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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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den Augen ablesen... ihren Unglauben und ihre Unruhe über diese anschwellende Gestalt. Mir entging nicht, wie sie erst Gracie und dann sich wechselseitig ansahen, als fragten sie sich: Wird sie je aufhören zu wachsen? Mit fünf Monaten war Gracie so groß und so schwer wie die Mädchen. Missgünstig erwiesen sie ihr etwas mehr Respekt, vielleicht waren sie auch nur vorsichtiger. Zuneigung war es jedenfalls nicht. Trotzdem war ich immer noch wild entschlossen, Gracie in ihrer Mitte zu positionieren, selbst wenn das eine Weile lang schmerzhaft sein sollte.
    Das Erste, was Mark und mir auffiel, als alle drei Mädchen in derselben Gewichtsklasse spielten, war, dass Gracie Dottie anbetete. Sie folgte Dottie buchstäblich überall hin, und sie versuchte, Dottie alles nachzumachen - wenn möglich, zur selben Zeit. Das bezog sich auch auf die Körperfunktionen: Wenn Gracie vor Dottie fertig war, dann tat Gracie eben so, als müsse sie auch noch. Ungefähr das Einzige, was sie nicht tat, war, sich mit einem Filzstift überall Punkte aufzumalen. Nun ist es ja so, dass die meisten von uns es nicht ausstehen können, wenn man uns länger als eine Minute nachmacht, aber wenn Dottie sich davon belästigt fühlte, ließ sie es sich nie anmerken - denn das hätte bedeutet, Gracies Existenz einzugestehen.
    Wenn mich die Beziehung auch verwirrte, für Mark war sie leicht nachvollziehbar. Wir entdeckten diese Meinungsverschiedenheit eines Abends, als wir den schimmeligen Verputz in einem der Schlafzimmer abklopften und die Mädchen auf den Brocken und in dem Staub herumtanzten.
    »Es ist doch offensichtlich«, sagte Mark aus keinem ersichtlichen Grund. »Sie sieht Dottie als bewundernswertes weibliches Rollenmodell an und sie will genauso sein wie sie.«
    »Was? Indem sie alles, was in ihrer Reichweite ist, verschlingt? Schnell rennt? Hilflose kleine Hündchen terrorisiert?« Ächzend schlug ich den Vorschlaghammer in den Verputz. Mit dem Ergebnis einer reichlichen Delle.
    Mark rammte seinen Hammer noch fester rein. Zurück blieb ein wie von einem Riesen ausgestanztes Loch. Er wandte sich um und schoss mir einen Wiebitte?-Blick zu. »Beleidigst du meinen Hund? Du beleidigst doch nicht meinen Hund, oder? Weil es sich genau so angehört hat, als würdest du meinen Hund beleidigen.«
    »Hör mal zu, Jake LaMotta. Ich beleidige deinen Hund nicht. Ich frage dich nur, was Gracie hoffen könnte, von deinem Hund zu lernen. Außer zu pissen.«
    Mark schüttelte den Kopf. »In Ordnung.« Er zählte ein paar Eigenschaften an seinen Fingern ab: »Charakter. Entschiedenheit. Loyalität. Mut.« Er suchte nach einem Wort. »Beharrlichkeit.« Ein Lächeln flackerte über sein Gesicht. »Weißt du - all das, was sie von dir nicht lernen kann.«
    »Pass auf, Freundchen. Ich hab einen Vorschlaghammer in der Hand.« Ich verlieh meiner Drohung Nachdruck, indem ich eine weitere Delle in die Wand schlug.
    Mark konterte mit einem Schlag, der durch den Verputz auf die dahinter liegenden Metallverstrebungen traf. Sarah und Dottie reagierten darauf, als sei es ein Schneetreiben, sie sprangen in die Luft wie ein Paar pelziger Korkenzieher, um sich die Trümmer zu schnappen. »Jaaaa. Ich habe ungefähr so viel Angst vor deinem Hammer wie vor deinem Killer-Wachhund da drüben.« Ich drehte mich um und sah Gracie in der Ecke mit einer Abdeckplane ringen, die offensichtlich eine tödliche Bedrohung für sie darstellte.
    Ich machte eine Pause. Und distanzierte mich einen Schritt von diesem Kraftaufwand, auch wenn es hauptsächlich Marks war. »Sieh mal. Alles, was ich sage, ist, dass ich nicht erkennen kann, was sie von Dottie zu lernen glaubt, was sie nicht genauso gut von jedem anderen Hund auf der Welt lernen könnte. Von Sarah, zum Beispiel.«
    Mark setzte seinen Vorschlaghammer ab und lehnte sich mit einer solchen Lässigkeit darauf, dass man fast Erfahrungen in einer Kolonne aneinandergeketteter Sträflinge bei ihm voraussetzen konnte. Er sah Gracie an, dann Dottie, dann Sarah, dann wieder Dottie. »Tupfen.«
    »Was?«
    »Tupfen. Das muss es sein. Sie will auch welche, und sie denkt sich, wenn sie sich so verhält wie Dottie, kriegt sie welche ab.«
    Ich saugte mir fast die Zähne aus dem Kiefer. »Ah-ha. In Ordnung. Vielen Dank, Herr Doktor.«
    Leider konnte alle Nachahmung der Welt Dottie nicht dazu bringen, an Gracie Zeit, geschweige denn Pünktchen zu verschwenden, und Gracie gewann auf die Tour auch keine Punkte bei Sarah. Nachdem sie erst gedroht hatten,

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