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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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Höhe der kulinarischen Techniken, so wie Sieben und Unterschlagen und anderes, was zu technisch ist, um es hier zu erklären. Es soll an dieser Stelle genügen, wenn ich sage, dass ich, nachdem ich einmal losgegangen war und ein Sieb für 79 Cents und zwei Keksbleche für einen Dollar 50 pro Stück gekauft hatte, alle Zutaten, Ausrüstungsgegenstände und Informationen hatte, die ich benötigte. Deswegen ist es auch so schwer zu verstehen, warum all meine Bemühungen so ein lausiges Ergebnis zeitigten. Ich hätte in der Schule beim Kochunterricht eben besser aufpassen sollen.
    Die erste Fuhre sah einfach entsetzlich aus: gespalten, eingerissen und voller Blasen. Sie sahen weniger wie Kekse aus als vielmehr wie Fossilien oder Gesteinsproben vom Mond. Man würde sie noch nicht einmal einem Hund zu fressen geben!
    Nur um ihr anzudeuten, dass ich ihr nichts missgönnte, ließ ich mich auf einen Stuhl fallen und zeigte Gracie die trostlosen Resultate. »Es tut mir Leid, meine Süße. Ich verstehe überhaupt nichts vom Kochen. Ich könnte noch nicht mal einen Rührkuchen zustande bringen, wenn ich ein Team von Köchen hätte, die mit mir jeden Schritt einzeln durchgingen.« Ich streichelte ihre Stirn. »Ich weiß nicht, was ich machen soll, mein Mädchen. Wie soll ich dich denn zum Fressen bringen, bevor es zu spät ist?«
    Gracie näherte sich meiner Hand mit dem versteinerten Keks, bedankte sich wie üblich, und schnappte ihn aus meiner Hand. Ich versuchte sie zu überzeugen, ihn wieder rauszurücken - ich wollte doch nicht, dass sie ihn fraß -, aber es half nichts. Sie kaute ein bisschen drauf rum, neigte den Kopf zur Seite, als spüre sie einem erlesenen Geschmack nach, kaute noch ein bisschen drauf rum und schluckte ihn schließlich. Ich wartete darauf, dass sie sich umdrehte und wegging, ihre Art zu zeigen, dass das Essen die Kontrolle nicht passiert hatte. Sie blieb vor mir stehen. Aber sie öffnete ihr Maul nicht, um mir zu zeigen, dass sie mehr wollte, sie guckte mich einfach nur weiter an. Okay, dachte ich, und sah ihr in die babyblauen Augen, du gehst nicht weg, du fragst nicht nach mehr... willst du, dass ich’s weiter versuche? Sie sah nicht weg, sie blinzelte nicht mal, also nahm ich es als ja oder wenigstens als ein: Was gibt’s denn sonst noch? Ich wusch alle Schüsseln und machte mich daran, noch ein Blech zu backen, und ich war wild entschlossen, diesmal nichts anbrennen zu lassen. Gracie blieb bei mir in der Küche.
    Da es in der Ofentür kein Glas gab, sah ich etwa alle fünf Minuten nach der zweiten Ladung - oft genug, um die Backzeit um 15 Minuten zu verlängern, aber nicht oft genug, um sie rauszuholen, bevor die Hälfte der Kekse unten schwarz war. Ich nahm das Blech zum Abkühlen raus und trommelte mit den Fingerspitzen auf den Tisch, während Gracie geduldig wartete. Nach einer Minute pustete ich auf eins der Unverbrannten und bot es ihr an.
     

     
    Sie bedankte sich bei mir, nahm es ins Maul, neigte den Kopf, kaute, kaute noch etwas, schluckte... Und? Sie öffnete das Maul - nicht weit, so wie sie es für etwas Superleckeres machen würde, aber weit genug, um mir mitzuteilen, dass sie noch eins versuchen wollte. Mein Herz schlug schnell. Ich gab ihr noch eins: Dank, kauen, Kopf in Seitenlage, kauen, kauen, schlucken... geschlossenes Maul. Geschlossenes Maul, aber ohne dass sie wegging.
    Ich hielt ihren Kopf mit beiden Händen. »Gib mir einen Tipp: Mehr Butter? Weniger Knoblauch? Zu hart? Nicht süß genug?« Sie gab mir nicht den leisesten Hinweis, denn sie wollte, dass ich es selbst rausbekam. Na gut, in Ordnung, kriege ich es eben raus! Aber nicht mehr an dem Abend. Und auch nicht am nächsten, wenn ich auch dranblieb und wenn Sarah und Dottie auch damit einverstanden waren, fast alle meine Versuche zu fressen. (Dottie hätte sogar Marks Socken verschlungen, wenn sie mit Eau de Pâté eingesprüht worden wären.) Aber Gracie ging nicht weg. Begriff sie, wie sehr ich mich abrackerte? Wusste sie, dass ich es irgendwann hinkriegen würde? Was der Grund auch sein mochte, jedenfalls war sie drei Abende später da, als ich es geschafft hatte: ein ganzes Blech, oben und unten goldbraun, weder klitschig noch zu weich. Es sah genau richtig aus, aber es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    Ich hielt ihr einen hin. Dank, aufschlappen, kauen, schlucken. Maul weit aufgerissen. Maul weit auf gerissen? Ich gab ihr noch eins: dasselbe. Noch eins: genauso. Es wanderte schon ihre Kehle runter,

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