Ein Hund namens Gracie
dass ich es wissen wollte. Wir trotteten zusammen in die Küche und sie schlug sich den Bauch mit ihrem Abendessen voll.
Dann aß ich. Und aß. Und aß. Ich bekam Nachschlag von allem, ich bekam sogar ein drittes Mal von den Kartoffeln und der Füllung. Dank Laura und Caitlin erwischten die Hunde die besten Bissen in ihrem jungen Leben. Sie waren so satt, dass sie von den Hundekuchen etwas übrig ließen. Später gab LuAnn sie an die Hundebesitzer unter ihren Freunden weiter.
Nach dem Essen passierte das Komischste: Der Fernseher wurde nicht angestellt. Wir unterhielten uns. Wir unterhielten uns in kleinen Gruppen, in Paaren und wechselnden Konstellationen im Verlauf dieses Tags. Nach dem Dessert war ich so satt, dass ich mich kaum noch bewegen konnte, deswegen saß ich in einer Art Verdauungsstupor vor dem Kaminfeuer und starrte in die Flammen - ohne etwas anderes denken zu können als: Junge, bin ich satt. Dann kam Gracie, vielleicht zum ersten Mal im Leben mit einem vollen Bauch, setzte sich neben mich und leckte mir die Wange. Sie ließ mich wissen, dass sie hier war und froh sei, dass auch ich da war.
Als Mark und ich mit unserer Hundemeute abzogen, fiel mir auf, dass es genau das Weihnachten gewesen war, das ich mir immer gewünscht hatte - ein Weihnachten, an dem sich die Menschen etwas bedeuteten.
Die Menschen und die Hunde natürlich.
Silvesterkrise
O bwohl ich mich am 30. Dezember noch im Abglanz meiner nachweihnachtlich guten Stimmung (und in meiner Erleichterung, dass ich das Geheimnis, wie Gracie zu füttern war, gelüftet hatte) schlafen gelegt hatte, wachte ich am Silvestermorgen in einer ganz anderen Laune auf. Ich konnte nicht sagen, was los war, aber ich wusste, irgendwas war anders.
Wahrscheinlich gibt es eine Menge sensibler Typen auf der Welt, die in andauerndem Kontakt mit ihren Gefühlen stehen und entsprechend reagieren. (»Ach, ich hatte so komische Anwandlungen, die habe ich mit dem Kind in mir besprochen und jetzt geht’s uns gut!«) Ich beneide solche Typen. Für mich sind Gefühle - außer Angst - eher wie Unterhaltungen in der Wohnung nebenan: Du kannst sie nur hören, wenn sie laut genug sind, und selbst dann musst du dich bemühen, um zu verstehen, was gesagt wird. Heute hätte ich eine professionelle Abhörausrüstung gebraucht.
Zuerst war ich unruhig oder sogar hibbelig. Ich dachte mir, dass es damit zusammenhing, dass ich für die Party am Abend noch so viel zu erledigen hatte, also setzte ich mich in Bewegung. Mark hatte nicht frei, aber er lieh mir seinen Lieferwagen, und ich verbrachte den Großteil des Tages damit, Partyvorräte ranzuschaffen -in der Gesellschaft und mit der moralischen Unterstützung der Misses Sarah, Dottie und Gracie. Ich hatte eine lächerlich ausgefeilte Liste gemacht (Bud-Dosen-2-Kästen; Bud-Flaschen-2-Kästen, Chips-gerillt-4-Tüten; Chips-normal-4-Tüten...). Bestimmt ging es mir besser, wenn ich die Punkte abhaken könnte. Ich hakte einen nach dem anderen ab, und aus der Hibbeligkeit wurde ein Gefühl unglaublicher Schwere - nicht so, als hätte ich hundert Pfund zugenommen (das hatte noch etwas Zeit), sondern eher, als habe sich die Schwerkraft verdoppelt oder verdreifacht. Kaum war ich mehr imstande, mein eigenes Gewicht zu schleppen. Ich bin jedoch gerade noch sensibel genug, um zu bemerken, dass das Gefühl psychischen und nicht physischen Ursprungs war, doch als ich mein Ohr an die Wand zwischen mir und meinen Gefühlen drückte, war alles, was ich hören konnte, ein verstimmtes Grummeln.
Aber ich hatte dringlichere Sorgen. Eine halbe Stunde vor Partybeginn hatte ich mich noch nicht rasiert, geduscht, umgezogen, geschweige denn, dass ich etwas dekoriert oder die Sachen hingestellt hätte. Natürlich war das der Moment, in dem sich das Kind in mir zu Wort meldete, um mir zu erklären, es habe das sichere Gefühl, dass es eine tolle Party hätte werden können, dass es jetzt aber eine Riesenenttäuschung für alle zu werden drohte - eine Art kleinere Version meines eigenen Lebens. Ich hatte gerade den ersten flüchtigen Blick auf das behaarte grüne Monster geworfen, das den ganzen Tag auf meinem Rücken gesessen hatte, da klingelte es an der Tür. Es war Anne - an der Tür, meine ich.
Ob zur Arbeit oder zum Vergnügen, Anne kommt immer als Erste, dieses Mal mit zwei Blechen frisch gebackener Chocolate Chip Cookies, zwei Einkaufstüten voller Kram und mit Merlin, der an mir vorbeisprengte, um mit seiner kleinen Schwester
Weitere Kostenlose Bücher