Ein Hund namens Gracie
geldgierig!«
»Geldgierig!«
»Hört mal, ihr beiden«, schaltete Mark sich jetzt ein, »es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Hundekuchen zu verschenken und das Ganze als Investition anzusehen, okay? Also lasst uns...« Schon standen die nächsten Kunden, eine große Brünette mit roter Sonnenbrille und ihr nicht ganz so großer Mann vor uns, der schon unter zwei Einkaufstüten mit Gratisproben schwitzte.
Sie nahm eine Tüte: »Zwei Dollar für eine Tüte?«
Michael sprang hoch: »Zwei Dollar ist unser üblicher Dauertiefpreis, aber heute sind sie gratis, und auf Sie, als Kundin, kommen garantiert keine weiteren Kosten zu.« Wir starrten ihn alle eine Sekunde lang an. »Stimmt’s, Onkel Dan?«
»Ah, ja! Stimmt genau, nur heute, keine Kosten!« Mir kam es so vor, als hätte ich gerade in einer brechend vollen Kneipe gerufen: »Die Getränke gehn auf mich!«
In die Augen der Frau kam Leben: »Wenn das so ist, nehmen wir fünf!«
Ich schluckte: »Fünf?«
»Ja, eine für Nick und Nora, unsere Labradore, eine für Mamas Hund Fluffy, einen für Carolines kleinen Dackel Schnitzel - ach, der ist ja sooo niedlich!« Sie machte eine Pause: »Und, na ja, eine für Notfälle!«
Ich wollte gerade etwas sagen, kam aber gar nicht dazu.
»Das ist ja wunderbar!« Mark strahlte. »Hier, bitte sehr: eine, zwei, drei, vier und fünf. Und hier, noch eine, für Ihre Nachbarn und deren Hunde!« Er lächelte sie so freundlich an, dass mir nichts übrig blieb, als eine Tüte zu schnappen und ihnen beim Reinstopfen zu helfen.
»In Ordnung, Jungs, wir wollen euren Stand hier nicht in Beschlag nehmen. Wir sehen mal zu, dass wir weiterkommen. Tja, vielen Dank auch noch!«
»Das Vergnügen war ganz auf unserer Seite«, sagte Mark. »Rufen Sie uns an, wenn’s alle ist!«
»Da können Sie sicher sein!« grunzte der Ehemann schwitzend unter den zusätzlichen Pfunden.
Wie sich herausstellte, war das schon unser größtes »Geschäft« des Tages. In den nächsten vier Stunden standen wir in der mörderischen Hitze. Nur ein paar Dutzend Leute kamen an unseren Tisch. Die meisten warfen einen Blick auf unser Schild, lachten und gingen weiter. Es war ihnen noch nie in den Sinn gekommen, dass man Hundekuchen frisch backen konnte. Gegen Ende des Tages hatten wir niederschmetternde 23 von unseren 500 Tüten verschenkt.
Um sechs luden wir alles wieder auf den Lieferwagen, fuhren die Kids wortlos bei meiner Schwester vorbei und kamen schweigend zu Hause an. An dem Abend sprachen wir nicht über die Schau. Es war allzu offensichtlich: Das Unternehmen war ein Flop. Als ich an dem Abend mit Gracie ausging, zog sie spielerisch an der Leine und jagte den Glühwürmchen nach. Sie kriegte gar nichts mit. Es war ein Reinfall, und sie merkte es nicht mal. Oder wenn sie es merkte, war es ihr völlig egal.
Nach diesem Schwarzen Sonntag, an dem wir es noch nicht mal geschafft hatten, unsere Hundekuchen zu verschenken, hätte nichts als ein göttliches Zeichen unsere Laune heben können. Am Montagabend trafen wir zur selben Zeit von der Arbeit zu Hause ein. Wir begrüßten einander mit der Begeisterung, mit der Verurteilte ihre Henker begrüßen.
Sogar die Wiedersehensfreude der Mädchen hellte unsere Laune nicht auf.
Als ich ins Wohnzimmer ging, hörte ich Mark auf den Anrufbeantworter in der Küche drücken. Es folgte eine gedämpfte Stimme, dann ein lautes »OH!« Ich ließ mich aufs Sofa sinken, und Gracie setzte sich neben mich. Das heißt, sie näherte sich dem Sofa rückwärts und ließ ihren Rumpf darauf nieder, während ihre Vorderbeine noch standen. Alle Deutschen Doggen machen das, aber ich muss jedes Mal darüber lachen. Dann rutschte sie rüber, so dass wir Hüfte an Hüfte saßen, und seufzte. Ich seufzte auch. Eine weitere Nachricht, gefolgt von einem lauteren »OH!« Und noch eine.
»Hey, Dan, komm mal ’n Moment rüber.«
»Was ist denn?« brüllte ich zurück.
»Nun komm schon!«
Ich hievte mich von der Couch und schleppte meine müden Knochen in die Küche. Wenigstens mussten wir heute Abend nicht backen.
»Na, was ist?«
Mark deutete auf den Anrufbeantworter. In seinen Augen funkte und blitzte es. »Hör doch mal!«
»... wie wir mehr davon bekommen können, weil wir fast keine mehr haben. Können Sie uns bitte anrufen...«
Jetzt deutete ich auf den Anrufbeantworter: »War das...«
Mark sprang in die Luft: »Yipee! Yipee!«
»Wollten die...?«
»Jap! Ja genau. Genau das wollten sie. Genau wie die beiden
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