er sah seine Arme um sie. Er sah stark aus, seine Arme gebräunt, die Venen straff. Er war nicht abstoßend. Ich will keinen Sex haben, bei dem jemand anders nicht gern zusehen würde , hatte Ruby gesagt. Sie ging davon aus, dass mit fünfunddreißig alles vorbei sei. Ein jäher Schmerz durchfuhr ihn, ein kalter Blitz des Bedauerns, alles, was sie einander angetan hatten, der wesentliche Fehler seines Lebens, all die Zeit, die er damit vertan hatte, sie zu verletzen und sich von ihr verletzen zu lassen, die schrecklichen Dinge, die das bisschen Leben rauben, das wir haben. Er blickte wieder Zahra an, sah in ihre dunklen Augen, die ihm verziehen und jedes Mal aufleuchteten, wenn sie ihn lächeln sahen.
    Er schob sich gegen sie und hörte sich selbst stöhnen.
    – Danke dafür, sagte sie.
    Er lachte in ihr Ohr und küsste sich hinunter bis zu ihrem Schlüsselbein.
    – Willst du mich hinhalten?, fragte sie.
    – Nein, nein. Oder?
    – Rein mit dir, flüsterte sie.
    Und er versuchte es, merkte aber, dass er noch nicht so weit war.
    – Ich will das so sehr, sagte er.
    – Da bin ich froh, sagt sie.
    Aber sie mussten sich für unterschiedliche Schwächen entschuldigen, für Körperteile, die nicht oder nur zeitweise kooperieren wollten. Wenn er so weit war, war sie es nicht, und das ließ ihn schrumpfen. Dennoch liebkosten sie einander, verzweifelt, linkisch, mit sinkenden Erträgen. Irgendwann, als er versuchte, sich hinter sie zu schieben, traf sein Ellbogen ihre Stirn.
    – Au.
    Er gab es auf und sah zur Decke.
    – Zahra, es tut mir echt leid.
    Sie setzte sich auf, die Hände im Schoß.
    – Bist du abgelenkt?
    Er war nicht abgelenkt gewesen, kein bisschen. Im Gegenteil, er war so davon erfüllt gewesen, sie zu wollen, ihren Körper zu genießen, ihren Mund, ihren Atem, ihre Stimme, dass ihm kein anderer Gedanke durch den Kopf gegangen war.
    – Vielleicht, sagte er.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu lügen. Er erzählte ihr

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